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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Zischen. Vor Schreck rutschte mir das Telefon aus den Fingern,
prallte mit einer Ecke auf die Glasplatte des Tisches, flog zur Seite und
landete direkt vor einer korallenroten Schlange, die nach einem blitzschnellen
Ruck wie ein Pfeil unter dem Tisch hindurchschoss. Auch in die anderen
Schlangen kam Bewegung. Eine giftgrüne richtete sich auf und schlängelte mit gefährlichem
Züngeln direkt auf den Tisch zu. Jetzt ist es vorbei, dachte ich.
    Ich schloss die
Augen, weil ich nicht sehen wollte, wie die Viper oder was es sonst war, meinen
nackten Knöchel erwischte, und drückte meinen Kopf an Eckis Schultern.
    »Verdammte Bagage«,
murmelte Ecki irgendwann, und da merkte ich, dass ich nicht gebissen worden
war. Ich riskierte einen vorsichtigen Blick auf den Boden und sah, dass die
Glasplatte einen Riss bekommen und sich die Giftgrüne direkt daruntergelegt
hatte. Keinen Meter weiter ringelte sich eine Braungesprenkelte neben dem
Handy.
    »Wenn ich nur
wüsst, ob's welche von den Giftigen sind oder nicht«, fragte sich Ecki grübelnd
und fuhr mit der Hand über meinen Kopf. Der lehnte immer noch an seinen
Schultern, und neben dem vertrauten Duft von Heu roch ich das scharfe Aroma der
Angst, das nicht nur mein, sondern auch sein Körper ausdünstete. Ich bewegte
ganz vorsichtig meine Füße und hörte das Glas knirschen. Der Riss vergrößerte
sich.
    »Schau mich an,
Kathi! Nicht den Boden«, befahl mir Ecki.
    Langsam löste ich
den Kopf von seinen Schultern und den Blick vom Boden und sah über die Boa
constrictor hinweg hinaus auf den Fernsehturm, in dessen Fenstern sich das
Abendlicht brach.
    »Wenn ich den
Dreckskerl von Pfeifer in die Finger krieg! Der wird nichts zum Lachen haben«,
schwor mir Ecki. »Ich hab's nicht glauben woll'n, als ich das Kettl von der
Minka zufällig am Boden hinter der Heizung g'sehn hab, da vorne, unter dem
großen Glaskastl!«, redete Ecki weiter. »Hab nicht glaub'n woll'n, dass der
Tomasz was damit zu tun hat. Erpressen hat s' ihn wollen, hat er gesagt.
Umbracht hat er s'. Hier in der Wohnung. Und dabei hat die Minka das Kettl
verloren.«
    Pfeifer habe ihm
Unterschlupf gewährt, als er nach der Nachricht von Minkas Ermordung völlig
durch den Wind gewesen sei, erzählte Ecki weiter. Wie ein echter Freund habe er
sich benommen, sogar den Schlüssel für Eilerts Boot, den er noch in der Tasche
gehabt hatte, habe Pfeifer für ihn zurückgebracht. Pfeifer habe ihn immer darin
bestärkt, bloß nicht zur Polizei zu gehen, obwohl er, Ecki, dies immer mehr
habe tun wollen, weil er das mit dem Verstecken nicht mehr aushielt. Und als er
dann die Kette gefunden habe, seien ihm all diese »Freundschaftsdienste« in
einem anderen Licht erschienen.
    Natürlich erzählte
mir Ecki das, um sich zu erklären, aber er tat es auch, um mich, um uns beide
von der brüchigen Glasplatte und den Schlangen abzulenken.
    »Ich hab's ihm auf
den Kopf zugesagt«, erzählte Ecki weiter. »Hab immer noch denkt, dass ich mich
irren muss! Aber da hat er das mit der Erpressung g'sagt und die Schlangen
rausg'holt. Dass man sich so in einem Menschen täuschen kann!«
    »Oh ja, das kann
man.« Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und merkte, wie die Wut wieder
hochkochte. »Was bist du für ein feiger Hund. Minka, ausgerechnet Minka! Und
dann lässt du mich mit dem ganzen Schlamassel allein«, pfiff ich ihn an.
    »Musst leiser
schimpfen, Kathi, sonst werden die Viecherl rebellisch«, flüsterte Ecki.
    »Du kannst echt
froh sein, dass ich mich wegen der Scheißschlangen zurückhalten muss«, kläffte
ich leiser zurück. »Schau mich an!«, befahl ich ihm.
    Ecki gehorchte.
Ich starrte in diese blauen Augen, die mich so oft sentimental gemacht hatten.
    »Wehe, du lügst
mich jetzt an«, drohte ich. »Hast du Minka wirklich nicht umgebracht?«
    »Traust mir das
wirklich zu?« Eckis Stimme klang brüchig, und in seinem Blick schimmerte pure
Verzweiflung.
    »Dass du das Wort
›Vertrauen‹ tatsächlich noch in den Mund nimmst!« Wieder hätte ich am liebsten
gebrüllt und getobt und ihm meine Enttäuschung wie Gift entgegengespuckt, aber
dann dachte ich an das Gift der Grünen, die unter uns scheinbar schläfrig
darauf lauerte, dass sie uns endlich angreifen konnte.
    »Warum hätt ich s'
umbringen soll'n? Ich hab doch mit ihr Schluss g'macht an dem Tag nach dem Fest
vom Bause«, zimmerte Ecki weiter Erklärungen. »Reing'rutscht bin ich in die
G'schicht. War halt ein verliebter Trottel –«
    »Ecki«, unterbrach
ich ihn

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