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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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den letzten Tagen sagen. Bei diesem ganzen Ärger mit dem Haus hat
Tommi mich nie ordentlich beraten. Der wollte nur verkaufen, verkaufen,
verkaufen. Hat nur die Provision gesehen, die er dann verdienen würde, wie
überhaupt Geld für ihn eine unglaubliche Rolle –«
    Jetzt reichte es.
»Frau Mombauer, warum erzählen Sie mir das?«, unterbrach ich sie ungeduldig. »Ich
weiß nicht, was ich mit Ihrem Cousin zu tun habe!«
    »Eigentlich waren
Sie es, die mich auf die Idee gebracht hat«, sprudelte es weiter aus ihr
heraus. »Als Sie sagten, dass die Wohnung auch licht und hell sein kann. Da
habe ich gedacht, dass es vielleicht wirklich möglich ist, die bösen Geister zu
vertreiben, die mich immer heimsuchen, wenn ich da bin. Die mich auch in meiner
neuen Wohnung nicht losgelassen haben. Die ich nie losgeworden bin in meinem
Leben. Konfrontation mit der Vergangenheit, das meine ich. Frieden schließen,
Versöhnung finden. Irmchen hat davon gesprochen, und das Fotoalbum hat mir den
Weg gewiesen. Ich werde nicht mehr davonlaufen, ich werde zurückgehen. Ich bin
Ihnen so dankbar, dass sie mir diesen Weg aufgezeigt haben! Und, bitte verstehen
Sie das nicht falsch, aber ich bin froh, dass Sie wegen Ihres treulosen
Freundes nicht mehr hier einziehen können. Langer Rede kurzer Schluss: Ich
kehre in die Wohnung meiner Kindheit zurück und verlängere Ihren Pachtvertrag
für die ›Weiße Lilie‹.«
    Jetzt sprang ich
aus dem Bett. Wie gut, dass ich den Hörer nicht aufgelegt hatte. Sie bot mir
Sicherheit für die Zukunft der »Weißen Lilie«. Rumpelsteine der Last fielen von
mir ab. Aber wie lange würde das Angebot gelten? Heute? Morgen? Was, wenn Tommi
oder ein alter Groll sie wieder wankelmütig machten?
    »Wann können wir
den Pachtvertrag unterschreiben?«, fragte ich schnell.
    Sie lachte. »Ich
bin schon in der Wohnung meines Vaters. Das Entrümpeln tut der Seele gut, und
damit bin ich noch ein Weilchen beschäftigt. Den Vertrag habe ich schon
vorbereitet. Wann fangen Sie normalerweise an zu arbeiten? Vierzehn Uhr? Dann
kommen Sie doch einfach ein wenig früher. Dann stoßen wir mit einem Gläschen
Danziger Goldwasser, dem Lieblingsgetränk von meinem Vater und mir, darauf an
und regeln das.«
    Ich trank nie
Liköre, zu süß, zu klebrig, aber das war egal.
    »Danziger
Goldwasser, Champagner, was immer Sie mögen!«
    »Dann auf gleich!«
    Frühlingshaft
fröhlich klang die Stimme. Mit einem Mal glaubte ich, dass ihre Entscheidung
stimmig war und die Mombauer nicht wie ein Fähnchen im Wind bei der nächsten
Erschütterung einknicken würde.
     
    Ich drückte die
Off-Taste des Handys und trat ans Fenster. Die Morgensonne tauchte den grauen
Hinterhof in ein freundliches Licht. Statt Eckis welker Lilien, die jemand
aufgehoben und in den Müll geworfen hatte, grüßte in sattem Gelb der Löwenzahn,
der zwischen Betonrissen spross. Die Pfingstrose, die einer irgendwann mal in
den Topf neben der Wassertonne gepflanzt hatte, machte dem Löwenzahngelb mit
einer prächtigen roten Blüte Konkurrenz. In dem verkrüppelten
Schmetterlingsbaum tschilpten die Spatzen. Sag einer was gegen den Charme von
Hinterhöfen, dachte ich.
    Die »Weiße Lilie«
gerettet, so leicht war mir schon lange nicht mehr ums Herz gewesen. Ich sprang
unter die Dusche und störte mich nicht an Kunos morgendlicher Überschwemmung.
Dann schüttelte ich meine roten Locken durch und schlüpfte in mein liebstes
Sommerkleid. Giftgrün mit tomatenroten Streifen. Wie lang hatte ich mich schon
nicht mehr schön gemacht?
    In der Küche saß
Kuno vor einer Tasse Kaffee und den Sonntagszeitungen. Das Radio lief, und
Melina Mercouri sang von dem Schiff und dem einen, den man so liebt wie keinen.
Ich suchte einen anderen Sender. Kunos Kopf tauchte kurz hinter der Zeitung
auf. Er musterte mich mit diesem melancholischen Bullenblick, den ich von
unserer ersten Begegnung kannte. Damals hatte ich ziemlich ramponiert im
Achertal-Krankenhaus gelegen und Kuno die Aufgabe gehabt, herauszufinden, wer
mich so zugerichtet hatte. Ich hatte es ihm nicht leicht gemacht.
    »'s wundert mich,
dass du schon auf bist«, meinte er. »Und du siehscht besser aus, als ich denkt
hab.«
    »Gute
Nachrichten«, antwortete ich. »Ich unterschreibe gleich die Verlängerung des
Pachtvertrags für die ›Weiße Lilie‹.« Ich goss mir einen Kaffee ein und klemmte
zwei Weißbrotscheiben in den Toaster. »Schläft Adela noch?«
    »Wie ein Stein.
Halber viere isch s' heut Nacht bei ihr g'wäsä.«

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