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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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den Meisterkurs machen wollte.
Deshalb waren wir doch am Mittwoch miteinander am Wiener Platz verabredet.
Sozusagen zur Geldübergabe.«
    »Was denn für ein
Freund?«
    »Einer, den sie
über die Arbeit kennt. Mehr weiß ich nicht.«
    »Tomasz? Ecki?«
    »Namen hat sie nie
erwähnt.«
    Ecki kannte Minka
über die Arbeit! Nein, nein, nein. Wenn es Ecki wäre, hätte sie von ihrem
Freund oder ihrem Liebhaber gesprochen, nicht von einem Freund. Oder doch? Mein
Bild von Ecki hatte schon lange keinen festen Rahmen mehr. Zudem verlor es
zunehmend an Konturen, alles verschwamm. War der Mann, den ich so gut zu kennen
glaubte, nur eine Projektion gewesen? Wer hatte wen getäuscht? Ich mich? Oder
er mich? Oder er sich?
    »Hallo! Hören Sie
mir überhaupt zu?«
    Ohne dass ich es
bemerkt hatte, war Chidamber zu meinem Mäuerchen herübergekommen und beugte
sich über mich. Das Licht einer Straßenlaterne malte seinen Schatten als
abgeknickten Strich auf die Hofeinfahrt. Sein Schal baumelte jetzt wieder harmlos
an seinem Hals.
    »Wenn Sie das Geld
tatsächlich nicht haben, wer hat es dann?«, wiederholte er.
    »Und wenn Minka
das Geld gar nie bekommen hat?«, fragte ich zurück. »Wenn sie vorher umgebracht
wurde?«
    »Was sagen Sie
da?«, flüsterte Chidamber und erhob sich. Er stakste zwei Schritte weiter und
ließ sich auf das Mäuerchen neben mich fallen.
    »Minka ist tot,
Sie sind immerhin noch am Leben«, meinte ich. »Was ist dagegen der Verlust von
sechstausend Euro?«
    »Weh tut der
trotzdem«, stöhnte er und kickte ein trockenes Ästchen zwischen seinen Füßen
hin und her, bis ihm ein neuer Gedanke kam. »Meinen Sie, man hat Minka des
Geldes wegen umgebracht?«, fragte er ungläubig.
    Ich zuckte mit den
Schultern. Was wusste ich schon?
    »Aber wer hat dann
bei Ihnen eingebrochen? Und was hat er in Minkas Spind gefunden?«
    Chidamber sah mich
an, als würde ich ihm die Antwort absichtlich vorenthalten.
    »Keine Ahnung«,
murmelte ich und ächzte mich in die Höhe. Das Adrenalin, das meinen Körper seit
Chidambers Attacke durchströmte, ging zur Neige. Ich konnte kaum mehr die Augen
aufhalten.
    »Permanente
Erschöpfung führt zu schwerwiegenden körperlichen Fehlleistungen. Das habe ich
Ihnen schon mal gesagt.« Chidamber sezierte mich mit Masseurblicken. »Ich kann
Ihnen helfen, damit es nicht so weit kommt. Sie wissen gar nicht, wem ich schon
alles geholfen habe.«
    »Ich kann Ihnen
aber auch dann nicht helfen, an Ihr Geld zu kommen.«
    Meine Schuhe
fühlten sich an, als wären sie mit Blei gefüllt, es gelang mir nur mit Mühe,
ein Bein vor das andere zu setzen. Schwerfällig kramte ich mein Handy heraus
und bestellte ein Taxi. Sogar die paar Meter bis zum Brüsseler Platz waren mir
jetzt zu weit.
    »Übrigens, ich
habe da noch ein sehr gutes Konzept von »Cooking & Wellness« in der
Schublade. Säfte, Gemüse, Suppen, abgestimmt auf eine Reihe von Massageübungen.
Für Sie als Köchin hochinteressant, durchaus lukrativ, wie ich meine. Dass mir
das jetzt erst wieder einfällt! Meine Energien fließen nicht mehr so gut, seit
ich nur noch dem Geld hinterherrenne. Was meinen Sie, Frau Schweitzer? Könnten
wir nicht darüber ins Geschäft kommen?«
    Chidamber strahlte
mich so hoffnungsvoll an, als würde er tatsächlich an den Mist glauben, den er
da verzapfte.
    »Typen wie Sie«,
sagte ich, als ein Taxi auf der Straße anhielt, »fallen immer wieder auf die
Füße.«
    Chidamber zauberte
seinen Altherrencharme in die Backen, überholte mich und hielt mir
gentlemanlike die Tür auf.
    »Denken Sie noch
mal in Ruhe darüber nach! Und, Frau Schweitzer« – er beugte sich zu mir
herunter, nachdem ich mich auf den Rücksitz gezwängt hatte – »wenn das Geld
irgendwo auftaucht, dann wissen Sie, wem es gehört. Ich verlass mich auf Ihre
Ehrlichkeit!«
    Ein fester
Händedruck, ein tiefer Blick in die Augen, dann erst richtete er sich auf und
schloss die Autotür.
    Aber was
interessierte mich Chidambers Geld?
    »Wo soll es denn
hingehen, junge Frau?«, wollte der Taxifahrer wissen.
    Ins Bett, hätte
ich fast gesagt.
    »Nach Deutz, in
die Kasemattenstraße.«

SIEBEN
    In der
Kasemattenstraße schleppte ich mich schon halb schlafend die Treppe hoch. In
meinem Zimmer merkte ich sofort, dass Ecki da gewesen war. Nichts schien
berührt oder verändert zu sein. Sein großer Aluminiumkoffer stand noch exakt an
der Stelle, an der er bei seinem Einzug abgestellt worden war. Aber im ganzen
Raum hing dieser Geruch von frischem Heu und

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