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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Kuno legte die Zeitung zur
Seite und fuhr mit seinen Augen mein Gesicht ab, als wäre es ein Buch, in dem
er lesen konnte. »Die Sache mit dem Eilert hat mir keine Ruh g'lasse. Ich hab
halt ein bissele recherchiert«, sagte er dann und zog unter den Zeitungen ein
paar DIN-A 4-Blätter hervor. »Der Kerl ischd eine
Krake. Wo der überall seine Finger drinhat. Hier, ich hab's dir mal aufg'malt!«
Kuno reichte mir das Blatt.
    Eilert hatte
wirklich eine beeindruckende Menge an Posten und Funktionen inne: Er war
Mitglied bei den Freien Demokraten, bei der Industrie- und Handelskammer, hatte
mehrere Jahre im Vorstand der Stadtsparkasse gesessen, war Gesellschafter der
Cölner Immobilientreuhand, Mitglied im Presbyterium der Matthäus-Kirche und im
Vorstand der Kölner Narrenzunft von 1880.
    »Der
Karnevalsverein darf bei so einem in Köln nicht fehlen.« Kuno nahm das Blatt
wieder an sich und legte es zu den anderen auf einen akkuraten Stapel. In allen
Dingen war der Mann so ordentlich, wieso nur nicht bei seiner morgendlichen
Badezimmerbenutzung? »Die Karnevalsseilschaften sind für eine Karriere in Köln
Gold wert. Des ischd jetzt bei uns Schwobe ned so entscheidend.«
    Und das fand Kuno
gut. Adela hatte ihn in seinem ersten Kölner Jahr zu den Sangesabenden von
»Loss mer singe« mitgeschleppt und fünf Tage lang durch den Kölner
Straßenkarneval geschleift. Diese hautnahen Begegnungen mit rheinischer
Fröhlichkeit genügten ihm für den Rest seines Lebens. Sagte er zumindest jedes
Jahr, wenn Adela ihn wieder zum Mitfeiern bewegen wollte.
    »Des sind jetzt
nur die offizielle Posten und Pöstle«, kam er auf Eilert zurück. »Der Kerle
rührt mit seine Finger in der ganze Stadt rum. An so einem kannscht du dir
schnell die eigene Finger verbrenne.«
    »Und das
›All-inclusive‹? Was hat das damit zu tun?«, wollte ich wissen, weil mich
Eilerts andere Geschäfte nicht interessierten.
    »Des ischd sei
aktuelles Hätschelkind, aber bestimmt nicht sei letztes. An den Start gange mit
dem typischen Kölner Größenwahn. Was hat des IHK -Blättle
g'schriebe? ›Eilerts ehrgeiziges Ziel ist es, in fünf Jahren Marktführer in der
gehobenen Systemgastronomie zu sein.‹ Nur mit so blumige Versprechungen
kriegsch du heut noch Geld von Banken und Investoren. Aber 's ischd wie
überall. Auf des, was der Eilert will, sind andere auch scharf. Da wird mit
harten Bandagen gekämpft. Zimperlich darfsch du da nicht sein. Vetterleswirtschaft,
Schmiergeldzahlungen, so ebbes beherrscht der Eilert bestimmt aus dem Effeff.
Aber der ischd koi Killer. Viel zu auffällig. Die G'schäftle müsset in der
Grauzone laufen. 's Wichtigschde dabei ischd, dass es koiner merkt.«
    »Du meinst, er hat
nichts mit Minkas Tod zu schaffen?«
    Kuno nickte.
»Außer 's ischd eine Beziehungstat«, schränkte er ein. »Schwelende Eifersucht,
krankhafte Besitzansprüche, so ebbes in der Art. Ein Ausraschter, einer dreht
dir die Luft ab, verletzte Mannesehre. Du glaubsch manchmal nicht, wegen was
die Leut einander umbringen.«
    Gab es eine Spur
von Minka zu Eilert? Ich hatte keine Ahnung, ob er ihr je begegnet war.
Bestimmt kannte er nicht jeden seiner Vierhundert-Euro-Jobber. Ich dachte an
das Bause-Fest. Minka im Kreis der jungen Leute, Minka, der flirrende
Anziehungspunkt von Männerblicken, Minka, die später mit Chidamber gegangen
war. Ich hatte nicht gesehen, ob sie mit Eilert zusammengestanden oder geredet
hatte. Aber mit Ecki hatte sie auch nicht geredet, und die zwei hatten sich nur
zu gut gekannt, wie ich in der Zwischenzeit erfahren hatte.
    Eilert war
erfolgsverwöhnt, der nahm sich, was er wollte. Hatte er Minka gewollt? Was sie
sein Typ? Die Blondine, mit der Eilert in der »Weißen Lilie« war, fiel mir ein.
Die hatte sehr wohl eine gewisse Ähnlichkeit mit Minka. Und dann war da noch
Minkas Büchlein mit den Interna über die »Weiße Lilie«. Hatte Eilert den
Auftrag dazu erteilt? Waren sich die zwei bei Minkas Berichterstattung
nähergekommen? Hatte Minka ihn mit Lingum-Massage sexuell hörig gemacht und
dann Geld von ihm verlangt? Die sechstausend Euro, die sie Chidamber schuldete?
Und dann drehte Eilert als gekränkter Liebhaber durch? All diese Fragen, auf
die ich keine Antwort wusste, genauso wenig wie Kuno.
    »Wer leitet
eigentlich die polizeilichen Ermittlungen?«, wollte der wissen, und ich sagte
es ihm.
    »D'r Alban?«
    »Du kennst
Brandt?«
    »Mir waret mal
zusamme auf einer Ballistik-Fortbildung beim BKA in Wiesbaden. Damals bin ich

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