Himmel un Ääd (German Edition)
noch beim Stuttgarter KK 11 g'wäsä«, erklärte Kuno. »Und dann hab ich ihn vor einiger Zeit im ›Casino‹
vom Polizeipräsidium troffe.«
Die Welt war klein
und in Köln besonders klein. Obwohl Kuno nie bei der Kölner Polizei gearbeitet
hatte und erst nach seiner Pensionierung in die Domstadt gezogen war, ging er
regelmäßig im »Casino« am Walter-Pauli-Ring Kaffee trinken. Dort hatte er ein
paar ebenfalls pensionierte Polizisten kennengelernt und sich mit ihnen
angefreundet. Er kannte zudem auch aktive Polizisten und wusste erstaunlich
viel darüber, was bei der Kölner Polizei lief.
»D'r Alban ischd
ein guter Polizist, auch wenn manche denke, er tät auf Samtpfoten durch die
Welt tappe«, behauptete Kuno.
Er sagte dies
etwas trotzig, so als ob nicht viele diese Einschätzung teilen würden. Und dann
erzählte er, dass Alban Brandt schon immer etwas eigenwillig gewesen war, ein
sanftmütiger Eigenbrötler, der von den Kollegen den Spitznamen »Dangerous Fire«
erhalten hatte, weil an ihm so gar nichts gefährlich oder angsteinflößend
wirkte und er oft bei ganz bestimmten Fällen eingesetzt wurde.
»'s ischd so, dass
d'r Alban gern bei vermutetem Selbstmord, der ja dann meistens tatsächlicher
Selbstmord ist, eingesetzt wird. So ist der auch an den Fall von der Minka
gekommen. Und da war's halt koi Selbstmord, sondern Mord, und deshalb leitet er
jetzt die Ermittlungen. D'r Alban ist koi Schlamper, der tut alles, um
rauszufinden, wer's gewesen ischd.«
Wenn es so war,
konnte ich nur hoffen, dass von den vielen offenen Fragen, die sich mir
stellten, Brandt zumindest einige schon beantworten konnte. Nichts wäre mir
lieber, als dass der Mord an Minka schnell aufgeklärt wurde. Kuno versank
wieder hinter seiner Zeitung. Ich aß den kalt gewordenen Toast und schob noch
einen warmen hinterher, den ich mit holländischen Schokoladenstreuseln
bestreute. Darüber hatte Ecki sich immer lustig gemacht, genauso wie über
Adelas Brötchen mit Schnittkäse und Marmelade. Es hatte so viele fröhliche
Frühstücke zu viert an diesem Küchentisch gegeben.
Ecki! Die mächtige
Wut, die ich gestern Nacht auf ihn hatte, war verraucht, stattdessen meldete
sich das wunde Herz wieder.
Kuno war
allerdings kein Spezialist für wunde Herzen. Wilde Gefühle verängstigten ihn,
deshalb wollte ich über das Herzeleid gar nicht mit ihm sprechen. Aber etwas
anderes musste ich von ihm wissen.
»Kuno …« Ich
versuchte, so locker wie möglich zu klingen. »Gestern war Ecki hier. Hast du
ihn getroffen?«
Ein langsames
Kopfschütteln hinter der Zeitung.
»Er hat sich
seinen Reisepass geholt.«
Kuno ließ die
Zeitung sinken. »Du weischd doch, dass ich manchmal ins ›Café Central‹ gehe.«
Ich wartete auf
eine Erklärung, weil ich nicht riechen konnte, was das »Café Central« mit Eckis
Reisepass zu tun hatte. Aber Kuno vergrub sich wieder hinter der Zeitung und
schwieg.
»Ja und?«, fragte
ich irgendwann ungeduldig.
»Das Belgische
Viertel ist halt ein bissele urbaner als Deutz. Und ich beobacht halt so gern
Flaneure. Und dann sitz ich da und trink Kaffee und guck durch die Gegend«,
druckste er hinter der Zeitung.
»Kuno!«
Ich packte die
Zeitung, legte sie zur Seite und sah ihn direkt an. Kuno suchte wieder mit
seinem Blick meine Gemütslage einzuschätzen. Er kam wohl zu dem Ergebnis, dass
ich das, was er mir mitteilen musste, verkraften konnte.
»Vor zwei Woche
hab ich ihn vor dem ›Café Central‹ gesähä, mit dere Minka.«
»Was hast du?«,
flüsterte ich und spürte den Dolch, der sich in meinem Magen drehte.
»Auf d'r Straße
habe ich ihn natürlich nicht ang'sproche, aber daheim bei nächschter
Gelegenheit hab ich ihn mir zur Bruscht g'nomme. Ich hab ihm g'sagt, dass er
dir reinen Wein einschenken muss, und wenn er's nicht macht, dass ich's dann
tue«, versuchte Kuno, sein Verhalten zu erklären.
»Du hast seit zwei
Wochen gewusst, dass Ecki mit Minka ein Verhältnis hat, und mir keinen Ton dazu
gesagt? Was ist das für eine Scheißmännersolidarität!«
Ich rang nach
Luft. Mein ganzer Körper vibrierte. Verraten von Kuno. Die Empörung darüber
schoss mir durch die Blutbahnen. Alles brannte. Ich stand in Flammen.
»Ich hab koin'm
was g'sagt. Auch d'r Adela nicht«, versuchte Kuno den Brand zu löschen und goss
dabei nur Öl ins Feuer. »Ich wollt dem Ecki die Chance geben, die Sach selber
in Ordnung zu bringen. Du weißt selber, wie heikel so ebbes ischd mit Paaren,
wo man beide gern hat. Ich hätt
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