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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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hinter ihm
abzusperren.
    Ich spürte diese
beschämende Demütigung wieder, die ich damals empfunden hatte, genau wie das
Entsetzen über Eckis Gewaltausbruch.
    Ein Hupen stieß
mich zurück in die Gegenwart. Ein überholendes Auto drängte mich auf die rechte
Fahrspur, die ich, ohne es zu merken, überfahren hatte. Ebenfalls ohne es zu
merken, war ich schon wieder in Köln angelangt. Ich fuhr auf der
Rheinuferstraße stadteinwärts. Meine Hände am Lenkrad zitterten, und neue
Hitzewellen brandeten durch meinen Körper. Ich zwang mich, mich aufs Fahren zu
konzentrieren. Rechts vor mir pflügte ein mit Containern hoch beladener
Frachtkahn flussabwärts unter der Südbrücke hindurch. Links von mir überholte
mich jetzt ein Gemüselaster. Sehr zum Ärger der Autofahrer hinter mir hielt ich
die ganze Strecke über das vorgeschriebene Tempo fünfzig ein, selbst als ich
über die Mülheimer Brücke fuhr. Ich war froh, als ich Adelas Cabrio heil vor
der »Weißen Lilie« abstellte.
    In der Brüsseler
Horrornacht hatte Ecki tausendmal angerufen und reuige Entschuldigungen auf den AB geschluchzt. Ich rief nicht zurück und
tauschte am nächsten Tag das Wohnungsschloss aus. Als er seine Klamotten
abholte, hatte ich einen schwedischen Kollegen, stark wie ein alter Wikinger,
als Schutzschild dabei. Ende und aus, mit einem Mann, der mich schlug, wollte
ich nie mehr etwas zu schaffen haben.
    Ich fuhr das Dach
hoch, dann stemmte ich mich schwerfällig aus dem Auto und schaffte die
Erdbeeren in die Küche. Ich wusch sie, zupfte die kleinen grünen Fruchtansätze
ab und warf sie in den Mixer. Aber so beruhigend diese Alltagsarbeiten sonst
wirkten, heute vertrieben sie die schmerzhaften Erinnerungen nicht. Ich hatte
die Büchse der Pandora geöffnet und konnte sie nicht mehr verschließen.
    Wieso hatte ich
Ecki diese Ungeheuerlichkeit verziehen und danach komplett verdrängt? So genau
konnte ich das gar nicht mehr sagen. Vielleicht wegen der Briefe, die aus
Bombay kamen. Briefe voller Reue und Erklärungen. Briefe voller Versprechungen,
so etwas nie wieder zu tun. Vielleicht weil Wunden heilten, Wut verrauchte und
Sehnsucht Erinnerungen weichzeichnete? Oder schlicht aus Liebe? Ich wusste es
nicht mehr, aber ich weiß noch genau, wie sehr ich mich freute, als Ecki zum
ersten Mal unangemeldet aus Bombay nach Köln kam.
    Außer dem
schwedischen Kollegen, den ich schon lange aus den Augen verloren hatte, wusste
niemand von diesem Abend. Ecki und ich sprachen nie davon, und Ecki hatte mich
auch nie mehr geschlagen. Die Sache war so lange verziehen, dass ich seine
finstere Seite fast vergessen hatte. Ecki, mein lässiger Ecki, dem Nonchalance
ein zweiter Vorname war, konnte zum Tier werden. Und alles, was ich über ihn
und Minka hörte, deutete darauf hin, dass er erneut ausgerastet war. Und dass
die zarte Minka es, im Gegensatz zu mir, nicht geschafft hatte, ihn rechtzeitig
vor die Tür zu setzen.
    Brandt rief an,
als die Erdbeeren alle schon püriert und tiefgefroren waren und ich mit Papier
und Bleistift im Kühlraum stand, um die Einkaufsliste zu erstellen. Neue Woche,
neuer Speiseplan.
    »Ich fürchte, ich
habe keine guten Neuigkeiten«, begann er, während ich den Kühlraum verließ und
in die Küche zurückkehrte. Gute Neuigkeiten von Brandt hätten mich auch
wirklich überrascht.
    »Gerade habe ich
von der Gerichtsmedizin erfahren, dass Frau Mombauer von einer Kobra gebissen
wurde. Die Spurensicherung hat auf dem staubigen Boden in Mombauers Wohnung
deutliche Hinweise auf eine Schlange gefunden. Aber keiner in Ihrem Haus hält
Reptilien. Und Frau Mombauer wird nicht nur von Ihnen eine ausgeprägte
Schlangenphobie attestiert. Es ist also davon auszugehen, dass sie das Tierchen
nicht selbst gehalten hat und beim Streicheln gebissen wurde.«
    »Oh Gott! Sie hat
die Schlange gesehen, ist in Panik geraten und hat sich aus dem Fenster
gestürzt.« Wieder stieg eine dieser Hitzewellen in mir hoch.
    »Ein mögliches
Szenario neben einigen anderen.« Brandt war wie immer vorsichtig. »Ich erzähle
Ihnen aber aus einem anderen Grund davon. Die Monokelkobra ist sehr klein, wenn
sie sich zusammenrollt, grade mal handtellergroß. So ein Tier kann sich überall
verstecken und überall auftauchen. Ihr Biss ist extrem giftig und, wenn nicht
schnell das richtige Gegenmittel geimpft wird, immer tödlich.«
    Nicht nur die
Hitzewellen meines Kapriolen schlagenden Körpers drückten mich auf einen Stuhl
nieder. Eine hochgiftige Schlange irgendwo im

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