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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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gute Frage«,
stimmte mir Adela zu, ohne diese beantworten zu können. Damit waren unsere
Gemeinsamkeiten bei diesem Frühstück zu Ende. Denn als ich von Eckis Anruf
erzählte, zog mir Adelas Reaktion den Boden unter den Füßen weg. Für Adela war
alles, was Ecki erzählt hatte, die Wahrheit. Wie Ecki glaubte sie, dass er als
Sündenbock herhalten musste. Mich hielt sie für kleinlich, weil ich ihm nicht
mehr über den Weg traute und ihm meine Hilfe verweigerte. Sie regte sich
darüber auf, dass ich Ecki durch meine Grobheit verschreckt hatte und er sich
deshalb nicht mehr melden würde.
    »Der ist doch völlig
durch den Wind«, hielt sie mir vor. »Wer weiß, was der noch an Unsinn
anstellt.« Und überhaupt, warum ich Ecki nicht viel mehr gefragt hatte. Wo er
jetzt steckte, was er nach dem Streit mit Minka getan hatte, wo Minka danach
hingegangen sein könnte und so weiter.
    Ich fasste es
nicht, dass meine beste Freundin sich mehr um diesen Windhund sorgte als um
mich! Weil er tiefer im Dreck steckte als ich, weil es bei ihm um alles oder
nichts ging, argumentierte sie. Und was war mit mir? Brach um mich herum nicht
auch alles zusammen? Hatte mich der Mistkerl nicht brutal betrogen? Und ich
sollte mich jetzt mit ein bisschen Händetätscheln zufriedengeben, während Ecki
ihre gesamte Fürsorge geschenkt bekam?
    Ich regte mich
auf, Adela regte sich auf, und dabei wurden wir so laut, dass Kuno, die Zeitung
wie einen Schutzschild vor sich hertragend, im Wohnzimmer Zuflucht suchte.
Bestimmt hätten wir uns noch länger beharkt, wenn Bauer Schneider nicht
angerufen hätte, um mir mitzuteilen, dass die Lambadas reif waren. Weil sie
wohl doch merkte, wie sehr sie mich durch ihre Haltung verletzte, hatte mir
Adela ihren kleinen Schwarzen angeboten. Ihr Cabrio verlieh sie eigentlich nie.
Ich nahm das Friedensangebot an und fuhr mit dem schnittigen Wagen ins
Vorgebirge.
    Bei der Ausfahrt
Brühl verließ ich die Autobahn. Montag war Ruhetag in der »Weißen Lilie«, ich
musste mich also nicht hetzen. Mit den Anlagen der Godorfer Raffinerien, die
rechts von mir ausfransten, ließ ich die Stadt endgültig hinter mir, denn links
hinter Brühl erhoben sich schon die ersten Hügel des Vorgebirges. Viel Weite
und viel Grün, so wollte ich mir den Kopf durchpusten lassen.
    Der Boden in der
Kölner Bucht war fruchtbar, traditionell gab es hier viele Obst- und
Gemüsebauern. Vor Brühl bog ich in Richtung Berzdorf ab und fuhr in
gemächlichem Tempo eine Landstraße entlang. Wegen der guten Verkehrsanbindungen
und des günstigen Baulandes war die Gegend auch zum Wohnen attraktiv.
Neubaugebiete, die sich wie Spinnennetze um alte Ortskerne legten oder wie
trotzige Bollwerke etwas abseits davon standen, bestimmten das Bild der Dörfer.
Ihren bäuerlichen Charakter hatten diese längst verloren. Ich ließ mir den
Fahrtwind durch die Haare wehen, passierte Apfelplantagen und Birnenspaliere
und sah in den Erdbeerplantagen die Erntehelfer im Stroh zwischen den
Erdbeerreihen knien. Wie wild wucherndes Unkraut schob sich in die Obstfelder
immer wieder Mais, der hier wegen irrsinniger EU -Subventionen
Jahr für Jahr mehr Ackerland auffraß.
    Von der
zauberhaften Schönheit der Ausläufer des Schwarzwaldes, an denen ich groß
wurde, war diese Landschaft weit entfernt. Keine prächtigen Weinfelder, die
sich sanft ansteigend aus der Rheinebene schoben, keine Kirschbaumhügel, die
die Gegend im Frühjahr in ein weißes Blütenmeer verzauberten. Dennoch hüpfte
mein Herz, als ich hier im Vorgebirge den ersten Kirschbaumacker sah.
Kirschbäume!
    Mein Heimatdorf
war ein Kirschenort, auf allen Feldern in Richtung Mösbach und Önsbach, auch
auf denen in Richtung Achertal standen nichts als Kirschbäume. Bei der Ernte
half jeder, der auf Leitern steigen konnte. So schön, wie das Wetter in den
letzten Wochen gewesen war, ernteten sie im Badischen bestimmt schon die ersten
Kirschen. In Kirschbäume zu klettern, mir den Bauch mit Kirschen
vollzuschlagen, mich mit meinem Bruder im Weitspucken zu messen und zum Mittag
Marthas Kirschplotzer zu essen, das alles zählte zu meinen schönsten
Kindheitserinnerungen.
    Martha! Wann hatte
sich meine Mutter zuletzt bei mir gemeldet? Vor drei Wochen oder vor vier? Seit
sie Großmutter war, schüttete Martha ihre herrische Fürsorge mehr über meinen
Bruder und seine Familie aus und ließ mich im Gegenzug für längere Zeit in
Ruhe. Jetzt vermisste ich sie, selbst ihre nervigen Anrufe. Oh Gott, wie mies
musste es mir

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