Himmel un Ääd (German Edition)
beenden,
als ihm noch etwas einfiel. »In einem harmlosen Punkt müssen Sie meine
Neugierde noch befriedigen«, schickte er hinterher. »Haben Sie mit dem Waldmeister
etwas Kulinarisches zaubern können?«
Den Waldmeister
hatte ich komplett vergessen. Der war vorhin gelb und verwelkt im Müll
gelandet, gestand ich dem Kommissar.
»Das macht
nichts«, meinte Brandt. »In meinem Schrebergarten gibt es noch viel mehr. Ich
kann Ihnen jederzeit welchen vorbeibringen.«
Jederzeit? Das
klang so, als ob ich, nach der Horrormeldung, die er vor ein paar Minuten
verkündet hatte, fröhlich vor mich hin kochen könnte.
»Ach ja?«,
pflaumte ich ihn an und klapperte mit ein paar Pfannen. »Und dann mache ich uns
ein Schlangenragout in Waldmeistersoße?«
»Sind Sie nicht zu
Hause? Ist Ihr Restaurant montags nicht geschlossen?«, fragte Brandt alarmiert.
»Sind Sie etwa an Ihrem freien Tag in der ›Weißen Lilie‹? Machen Sie bloß, dass
Sie da rauskommen!«
Ich hatte kaum die
Off-Taste des Handys gedrückt, als ein Feuerwehrwagen auf der Keupstraße
stoppte. Ich hörte Türen klappern, und schon standen zwei vermummte Männer mit
hohen Stiefeln und langen Handschuhen in meiner Küche.
»Was machen Sie denn
hier? Los, raus hier«, brüllte mich einer an.
»Aber«, stammelte
ich.
»Erst mal raus,
los, schnell, schnell«, machte der Mann Druck und zog mich aus der Küche durch
das Restaurant nach draußen auf die Straße.
»Aber die
Kühlräume müssen noch zugesperrt werden«, beschwerte ich mich. »Und meine
Handtasche ist auch noch drinnen, die liegt auf dem Pass.«
»Machen wir,
machen wir«, bellte der Feuerwehrmann. »Ist sonst noch jemand im Haus?«
»Irmchen Pütz,
erste Etage.«
Die beiden
Floriansjünger klingelten und stürmten dann ins Haus. Ein Wagen des THW s fuhr vor, Gerätschaften wurden ausgepackt. Jemand
rief: »Die zweite Etage!«
Schwere Stiefel
klackten auf der Straße, Wagentüren schlugen auf und zu, Bewohner des
Altenheimes näherten sich neugierig, Passanten hielten an.
»Was ist denn
los?«, rief einer von ihnen. Er erhielt keine Antwort.
Festgenagelt auf
dem Beton stand ich da und bewegte robotermäßig den Kopf hin und her. Ich
fühlte mich wie im Kino, und sofort fielen mir Schlangenszenen aus Filmen ein.
Die Ouvertüre von »Jäger des verlorenen Schatzes«, wo Indiana Jones in eine
Schlangengrube fällt. Die Riesenanakonda in »Auf der Jagd nach dem grünen
Diamanten«, die Joan Wilder erdrosseln will, oder das Schlangennest in »True
Grit«, das Mattie Ross den Arm kostet. Erst als zwei Feuerwehrleute Irmchen in
der Affenschaukel auf die Straße trugen, landete ich wieder in der
Wirklichkeit.
»Ich will hier
nicht raus«, hörte ich Irmchen schimpfen und sah, wie sie mit ihrem Stock durch
die Luft fuchtelte. »Das ist Freiheitsberaubung. Soll mich die Schlange halt
beißen, ich will sowieso bald auf den Ostfriedhof.«
»Schlange!« Ein
erschrockenes Raunen wehte durch die Reihen der Altenheimbewohner, Passanten
liefen eilig weiter, neue blieben neugierig stehen.
»Irmchen«, rief
ich und stolperte auf sie zu.
»Katharina! Sag
ihnen, dass ich mich nicht vertreiben lasse. Die sollen nicht so einen Aufstand
um mich machen.«
Die Feuerwehrleute
setzten Irmchen vor mir ab.
»Sie kennen die
Frau?«, fragte der, der mich vorhin auf die Straße geschoben hatte.
»Brandmeister Angermann«, las ich auf seiner Jacke. »Sie kann vorübergehend im
Altenheim gegenüber unterkommen. Das hat ein Kollege gerade geklärt.«
»Da geh ich nicht
hin«, polterte Irmchen mit glühenden Backen. »Das ist eine Einbahnstraße. Da komm
ich nur mit den Füßen zuerst wieder raus.«
Irgendwo in mir
wurde ein neues Feuer entfacht, und mein Kreislauf spielte so verrückt, dass er
bald zusammenbrechen würde, wenn ich ihn nicht schnell mit Koffein fütterte.
Irmchen wollte auch Kaffee, die Feuerwehrleute wollten weiterarbeiten, und mein
Verstand arbeitete tatsächlich noch so gut, dass ich darauf bestand, mir
Handtasche und Reservierungsbuch aus der »Weißen Lilie« holen zu lassen, und
Brandmeister Angermann persönlich für meine Weinvorräte verantwortlich machte.
»Die sind bei uns
so sicher wie in Abrahams Schoß«, versicherte er mir mit vertrauenswürdigem
Grinsen. »Das ist nicht das erste Haus, das wir evakuieren.«
»Evakuieren!«,
echote Irmchen neben mir böse. »Das klingt wie im Krieg. Ich brauche keinen
Kaffee, Katharina, ich brauch was Stärkeres.«
Von mir aus konnte
Irmchen saufen, so
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