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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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als ich näherkam. Mein Gesicht, das Fenster, mein Gesicht, das Fenster.
    »Ich war mal Polizeibeamter, Helen. Okay? Geben Sie mir das Gewehr.«
    Ich kam näher. Fast hätte ich sie berühren können.
    »Helen«, sagte ich, und dann war plötzlich die Hölle los. Ein weiterer Schuß peitschte durch die Luft, dieses Mal direkt vor der Haustür. Und dann noch einer, als ich nach dem Jagdgewehr griff. Der zweite Schuß war sogar noch lauter, so laut, daß er mir in den Ohren schmerzte, in ihnen dröhnte, als würde ich nie wieder etwas anderes hören.
    In meiner Hand war etwas Heißes. Der Lauf des Gewehrs. Und da war noch was. Irgendwas fiel vom Himmel. Es regnete. Meine Ohren dröhnten, und es regnete.
    Ich sah hoch und gewahrte die Reste des Elchkopfes an der Wand. Eine braune Wolke hing in der Luft. Ich war mit Sägemehl und Hobelspänen und Mäusedreck und mit Gott weiß was sonst noch bedeckt. Ich schüttelte den Kopf. Verdammt, meine Ohren taten weh.
    Jemand war auf der Treppe. Ich konnte es nicht einmal hören, aber ich spürte das leichte Vibrieren des Fußbodens. Jemand näherte sich der Tür.
    Ich legte den Gewehrschaft an meine Schulter. »Runter mit Ihnen«, sagte ich zu Helen. »Und halten Sie sich die Ohren zu.«
    Ich visierte mit dem rechten Auge und schloß das linke. Ich zielte auf den Eingang, in Brusthöhe,
    Ein Körper. Ein Gesicht. Lange Haare.
    Es war Maskwa.
    Ich riß das Gewehr hoch. Maskwa tat einen Schritt durch die Tür und hielt inne. Einen herzaussetzenden Moment lang hielt er das Gewehr direkt auf meinen Kopf gerichtet. Dann endlich senkte er es.
    »Alex.«
    Ich öffnete den Mund, wußte aber nicht, was ich als erstes sagen sollte. Er hob eine Hand, um mich zum Schweigen zu bringen, kam herüber und beugte sich zu Helen hinunter. Ihre Hände waren über ihren Ohren verkrampft. Ihre Augen waren geschlossen.
    »Helen«, sagte er. »Alles ist jetzt okay.«
    Sie bewegte sich nicht.
    »Alles okay«, sagte er. Er legte ihr eine Hand an den Hinterkopf und zog sie an sich heran. Sie brach an seiner Brust zusammen.
    »Maskwa«, sagte ich. »Werden Sie mir vielleicht mal verraten, was zum Teufel hier los ist?«
    »Ja«, sagte er. »Aber warten Sie …« Er wandte sich um und sah zur Tür. »Mein Gott, wo ist Vinnie?«
    »War er nicht bei Ihnen?«
    »Wir haben uns aufgeteilt«, sagte Maskwa. »Er ist noch irgendwo da draußen.«
    Maskwa berührte Helens Haar und versicherte ihr, wir seien gleich zurück. Sie schlug die Augen nicht auf und nahm auch nicht die Hände von den Ohren. Er flüsterte ihr noch etwas anderes ins Ohr und stand auf.
    Als wir nach draußen kamen, sah ich eine Leiche am Fuß der Treppe. Der Mann lag mit dem Gesicht nach unten im Dreck, mit einem Loch im Rücken. »Oh Gott, nein«, sagte ich.
    »Alex, das ist nicht Vinnie.«
    Ich atmete hörbar aus. Als ich nähertrat, konnte ich das Gesicht des Mannes erkennen. »Das ist Reds Bruder Dallas.«
    »Wenn Sie es sagen«, meinte Maskwa.
    Neben dem Mann sah ich auf der Erde eine Beretta. Es war dieselbe Pistole, die er an dem Abend, an dem sie uns angehalten hatten, an Vinnies Schläfe gepreßt hatte.
    »Der andere Mann … der Große. Ist er hier auch irgendwo?«
    »Ich glaube, er ist drüben hinter dem Schuppen. Am Steg.«
    »Maskwa, wie kommt es, daß Sie hier sind?«
    »Gedulden Sie sich, Alex. Lassen Sie uns erst ihn finden.« Er blieb einen Moment stehen und sah sich nach allen Seiten um. Eine Hand hatte er in meine Richtung gestreckt, als arbeite es hart in seinem Kopf, vielleicht wiederholte er in seinem Innern alles, Bild für Bild. Endlich verbrannte die Sonne fast den gesamten Morgennebel. Nur der See lag noch im Verborgenen.
    »Ja«, sagte er. »Ja, in diese Richtung. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, nachdem er den anderen erschossen hat.« Er ging zum Ende des Stegs hinunter. Der große Mann lag direkt hinter dem Bootsschuppen auf der Erde. Ein guter Teil seines Schädels war weggesprengt, und die Schuppenwand war in Rot und Rosa gefärbt. Maskwa blieb unmittelbar neben ihm stehen, sein Fuß war nur Zentimeter von den verkrampften Fingern des Toten entfernt. »Wo ist er?« fragte er. »Nun komm schon, bitte.«
    Ich trat neben ihn. Ich sagte kein Wort.
    »Da«, sagte er. Nur ein paar Meter vom Schuppen entfernt standen ein paar magere Bäume, dahinter dichtes, hohes Unkraut, wo die Küstenlinie in den Urwald überging. Er stürzte auf die kleine Lücke zu, die er entdeckt hatte. Ich folgte ihm auf dem Fuße. Als er anhielt,

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