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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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einem Ballon entweicht.
    »Verdammt noch mal«, sagte ich ohne Stimme. »Wo bist du, Vinnie?«
    Das Geräusch hörte auf.
    Angst sammelte sich in meinem Magen. Ganz ruhig, Alex. Es ist an der Zeit, hier aktiv zu werden. Ich hob Leons Ruger vom Boden auf und wischte den Schmutz ab. Ich wußte, es war eine moderne Waffe, mit Patronen Kaliber .45, aber in meiner Hand wirkte sie wie eine Antiquität, wie ein Gerät aus dem Zweiten Weltkrieg. Falls ich sie brauchen mußte, hoffte ich, daß sie ihren Zweck erfüllte.
    Ich arbeitete mich von Baum zu Baum vor. Der Nebel schien jetzt hin und her zu treiben, wie Gespenster umwirbelte er mich. Ich mußte weiter voran kommen. Ich wußte nicht, was ich sonst tun konnte. Das Jagdhaus nahm langsam Gestalt an, über mir tauchte das Holzdach auf. Ich lehnte meinen Rücken gegen den Metzgerschuppen und packte die Waffe mit beiden Händen. Meine ganze Ausbildung, die ich genossen hatte, vor einer Million Jahren, war plötzlich wieder da. Waffe hoch, um die Ecke linsen, zurückziehen. Ist die Luft rein, mit der Waffe führen, sich tief halten. Schnell bewegen, aber ohne Eile … Ich schob mich um die Tür des Schuppens, Pistole in Bereitschaft. Ich kann in jede Richtung schießen.
    Vinnie, ich komme. Sei gefälligst noch am Leben.
    Ich bewegte mich an dem unteren Teil der Mauer entlang, in Richtung Gebäudefront. Ich hielt an der Ecke inne, atmete durch und warf dann einen raschen Blick auf die Treppenstufen. Sie waren leer. Ich sah mir alles andere an – ein weiterer kleiner Bau am Steg, der Steg selbst, der ins Nichts führte, der See noch verborgen hinter einer dichten Nebelmauer. Ich wußte nicht, wer wo war oder wer auf mich schießen würde, wenn ich mich bewegte, aber ich fühlte mich unendlich schutzlos, wie ich da an der Wand kauerte. Hier geht nichts mehr.
    Ich ging die Stufen hoch und fluchte bei jedem Ächzen und Stöhnen des Holzes. Als ich auf der Veranda vor dem Haus war, schob ich meinen Kopf für eine Sekunde über die Fensterbank und senkte ihn dann wieder. Hatte ich drinnen jemanden gesehen? Ich mußte noch einmal nachsehen. Warte nur ein paar Sekunden. Zähl bis fünf. Eins … zwei …
    So weit kam ich. Der nächste Schuß klang wie eine Explosion im Innern meines Kopfes. Meine Beine gaben unter mir nach, und ich begann die Stufen herunterzugleiten, bis der nächste Knall das Holz zerfetzte.
    Sie sind direkt über mir. Ich bin tot. Ich bin tot. Ich bin tot.
    Ich ging zurück, kroch auf allen Vieren die Stufen hoch. Ich stieß die Tür auf und rollte mich ins Haus, als ein weiterer Schuß das Fliegengitter aus dem Rahmen warf. Sein Knall dröhnte noch in meinen Ohren, als ich da lag und mich fragte, ob ich wohl getroffen sei und es nur noch nicht wüßte.
    Und wo zum Teufel war zum Beispiel meine Pistole?
    Ich suchte auf dem ganzen Boden nach ihr. Das ist großartig, Alex. Das ist so was von beschissen großartig.
    Dann aus dem Nichts eine Stimme: »Keine Bewegung.«
    Ich sah hoch. Helen St.   Jean saß in der Ecke, die Beine an die Brust gezogen. Der Lauf des Jagdgewehrs war über ein Knie gelegt und auf mich gerichtet.
    »Helen«, sagte ich. »Ich bin es. Erinnern Sie sich nicht?«
    »Keine Bewegung«, sagte sie. »Und kommen Sie nicht näher.«
    Ich hob die Hände hoch. »Helen, wo ist Vinnie?«
    Sie sagte kein Wort.
    »Sie müssen mir sagen, wo Vinnie ist.«
    Sie hob den Gewehrlauf von ihrem Knie und zielte direkt auf mein Herz.
    »Helen, bitte, richten Sie den Lauf nicht auf mich.«
    Ich konnte sehen, wie das Gewehr in ihrer Hand zitterte.
    »Sie müssen mir das Gewehr geben«, sagte ich. »Die Männer da draußen, die kommen hier hoch.«
    Sie sah mich an. Sie atmete schwer.
    »Helen, Sie müssen mir das Gewehr geben. Diese Männer werden hier hochkommen und uns töten.«
    Sie sah zum Fenster hin. Ich hielt die Hände hoch, als ich mich langsam zum Boden hin bückte. Der große Tisch und alle Stühle waren verschwunden. Es war jetzt ein großer leerer Raum. »Ich komme zu Ihnen«, sagte ich. »Okay? Ich komme rüber, damit wir gemeinsam gegen sie kämpfen können.«
    Sie blickte weiter zwischen mir und dem Fenster hin und her. Als ich mich auf die Knie heruntergelassen hatte und mich zollweise an sie heranschob, verfolgte sie mich nicht mit dem Gewehr. Ich nahm das als ein gutes Zeichen.
    »Sie geben mir jetzt das Gewehr«, sagte ich. »Ich verspreche Ihnen, ich werde sie erschießen, wenn sie durch diese Tür kommen. Okay?«
    Ihre Augen bewegten sich weiter,

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