Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Nummer haben?«
»Sie kennt meine Nummer. Und wenn nicht, kann sie sie herausfinden.«
»Sir, sind Sie sicher, daß ich Ihnen nicht irgendwie behilflich sein kann?«
»Sie können etwas machen«, sagte ich. »Ich gebe Ihnen eine Adresse in Sudbury. Sie müssen da jemanden vorbeischicken.« Ich gab ihm die Adresse der Trembleys.
»Sir? Können Sie mir nicht sagen, was passiert ist?«
»Sagen Sie ihr, sie soll mich anrufen. Sagen Sie ihr, ich war das nicht. Und Vinnie auch nicht.«
Ich schaltete das Telefon ab und konzentrierte mich aufs Fahren.
Kapitel 25
Ich verließ Sudbury und fuhr nach Norden. Bis Timmins, Ontario waren es drei Stunden stramme Fahrt. Direkt hinter Onaping überquerte ich die Canadian Pacific Railway und in Gogoma dann die Strecke der Canadian National. Die Straße war leer, was eine verdammt glückliche Fügung war. Ich wäre über alles drübergefahren, was mir in den Weg gekommen wäre.
Timmins war eine weitere alte Bergbaustadt. Dort hatten sie Gold gefunden, vor langer Zeit, und die Spuren davon konnte man noch den Namen der Straßen und Geschäfte entnehmen. Prospector Street. Café Goldrausch. Ein Schild an der Straße bot Führungen in einer der alten Minen an.
Es war fünf Uhr am Morgen, als ich anhielt, um zu tanken und mir einen Kaffee zu gönnen. Zu dieser Jahreszeit war es noch dunkel. Sonnenaufgang war erst in zwei Stunden.
Ich fuhr aus der Stadt hinaus, und eine Weile gab es nur freies Feld und Kartoffelbauern, dann hieß es zurück in die Bäume. Endlich erreichte ich den Trans-Canada Highway und fuhr nach Westen, durch Smooth Rock Falls und Kapuskasing. Die Sonne schob sich soeben über den Horizont, als ich Hearst erreichte. Ich fuhr direkt an der Wache der Provinzpolizei von Ontario vorbei. Zu dieser Zeit war es kurz nach 6.30 Uhr, so daß Natalie noch nicht da war.
Auf Höhe der Wache bremste ich kurz ab, dann gab ich wieder ordentlich Gas, als ich sie hinter mir wußte. Ich fuhr nach Westen, und hinter mir ging die Sonne auf. Bis zum Jagdhaus war es immer noch eine halbe Stunde.
Ich kam an der Abfahrt nach Calstock und zum Constance Lake Reserve vorbei. Daß ich wieder hier war, mußte entweder ein schlechter Traum oder ein schlechter Witz sein. Mit einer Hand rieb ich mir die Augen. Als sie wieder frei waren, war ich dabei, von der Straße abzukommen. Von der Straße abkommen und gegen einen dicken Baum fahren, sagte ich zu mir. Das wäre perfekt.
Ich fuhr an der Abfahrt zur 631 vorbei, der Straße nach Wawa. Ich hatte die Nacht damit zugebracht, einen riesigen Bogen durch Ontario zu beschreiben, vom Soo nach Sudbury und nach Timmins und jetzt zurück auf dem Trans-Canada, den ganzen Weg nach hier oben. Noch ein paar Kilometer, und ich sah die kleine unbefestigte Straße, die zum Jagdhaus führte. Es war die Straße, die Vinnie und ich entdeckt hatten, als wir das erste Mal hierher gekommen waren. Wir waren uns nicht einmal sicher gewesen, ob es der richtige Weg war. Wie viel hatte sich seitdem verändert …
Schwerer Nebel hing in der Luft, als ich den Highway verließ. Die frühe Sonne hatte ihn noch nicht wegbrennen können. So kalt, wie es war, konnte dieser Nebel sich noch bis Mittag halten. Am letzten Morgen, den wir in den Wäldern verbracht hatten, hatte sich die Luft genauso angefühlt. Genauso naß, und die Kälte war genauso durchdringend. Auch bei hochgekurbelten Fenstern konnte ich das spüren.
Ich fuhr behutsam die Straße entlang. Im Nebel konnte ich nicht sehen, wohin zum Teufel ich fuhr, und ich hatte keine Lust, wieder im Schlamm zu landen. Das und die Tatsache, daß ich in der Tat nicht wußte, wo hinein ich da geriet. Ich hatte keine Vorstellung davon, was ich finden würde, wenn ich das Jagdhaus erreichte.
Mein Handy klingelte. Ich nahm es in die Hand. »Sind Sie es, Natalie?«
»McKnight, was zum Teufel ist bloß los? Wo sind Sie?«
»Ich bin am Jagdhaus. Ich glaube, Helen ist hier.«
»Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir sind sofort da.«
»Vinnie könnte auch hier sein. Ich muß ihn finden.«
»McKnight, Sie machen überhaupt nichts , verstehen Sie mich?«
»War jemand bei den Trembleys im Haus?«
Einen Moment war die Verbindung still. »Ja«, sagte sie schließlich. »Alex, sagen Sie mir bitte, was da vor sich geht.«
»Ich weiß es nicht.«
»Verhalten Sie sich still. Wir sind auf dem Weg.«
»Okay.«
»Versprechen Sie mir, keine Dummheiten zu machen?«
»Das kann ich nicht«, sagte ich. Ich legte auf.
Ich fuhr langsamer,
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