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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Public School. Wir hatten doch keine Ahnung von dem ganzen Kram. Aber unsere Großmutter hat dafür gesorgt, daß wir unsere wahre Geschichte gelernt haben. Wir mußten ihr versprechen, alles zu behalten und es unseren eigenen Kindern weiterzuerzählen.«
    Er hielt einen Moment inne, um sich mit einer Hand über die Augen zu wischen. Die andere hielt er fest gegen sein Gesicht gepreßt. Das Blut trocknete an seinen Fingern.
    »Man zieht nicht in den Krieg wegen Land oder wegen der Macht. Man geht in den Krieg, um den Tod seines Bruders zu rächen. Man holt seine Krieger zusammen, man holt die Medizinen zusammen. Man errichtet einen Kriegspfahl, man tanzt den Kriegstanz. Man stimmt den Kriegsgesang an. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie der Gesang geht, aber ein Teil ist bei mir für immer haften geblieben. Irgendwas, daß man zum Himmel aufsieht und das Rot sieht und weiß, daß einer sterben wird. ›Blut ist der Himmel‹. Das ist die Zeile, an die ich mich erinnere. ›Blut ist der Himmel‹.«
    Er fuhr mit einem Finger über die Erde und malte sich einen Streifen über jede Wange. »Du bemalst dein Gesicht mit Schwarz.« Wieder fuhr er mit dem Finger über den Boden, beugte sich zu mir und malte mir gleichfalls einen Streifen auf jede Backe.
    Er nahm etwas von seinem eigenen Blut und malte sich einen weiteren Streifen auf jede Wange, über dem schwarzen. »Und mit Rot«, sagte er. Er nahm weiteres Blut und rieb es mir ins Gesicht.
    »Dann ist man bereit«, sagte er. »Man ist bereit, in den Krieg zu ziehen.«

Kapitel 15
    Wir warteten bis die Sonne untergegangen war. Die Dunkelheit schien von allen Seiten an uns heranzukriechen, bis wir von ihr gänzlich verschluckt waren. Unter unserem kleinen Felsvorsprung mit dem toten Baum, der uns verdeckte, machte mir die Dunkelheit klar, wie einsam wir waren, wie weit entfernt von jedem, der uns vielleicht helfen konnte.
    Wir schmiegten uns dicht aneinander und versuchten uns vor der Kälte zu schützen. Als ich zitterte, merkte ich, wie die letzten Reserven in meinem Tank zu nichts verbrannten. Ohne Nahrung und ein Dach über dem Kopf konnte ich mir nicht vorstellen, wie ich bis zur nächsten Nacht durchhalten könnte.
    »Wie sind deine Augen?« fragte Vinnie schließlich.
    »Was meinst du damit?«
    »Sieh dir die Bäume an. Kannst du sie erkennen?«
    »Nicht besonders gut.«
    »Benutz die Augenseiten. Du hast nachts eine bessere Sicht, wenn du die Dinge nicht direkt ansiehst. Versuch’s mal.«
    Ich wählte mir einen Baum aus, versuchte wegzusehen und ihn doch im Blick zu behalten. »Alls klar. Ich glaube, ich sehe, was du meinst.«
    »Okay, das ist gut. Bist du soweit, daß wir losgehen können?«
    »Na klar«, sagte ich, als ob ich das selber glaubte.
    Das Aufstehen war eine Tortur. Wir hatten die letzten Stunden einfach damit zugebracht, auf dem kalten Boden zu sitzen und uns an den Felsen zu lehnen. Ich brauchte eine volle Minute, nur um meinen Rücken gerade zu biegen. Vinnie mußte sogar noch länger den Kopf nach unten halten, um nicht ohnmächtig zu werden. Als wir endlich beide auf den Beinen waren, schien der Mond hell genug, daß wir unsere Gesichter sehen konnten. Die Kriegsbemalung auf unseren Wangen wirkte wie ein grausamer Witz.
    »Erinnerst du dich noch an den Weg zur Hütte?«
    »Ich denke schon. Zurück zum Bach, und von da aus können wir den Weg zum Pfad zurück finden.«
    »Und was ist, wenn sie nach uns Ausschau halten?«
    »Das werden sie nicht, es sei denn, sie haben Taschenlampen. Und dann sehen wir sie, lange bevor sie uns sehen.«
    »Okay«, sagte ich. »Machen wir das.«
    Wir kletterten über den Felsbuckel zurück und begannen uns unseren Weg durch die Bäume zu suchen. Meine Füße waren taub von der Kälte und von dem Wasser, das immer noch in meinen Schuhen stand. Ich mochte nicht einmal daran denken, wie sie aussehen mochten, wenn wir das jemals überstehen würden. Mein Magen knurrte so laut, daß ich sicher war, sie könnten uns meilenweit hören.
    Ein Ast erwischte mich voll im Gesicht. Ich schüttelte ihn ab, ging weiter und kriegte ihn prompt wieder ins Gesicht.
    »Alex, sieh nicht direkt dahin, wo du hingehst«, sagte er mit leiser Stimme.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis ich den Bogen raushatte. Sobald wir aus den Bäumen heraustraten, ließ das Mondlicht alles gespenstisch aufschimmern. Jeder Stern flammte im kalten weiten Weltraum, genau wie in der vorigen Nacht. Ich blieb stehen, um Atem zu holen.
    »Hast du Durst,

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