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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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bekloppt es war, jetzt an einen Kinderreim zu denken. Vermutlich hatten sie alles genommen, was eventuell von Nutzen für uns hätte sein können, und es einfach in den See geworfen. Spaßeshalber versuchte ich den Herd anzustellen. Das Propangas war weg.
    Ich ließ mich auf Hände und Knie nieder und suchte den Boden ab. Vielleicht war ihnen ja etwas entgangen. Unter dem Tisch war eine leere Plastikflasche. Da konnten wir Wasser reintun. Ich steckte sie in meine Jacke. Und was war das? Da war etwas Silbernes. Ich langte unter den Tisch und griff danach. Eine halbe Rolle Isolierband. Ich steckte sie auch in die Tasche. Man kann nie wissen.
    Ein Laut. Draußen. Ganz in der Nähe.
    Wo ist der Stock? Wo habe ich den Scheißstock hingetan?
    Drüben bei der Tür. Ich packte ihn mir, kauerte mich neben die Tür und wartete, daß sie aufging. Die Laute kamen näher. Mir schlug das Herz in der Brust. Das ist es. Das ist die Entscheidung.
    Ein weiterer Laut mischte sich darein. Eine Art Zischen. Es klang wie …
    Scheiße, das war Vinnie. Was machte er bloß?
    Ich sah aus dem Fenster. Ein großer schwarzer Bär näherte sich der Hütte. Sein Fell glänzte im Mondlicht. Vinnie zischte ihn an und versuchte ihn wegzuscheuchen.
    Ich glitt aus der Tür und winkte ihm zu. Wir trafen uns auf der Rückseite der Hütte und bewegten uns schnell in den Schutz der Bäume zurück. »Ich wußte nicht, was ich machen sollte«, sagte er. »Ich wollte nicht, daß der Bär wieder durch das Fenster kommt wie letzte Nacht.«
    »Jetzt kann er die Hütte haben«, sagte ich. »Die haben drinnen alles kaputt gemacht.«
    »Klar. Wenn sie selbst da nicht die Nacht verbringen …«
    »Vielleicht kommen sie ja hierhin zurück. Sollen wir hier warten?«
    Er beugte sich nach vorne, eine Hand auf dem Knie. »Ich weiß es nicht, Alex. Ich weiß verdammt noch mal nicht, was wir jetzt machen sollen.«
    »Laß uns zurück in die Wälder gehen«, sagte ich. »Wenn sie zurückkommen, müßten wir sie hören.«
    Wir bahnten uns unseren Weg durch die Bäume, bis wir vielleicht hundert Meter von der Hütte entfernt waren. Wir stießen auf ein Dickicht von Hemlocktannen, wunderbar geeignet, um sich dahinter zu verstecken. Sollten sie in dieser Nacht in diese Richtung kommen, würden wir sie hören, lange bevor sie uns erreichten.
    Ich nahm die Rolle Isolierband aus meiner Jackentasche, ließ Vinnie den Ärmel hochrollen und verband ihm damit den Arm. »Das ist nicht perfekt«, sagte ich. »Aber für jetzt muß es langen.«
    Mit seinem Gesicht war das schon eine andere Geschichte. Ich wußte, daß ich da dringend etwas unternehmen mußte, aber schon die leiseste Berührung ließ ihn zusammenzucken. »Hier«, sagte ich und griff nach einem Stück Holz. »Beiß da drauf. Und halte dir die Haare aus dem Gesicht.«
    Er tat, wie ich ihm gesagt hatte. Ich klebte ein Stück Band von seinem Kiefer über seine Wange und sein zerschossenes Ohr bis zu seiner anderen Gesichtshälfte. Er schloß die Augen und biß den Stock mitten durch. Ich klebte ein zweites Stück Band über das erste, und dann noch eins. Es sah verboten aus, aber die Blutung schien es zu stoppen.
    Er setzte sich auf den Boden und lehnte sich an einen Baumstamm. Ich ließ mich neben ihm nieder. Ich lauschte angestrengt in die Nacht hinaus, hörte aber nichts. Irgendwo da draußen waren die Bären, aber im Moment konnte ich sie nicht hören.
    »Wir brauchen einen neuen Plan«, sagte ich.
    Vinnie antwortete nicht. Sein Kopf fiel nach unten, er hob ihn hoch, und wieder fiel er nach unten.
    »Du mußt etwas ausruhen«, sagte ich. Ich zog ihn näher an mich heran, so daß er seinen Kopf an meine Schulter lehnen konnte, wobei die verletzte Gesichtshälfte frei blieb.
    »Nein«, sagte er. Aber er legte den Kopf an meine Schulter und ließ ihn dort.
    Die nächsten zwei Stunden saß ich einfach da und versuchte mich nicht zu bewegen. Wie sehr ich auch über all das nachdachte – die Dinge wollten einfach nicht besser aussehen. Wir waren verloren.
    Als ich einschlief, fragte ich mich, ob ich beim nächsten Mal wohl zugleich zum letzten Mal die Augen schlösse.

Kapitel 16
    Ich schlug die Augen auf. Dämmriges Licht umgab mich, und ein nasser Nebel hing schwer in der Luft. Ich konnte den kalten Niederschlag auf meinem Gesicht spüren. Als ich meinen Hals aufzurichten versuchte, lief der Schmerz durch meinen ganzen Rücken. Gott der Allmächtige, dachte ich, das kann doch alles nicht wahr sein.
    Mir blieb das Herz

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