Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
bin zu ihnen gefahren, habe die ganze Geschichte von ihnen erfahren und bin dann rüber zum Jagdhaus. Das Flugzeug war nicht da. Alle waren weg. Alle Gebäude waren dichtgemacht. Wir haben versucht, ihn über Funk zu erreichen …«
Sie verstummte und sah aus dem Fenster.
»Der Kommandant der Nordostregion höchstpersönlich hat mich angerufen und gefragt, wieso ich nicht wüßte, wo mein Partner seit anderthalb Tagen abgeblieben sei. Dann hat er mir befohlen, zum Flughafen zu gehen, um bei der Suche nach ihm zu helfen.«
Sie rasselte mit den Handschellen und zog sie dann wieder straff.
»Gannon hat ihn umgebracht. Er hat ihn dort hingeflogen und ihn umgebracht. Er hat ihm direkt in den Rücken geschossen. Während ich zurückgeblieben bin und verdammt noch mal nichts unternommen habe.«
Ich ließ das Schweigen einen Moment lang im Raum stehen, weil ich mir nicht sicher war, ob ich überhaupt etwas sagen sollte. »Haben Sie irgendeine Ahnung, worum es bei dem allen geht?« sagte ich schließlich. »Ich meine, sobald es geschehen war, hatte er Angst vor dem, was Ihr Partner da draußen finden würde. Das macht ja fast Sinn. Aber die anderen Männer auf diese Weise umzubringen …«
»Wir wissen es nicht, McKnight.«
»Die Männer waren alle aus Detroit. Sie haben keine Idee, wie sie da reinpassen?«
»Zur Zeit nicht.«
»Das ist noch nicht vorbei«, sagte ich. »Wir müssen rausfinden, was passiert ist.«
Sie sah mich an. »Ich sage dazu nichts mehr. Sie müssen nach Hause gehen und wieder gesund werden. Und mit allen kooperieren, mit denen Sie dort in Michigan zu kooperieren haben.«
»Ich bin also ein freier Mann?«
»Ja, das sind Sie.«
»Und Vinnie?«
»Auch.«
»Ich habe auch einmal einen Partner verloren.«
Sie mußte einen Moment darüber nachdenken. »Wann war das?«
»In Detroit, als ich noch Polizist war. Mein Partner und ich sind niedergeschossen worden. Er ist gestorben. Ich nicht. Ich habe lange Zeit damit verbracht, mir Vorwürfe zu machen.«
»Und Sie wollen sagen, Sie wissen, wie man sich dann fühlt.«
»Ja.«
»Ich hätte Sie damals nicht schlagen sollen. Aber wenn ich jetzt nicht auf der Stelle hier rausgehe, schwöre ich, ich tue es wieder.«
»Das verstehe ich.«
»Den Teufel tun Sie«, sagte sie. Und damit ging sie.
Kapitel 20
Eine Stunde später stand ich. Das war bislang meine große Leistung an diesem Tag. Es fühlte sich so an, als hätte jemand lauter Nadeln in den Boden gesteckt, aber ich stand auf meinen Füßen, und das hieß, ich konnte mich bewegen und eventuell sogar hier rauskommen. Ich ging langsam um mein Bett, als Guy und Maskwa in der Tür erschienen. Maskwa kam direkt auf mich zu und packte mich an beiden Armen.
»Alex«, sagte er. »Wie fühlen Sie sich?«
»Ich stehe«, sagte ich. »Das reicht mir für den Moment.«
Er studierte mich intensiv: »Sie sehen gräßlich aus.«
»Machen Sie sich um mich keine Gedanken. Waren Sie schon bei Vinnie?«
»Ja. Sein Gesicht …«
»Er hat in Wirklichkeit noch viel Glück gehabt. Obwohl er das sicherlich nicht so sehen wird.«
Maskwa sah seinen Enkel an, dann wieder mich und schüttelte langsam den Kopf. »Das tut uns alles so leid«, sagte er. »Wir wollten das Richtige tun.«
»Das weiß ich doch, Maskwa. Niemand hätte sich das vorstellen können.«
»Der Constable wollte uns nicht zurückfliegen lassen, um Sie zu holen. Er hat gesagt, er kümmert sich um alles und holt Sie selbst.«
»Er könnte damit Ihr Leben gerettet haben.«
Er sah mich durchdringend an. »DeMers. Das war doch sein Name, oder?«
»Ja.«
»Ich kann es immer noch nicht fassen.«
»Wenigstens haben wir Tom gefunden«, sagte ich. »Das haben wir wenigstens erreicht.«
»Sie sind ein treuer Freund, Alex. Und jetzt braucht Vinnie Sie mehr denn je. Die Zeit wird seinen Körper heilen, aber sein Gemüt … Das ist sehr krank. Das müssen Sie wissen.«
»Wir werden uns um ihn kümmern«, sagte ich. »Ich werde das tun, und seine Familie auch.«
»Gut, gut. Und wenn Sie mal irgendwas von unserer Seite benötigen. Was auch immer. Rufen Sie uns an.«
»Da wäre etwas …«
»Was auch immer.«
Ich gab ihm meine Schlüssel. »Mein Laster steht noch vor Ihrem Haus.«
Er lachte. »Selbstverständlich. Wir bringen ihn her.«
Während ich auf sie wartete, bat ich die Krankenschwester um irgendwas, was ich an die Füße tun könnte. Sie brachte mir Pantoffeln, die wie eine zusammengeklappte alte Zeitung aussahen, vielleicht Größe 47
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