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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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oder so ähnlich. Sie paßten kaum an meine geschwollenen Füße. Nach einigen weiteren Minuten Übung watschelte ich mit einem Stundenkilometer den Flur entlang, bis ich Vinnies Zimmer fand.
    Gott sei Dank war das nicht allzu schwer. Das gesamte Hearst Medical Center hatte vielleicht insgesamt zehn Räume, und Vinnie lag zwei Türen weiter.
    Er lag auf dem Bett, als ich eintrat. Die ganze rechte Seite seines Gesichts war bandagiert, und seine Füße waren hochgelagert, wie man es mit meinen auch gemacht hatte. Er starrte die Decke an.
    »Vinnie«, sagte ich.
    Er sah zu mir herüber, dann herunter auf meine Füße. »Hübsche Slipper.«
    »Geht es dir gut?«
    »Mir ist es nie besser gegangen.«
    »Vinnie, das ist mir ernst. Bist du okay?« Falls sein Gemüt krank war, wie Maskwa gesagt hatte, konnte ich davon nichts merken.
    Er richtete sich im Bett auf. »Sie haben mir gesagt, deine Füße seien doppelt so schlimm wie meine. Für das nächste Mal besorgen wir uns aber bessere Schuhe.«
    »Das nächste Mal?«
    »Ich wollte dir ein Bier spendieren«, sagte er. »Laß uns hier abhauen.«
    Wir fanden unsere Kleidungsstücke, unterschrieben einige Papiere und warteten auf ein Rezept für Vinnie. Eine Stunde später kam der Staff Sergeant, um uns noch einmal zu sprechen. Er stellte uns ein paar weitere Fragen, nichts, was er uns nicht schon vorher gefragt hätte. Er wirkte etwas zögerlich, was unsere Entlassung anging, ließ uns aber schließlich gehen. Wir standen in der Eingangstür und hielten nach Guy und Maskwa Ausschau, die uns unseren Laster bringen wollten. Für Oktober und für Ontario war es ein ordentlicher Tag – kein Schnee, kein Regen. Die Temperatur war sogar über dem Gefrierpunkt. Das machte es etwas leichter, in unseren billigen Pantoffeln nach draußen zu gehen, als der Laster auftauchte. Wir verabschiedeten uns noch einmal von Guy und Maskwa, und dann waren wir endlich auf dem Heimweg. Es war hart, die Pedale unter meinen Füßen zu spüren, aber es mußte sein. Als wir an der Polizeiwache vorbeikamen, konnte ich nicht umhin zu sehen, daß die Flagge auf Halbmast wehte.
    »Meinst du nicht, du solltest mal zu Hause anrufen?«
    »Constable Reynaud hat mir gesagt, sie habe sie schon gestern angerufen.«
    »Sie hat mit deiner Mutter telefoniert?«
    »Ja, das hat sie. Sie hat ihr gesagt, ich käme bald nach Hause.«
    »Moment mal«, sagte ich. »Wie kommt es, daß sie nicht hier sind?«
    »Was meinst du?«
    »Deine komplette Familie. Ich bin überrascht, daß sie nicht auf dem Parkplatz kampiert haben.«
    »Ich wollte nicht, daß sie hierher kommen. Ich bin noch nicht so weit, sie zu sehen.«
    »Nun, es war jedenfalls lieb von ihr, bei deiner Familie anzurufen. Vor allem nach dem, was sie gestern selbst durchgemacht hat.«
    Er sah mich an. »Überrascht dich das?«
    »Nein. Sie schien heute nur nicht besonders glücklich über uns zu sein.«
    Er sah wieder aus dem Fenster. »Kannst du ihr das übelnehmen?«
    »Da fällt mir ein«, sagte ich und griff nach dem Handy. »Du weißt doch, alle diese Nachrichten? So lange wir in der Stadt sind, mit dem Sendemast hier …« Ich schaltete das Gerät ein und sah auf die Anzeige mit den eingegangenen Anrufen.
    »Siebenundzwanzig Anrufe insgesamt«, sagte ich. »Sie haben ständig angerufen.«
    »Wann war der letzte Anruf?«
    »Laß mich sehen … gestern. Gegen zwei Uhr.«
    »Seitdem keiner mehr? Sie haben einfach aufgehört?«
    »Ja.«
    »Dann müssen sie es rausgefunden haben«, sagte er. »Der Typ, der dich angerufen hat, hat der nicht gesagt, er sei Reds Bruder?«
    »Doch, das hat er.«
    »Dann glaube ich zu wissen, was er fühlt.« Er sah weiter aus dem Fenster.
    »Ja«, sagte ich. »Ich denke schon.«
    Er sagte nichts. Ich fuhr weiter. Ich konnte nicht umhin, an die Stimme des Mannes zu denken, die weit entfernte Stimme von Red Albrights Bruder – er war persönlich den ganzen Weg bis hierher gekommen, genau wie wir. Er wollte ganz einfach wissen, was zum Teufel hier ablief. Ich konnte ihm daraus keinen Vorwurf machen, trotz seinem Mangel an Manieren. Er wollte es einfach wissen.
    Und jetzt wußte er es.
    Zu Hause war acht Stunden weg, dieselben Straßen runter, über die wir hoch gekommen waren, vorbei an denselben Bäumen. Es war wenige Tage vorher gewesen, aber jetzt hatte sich alles geändert.
    Vinnie schlief eine Weile. Er wirkte fast friedlich, außer wenn ich über eine Bodenwelle fuhr oder wenn in seinem Kopf all die Dinge abliefen, die er gesehen

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