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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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sein. Wieder kam ich an Vinnies leerer Hütte vorbei. Ich hatte nie zuvor einen Bruder gehabt. Daran mußte ich denken, als ich vorbeifuhr. Ich hatte nie gewußt, wie das ist.
    Den Rest des Nachmittags verbrachte ich mit Jackie. Es war Sonntag, und das bedeutete Football im Fernseher über der Bar. Wir saßen am Kamin und sahen zu, wie die Lions einen weiteren Weg fanden, um ein Spiel zu verlieren. Schließlich las ich die Zeitung, die Jackie für mich aufgehoben hatte. Die Geschichte hatte es bis zu einer American Press-Meldung gebracht – fünf Leichen an einem nur mit Flugzeug zu erreichenden See, weit weit weg in der Wildnis des nördlichen Kanada. Ein Constable der Provinzpolizei Ontario tot am Schauplatz. Der vermutliche Mörder ebenfalls tot und zwei Männer aus Michigan die einzigen Überlebenden. Es überraschte mich, daß mich niemand wegen einer Insider-Geschichte angerufen hatte.
    »Was macht Vinnie?« fragte Jackie.
    »Das weiß ich nicht. Er ist bei seiner Familie.«
    »Sag ihm, daß ich an ihn denke.«
    »Werde ich. Falls ich ihn jemals wiedersehen sollte.«
    »Alex, was ist da los?«
    »Überhaupt nichts, Jackie. Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit.«
    »Meinungsverschiedenheit, von wegen. Sie kümmern sich um ihn, und du fühlst dich außen vor gelassen. Stimmt’s?«
    »Etwas komplexer ist es schon.«
    »Klar, darauf würde ich wetten. Warum fährst du nicht einfach hin und findest raus, wie es ihm geht? Statt hier mit einer Leidensmiene rumzusitzen und mir die Laune zu verderben.«
    Ich hatte kaum etwas zu erwidern. Tief innen wußte ich, daß er recht hatte. Was zum Teufel soll es, dachte ich. Ich fahre hin. Ich fuhr zum Reservat und wählte den Weg über den Lakeshore Drive, um die Bucht herum. Der Wind frischte auf, gerade rechtzeitig für den Wechsel der Jahreszeiten. Bald würde es November sein, und Lake Superior würde sich in ein Monster verwandeln. Ich spürte, wie der Wagen schaukelte, und sah im schwindenden Licht die weißen Kämme auf den Wellen. Als ich das Reservat erreichte, flogen die Schneeflocken wie kleine Geschosse durch die Luft. Ich hielt vor dem Haus von Vinnies Mutter.
    Vinnies Laster stand nicht da.
    Ich stieg aus dem Wagen und klingelte. Mrs.   LeBlanc öffnete die Türe. Ihre Augen waren gerötet und sie sah aus, als wäre sie um zwanzig Jahre gealtert.
    »Alex«, sagte sie und bat mich herein.
    »Ich komme gerade vorbei«, sagte ich. »Ich wollte mal sehen, wie es Vinnie geht. Es sieht aber so aus, als wäre er nach Hause gegangen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Vinnie ist vor ein paar Tagen nach Hause gegangen«, sagte sie. »Am Tag, nachdem wir Tom begraben haben.«
    »Das kann nicht sein«, sagte ich. »Sein Wagen steht nicht da. Sie meinen, Sie haben nicht mal was von ihm gehört?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mir gedacht, daß er einige Zeit für sich selber braucht. Sie wissen, wie er ist. So war er immer schon.«
    Ich stand da und sah, wie eine dunkle Wolke über ihr Gesicht glitt – bei dieser Frau, die schon so viel durchgemacht hatte.
    »Mrs.   LeBlanc, ich bin sicher, Sie haben recht. Nach der langen Zeit bei der Beerdigung will er vielleicht ein paar Tage keinen Menschen um sich haben. Nicht einmal mich. Oder nicht einmal …«
    »Was wollen Sie sagen, Alex?«
    »Seine Vettern. Könnte er irgendwo bei ihnen sein?«
    »Ich glaube nicht. Die meisten waren heute schon hier.«
    »Und sie haben nichts darüber gesagt, wo er sein könnte?«
    »Nein, kein Wort. Sie haben auch gedacht, er sei nach Hause gegangen.«
    »Wissen Sie was? Ich wette, er ist im Kasino. Entweder ist er wieder an seinem Arbeitsplatz, oder er hat dort für ein paar Tage ein Zimmer. Ich sehe da mal nach. Okay?«
    »Ja«, sagte sie. »Bitte, sehen Sie nach. Rufen Sie mich an?«
    »Natürlich mache ich das. Seien Sie ganz ruhig.«
    Ich küßte sie kurz auf die Wange und ging. Als ich wieder im Wagen war, startete ich ihn und setzte rasch zurück, bereit, das Gas durchzutreten. Das Problem war nur, ich hatte keinen Schimmer, wohin ich fahren sollte. Ich hatte Mrs.   LeBlanc gesagt, vermutlich sei er im Kasino, doch das hatte sogar schon schwach geklungen, als ich es ausgesprochen hatte. Aber zum Teufel. Ich fuhr rüber zum Bay Mills Casino und hielt auf dem Parkplatz nach Vinnies Kleinlaster Ausschau. Er war nicht da. Ich fuhr ein Stück zurück zum Kings Club. Auch dort hatte ich kein Glück. Also raste ich die Three Mile Road hinunter zum Soo und schaute beim Kewadin nach. Es

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