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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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vorüber sind?«
    »Na ja, das ist die oberste Grenze, mußt du wissen. Wenn kein Prinz sie in dieser Zeit findet und küßt, wird sie so oder so sterben, und das gilt auch für den Amaranth. Die beiden stehen nämlich miteinander in Verbindung. Sie leben und sterben zusammen. Ich bin sicher, daß es eine interessante Geschichte abgäbe, wenn sie jemand genau kennen würde.«
    »Bestimmt«, meinte Dolph nachdenklich.
    »Ich mußte die Inschrift neu schreiben, nachdem wir den Amaranth ausgeborgt hatten«, fuhr der Argus fort. »Ich bin ein ziemlich guter Dichter, auch wenn ich es selbst von mir behaupte. Ich habe ein Auge für Reime.«
    »Ja, die Inschrift ist wirklich sehr schön«, sagte Dolph, weil ihm klar wurde, daß ein bißchen Schmeichelei jetzt durchaus angezeigt war. »Aber ich muß wohl den Amaranth und den Kürbis ausleihen.«
    »Wie bitte? Ich habe dir doch gerade erst erklärt, warum sie hierbleiben müssen!«
    »Aber weißt du, ich bin ein Prinz und muß den Himmelstaler bekommen, und das bedeutet, daß ich die sterbende Damsell retten muß; ich kann sie aber nur finden, wenn ich den Kürbis benutze und diesen Amaranth dabeihabe.«
    »Aber dazu brauchst du die beiden doch nicht von hier wegzunehmen! Du kannst den Kürbis hier benutzen und darin ihr Grabmal aufsuchen. Im Kürbis spielen Entfernungen doch keine Rolle.«
    »Ja, das könnte ich wohl. Also schön, ich werde es tun.« Dolph blickte sich um. Während sie sich unterhalten hatten, war es dunkel geworden, und die Muscheln im Sand leuchteten in hübschen Mustern im Wasser, sie hatten ihre Nachtbeleuchtung aufgestellt, und das Meer selbst glühte ebenfalls. »Am Morgen«, schloß er.
    »Das mußt du dann mit der Harpyie klären; morgen hat sie Schicht.«
    »Das werde ich tun. Ich danke dir recht herzlich für deine außerordentlich interessante Geschichte.«
    »Keine Ursache«, sagte der Argus und lief vor Stolz grün an.
    Dolph wurde wieder zu einem Jungen, watete aus dem Wasser zum Strand und gab den anderen Bericht ab. »Ich habe viel erfahren!« sagte er. »Wir können von hier aus losziehen; wir brauchen den Kürbis nicht mitzunehmen.« Schnell erklärte er ihnen die Geschichte mit den beiden Denkmälern und dem sterbenden Mädchen. »Ich schätze, daß ich wohl der Prinz sein muß, der kommen wird, um sie zu wecken, und deshalb hat der Gute Magier mich wohl auch hierher geschickt.«
    Nada sagte nichts, wirkte aber nachdenklich. Es war nicht zu übersehen, daß ihr die Vorstellung, Dolph könnte eine solche Maid retten, nicht sonderlich behagte.
    Wieder formten die Skelette sich zu Hütten, und sie legten sich zur Nacht nieder. »Was hat Nada?« fragte Dolph Mark leise.
    »Soweit ich weiß, küßt ein Prinz eine schlafende Maid nicht nur«, erwiderte Marks Schädel. »Er heiratet sie.«
    Oh. »Aber ich kann die Maid doch gar nicht heiraten!« wandte Dolph ein. »Ich bin doch schon verlobt!«
    »Damit scheinst du aber ein Problem zu haben.«
    »Na ja, klar, aber verlobt sind wir immer noch.«
    »Trotzdem – wenn ich Nada wäre, würde ich mir wegen dieser anderen Maid schon Sorgen machen. Es sieht wirklich so aus, als wollte der Gute Magier Humfrey mit seiner Nachricht dafür sorgen, daß du ihr begegnest.«
    Dolph schwieg. Aber er fragte sich jetzt, ob der Gute Magier wirklich gewußt hatte, daß Dolph schon mit Nada verlobt sein würde, bevor er diese schlafende Prinzessin fand.

15
Kürbis
    Am Morgen erklärten sie der Harpyie alles. Sie erwies sich als eine überraschend verständnisvolle und saubere Henne; der Gute Magier hatte ihr offensichtlich Manieren beigebracht. Das sagte manches über Humfreys Macht aus! Dann verschwand Mark im Kürbis. Grazi nahm ihren Mut zusammen und stürzte ihm nach. Einen Augenblick lang war Dolph nun mit Nada allein.
    »Wir sind immer noch verlobt«, erinnerte sie ihn.
    »Ich halte mein Wort.«
    »Natürlich«, erwiderte sie.
    »Ich muß es tun. Es ist meine Queste.«
    »Ich weiß.«
    Doch wußten sie beide, daß ihre Verlobung gefährdet sein könnte. Angenommen, er mußte die Maid heiraten, um den Himmelstaler zu bekommen?
    »Die Sache tut mir leid, daß wir…«
    »Mir auch, Dolph.«
    »Ach, Mist! Warum konnten die Dinge nicht so sein, wie sie zu sein schienen?«
    »Weil die Dinge fast nie so sind, wie sie scheinen. Die Desillusionierung gehört zum Erwachsenwerden.«
    »Ich will nie erwachsen werden!«
    »Das mußt du aber, Dolph. Das müssen wir alle, auch wenn es weh tut.« Sie kniff die Augen

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