Himmels-Taler
führte frohgemut durch ein Loch in der Decke. Einige Leute stellten sich einfach auf die Treppe und wurden nach oben getragen.
Dolph zuckte die Achseln. »So wird das wohl gemacht«, meinte er und betrat die unterste Stufe, als diese gerade aus dem Boden hervorglitt. Sie beförderte ihn geschmeidig in die Höhe. Mark und Grazi folgten auf den nächsten beiden Stufen, und sie sahen in dieser merkwürdigen Szenerie ebenso deplaziert aus wie Dolph selbst. So trugen die anderen Leute hier beispielsweise Kleider.
Die magische Treppe brachte sie in ein Obergeschoß. Dort mußten sie schnell weitereilen, um Platz für den kleinen Drachen mit den drei Handtaschen zu machen, der beim Gehen Dampf hervorschnaubte, wie auch für den Bussard, der in seiner Eile die Flügel leicht gespreizt hatte.
Dolph überprüfte wieder die Uhr. Nun war der Weg, auf den das Auge sah, frei. Er ging ihn entlang und stand nach einer Weile vor einer weiteren Wand. Als er dieser folgte, gelangte er an eine zweite magische Treppe, die allerdings nach unten führte.
Er seufzte. Langsam begann er sich zu fragen, ob es durch dieses Labyrinth überhaupt einen wirklichen Weg gab. Vielleicht wäre es besser, jemanden danach zu fragen.
Ein Menschenmann eilte gerade auf die magische Treppe zu. »Mein Herr«, rief Dolph, »könntet Ihr mir bitte sagen…«
»Keine Zeit!« sagte der Mann, ohne stehenzubleiben. »Ich bin schon zu spät dran! Muß meinen Flieger erwischen!«
»Euren was?« fragte Dolph. Doch da fuhr der Mann bereits mit der magischen Treppe abwärts.
Eine Frau kam vorbei, zwei kleine Kinder im Schlepptau. »Fräulein!« rief Dolph. »Könntet Ihr…«
»Betteln und Hausieren im Terminal verboten, das wissen Sie doch!« tadelte sie ihn, während sie zur Treppe eilte.
Er beschloß, es wenigstens noch einmal zu versuchen. Er erspähte ein Skelett mit einer skeletthaften Knochenhandtasche in der Hand. Seine Erfahrung mit Mark und Grazi verlieh ihm Zuversicht. »Herr Skelett!« rief er. »Würdet Ihr…«
»Mein Name ist Red«, teilte das Skelett ihm in scharfem Ton mit.
»Äh, ja, Herr Red. Würdet Ihr mir vielleicht sagen, wie man hier herauskommt? Ich meine…«
»Ganz einfach, bringen Sie doch Ihr Ticket zum Schalter«, erwiderte Red. »Hinter der Scheibe sitzt jemand, der es Ihnen schon abnehmen wird.«
Dann war er auch schon die Treppe hinuntergefahren.
Scheibe? Dolph hatte überhaupt keine Scheiben gesehen. Nur Wände und Treppen. »Suchen wir mal nach einem Fenster«, meinte er.
»Aber was ist mit deinem Ticket?« fragte Mark.
»Ich weiß nicht, was das ist, aber vielleicht kann ich es am Schalter erfahren.«
Also kehrten sie der magischen Treppe den Rücken zu und suchten. Dolph überlegte, daß die Scheibe irgendwo in der Wand sein mußte, denn dort pflegten Fenster normalerweise zu sein. Also gingen sie die Wand entlang.
Anstelle eines Fensters fanden sie einen Gang, den viele Leute entlangeilten – vielleicht weil er zu einem Schalter führte. Dolph und seine Gefährten mischten sich unter die gehetzte Menge.
Sie gelangten in einen Saal mit mehreren Sitzreihen. Hinter den Sitzen war ein Fenster – das größte, riesigste, gewaltigste Fenster, das er je gesehen hatte. Dolph gaffte es an.
Jenseits des Fensters befand sich eine Ebene, die sich bis zum Horizont erstreckte. Plötzlich erschien am Firmament über der Ebene eine Fliege. Sie wurde immer größer, verwandelte sich erst in einen Vogel, dann in einen Drachen, um schließlich zu einem Zylinder mit silberfarbenen Flossen zu werden, der wie ein Raubvogel herangeflogen kam und schließlich auf der Ebene landete. Ununterbrochen stieß er ein lautes Brüllen mit einem stechenden schrillen Oberton aus und schien Rauch zu spucken. Wahrscheinlich war er mit dem Drachenclan verwandt.
Die Wandflecken dröhnten wieder irgend etwas Unverständliches. Sofort erhoben sich alle Wesen aus ihren Sesseln und begaben sich zur gegenüberliegenden Tür.
Doch sie gingen nicht in die Richtung, in die das Auge der Uhr blickte, und Dolph entschied, daß er lieber weiter nach dem Himmelstaler suchen würde, zumal er nicht allzu nahe an dieses merkwürdige Flugungeheuer herangehen wollte.
Wieder versuchte er dem Auge der Uhr Folge zu leisten, und wieder führte es ihn vor eine Wand. Offensichtlich lag der Taler jenseits dieses Gebäudes. Er beriet sich mit den Gerippen, ob sie das Gebäude wieder verlassen sollten. Beide schienen sich in dieser seltsamen Umgebung sehr hilflos zu
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