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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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über Grazi erfahren. Doch wie würde ein blutrünstiger Fisch darauf reagieren, daß ein Alptraum zunichte gemacht worden war? Deswegen machte Dolph sich Sorgen. Schließlich ging es hier um ein Kapitalverbrechen.
    Als nächster kam ein kleiner Vogel. Nein, es war eine Fledermaus. »Brick Fledermaus, falls du nichts dagegen hast«, fauchte er, als Dolph ihn ansah, und glitt geschmeidig im Flug an den dritten Platz im Stand.
    Noch schlimmer! Brick Fledermaus mochte vielleicht ein guter Höhlenwächter für das Drachennest sein, aber er war eine bösartige Kreatur, die sich schon aus reiner Boshaftigkeit gegen eine nette Person wie Grazi entscheiden könnte. Wer hatte nur diese Geschworenen ausgesucht? Leider wußte er die Antwort darauf: der Nachthengst, der zugleich der Richter war. Das verhieß wirklich nichts Gutes!
    »Perrin Piranha und Brick Fledermaus, Mark Knochen hat euch dabei geholfen, die Juwelen vor den Kobolden zu retten. Grazi Ossian hätte das gleiche getan. Könnt ihr ihr einen Vorwurf daraus machen, daß sie so ist?« Der kleine Fisch und die kleine Fledermaus blickten nachdenklich drein; sie mochten zwar nicht überzeugt sein, hegten aber immerhin Zweifel. Das war schon gut: Ihr wilder kleiner Geist war wenigstens nicht voreingenommen. »Keine Anfechtung.«
    Als nächster kam ein knurrig aussehender Kobold. »Jucklippe Kobold«, knirschte er und stampfte in den Stand. Dolph kannte ihn nicht, wußte aber, daß kein Kobold etwas Gutes verhieß, egal, worum es ging. Wenn der zu der Koboldhorde gehört haben sollte, die das Drachennest überfallen und Mark auseinandergerissen hatten, dann würde er einen Groll gegen alle Skelette hegen, besonders gegen jene, die Mark nahestanden.
    »Jucklippe, wenn die Trolle deine Festung überfielen und jemanden entführten, der dir nahestünde, würdest du dir da nicht wünschen, daß es jemand wäre wie Tristan?«
    Der Kobold sah verblüfft aus; so hatte er die Sache noch gar nicht gesehen. »Und wenn Grazi dafür bestraft wird, daß sie nett zu Tristan Troll war, wird niemand mehr wagen zu tun, was er getan hat. Dann würde deine Geliebte…« Dolph machte eine eindeutige Gebärde in Richtung Hals. Der Kobold zuckte zusammen; er begann sich die Sache zu überlegen. »Keine Anfechtung.«
    Ein stattlicher junger Mann mit platten Entenfüßen trat vor. »Gunter Ganter«, sagte er und setzte sich ebenfalls in den Stand. Dolph war schon wieder entsetzt. Gunter Ganter war der Anführer des Volks, das versucht hatte, die Mitglieder seiner Gruppe zur Paarung zu zwingen, um den eigenen Niedergang aufzuhalten. Nada hatte sie zwar hereingelegt, aber Gunter Ganter hegte bestimmt noch einen Groll gegen Dolph und seine Freunde, Grazi eingeschlossen. Was könnte wohl schlimmer sein?
    Eine üppige Frau, in grünes Laub gekleidet, deren rötlich-braunes Haar bis zu ihren Füßen reichte, trat hervor, und ihr Körper wogte dabei auf eine Weise, daß selbst die Nichtmenschen sie interessiert verfolgten. Diesen Gang kannte Dolph! Das war… »Vida Vila«, sagte sie und schritt hinüber zu dem Geschworenenstand, ihr Haar wogte wie eine Welle hinter ihr her. Das war die Nymphe, deren Baum abzuholzen Mark gedroht hatte und die danach Dolph hatte heiraten wollen, weil er ein Prinz war. Am Ende hatte sich allerdings herausgestellt, daß sie ganz in Ordnung war, und wenngleich Dolph auch noch nicht in alle Feinheiten der weiblichen Anatomie eingeweiht war, wußte er doch, daß ihre sich als Studienmodell besonders gut eignen würde. Doch hatte er sich schließlich nicht nur mit einem, sondern gleich mit zwei anderen Mädchen verlobt, und wenn Vida davon erfahren sollte, könnte sie sich vielleicht in einen Bären verwandeln und ihn angreifen. Ihre Anwesenheit unter den Geschworenen machte ihn spürbar nervös.
    Andererseits erinnerte er sich daran, wie fürsorglich sie gegenüber Kindern war. Das könnte für sie sprechen.
    »Gunter Ganter und Vida Vila, ich brauche euch ja wohl kaum zu erzählen, wie wichtig es ist, das Leben von Kindern zu erhalten«, fuhr Dolph fort. »Grazi soll bestraft werden, weil sie Kinder liebt; das wißt ihr. Ich weiß, daß ihr das unmöglich unterstützen könnt.«
    Er sah, daß er recht hatte.
    Der nächste Geschworene trat vor: eine Frau, die wie gar nichts aussah. »Onoma Topoeia«, sagte sie und sah dabei genauso aus, wie sie sich anhörte, was ziemlich seltsam war.
    Ono ! dachte Dolph. Die wird ihre Meinung jedesmal ändern, wenn ein anderer spricht

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