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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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immer nur die falschen Fragen. Sie lassen uns alle etwas Böses tun, um etwas Gutes zu bekommen, und das ist falsch. Der… der Zweck heiligt die Mittel nicht!«
    Er versuchte es wieder mit der grünen Tür, riß am Knauf, rechnete mit Mißerfolg – und doch ging sie diesmal ohne Widerstand auf. »Komm!« rief er, von dieser Überraschung entzückt. Wieder packte er Grazi an der Hand und riß sie hinaus. Vor ihnen befand sich ein riesiger Saal, angefüllt mit Kreaturen. Dolph mußte blinzeln, er konnte nicht alles mit einem Blick erfassen.
    »Die Gerichtsverhandlung ist eröffnet«, dröhnte eine Stimme. Das war der Nachthengst, der an einem Ende des Saals von einem hohen Pult aus sprach. Er trug einen schwarzen Umhang, der seinen Körper unterhalb des Kopfes gänzlich bedeckte, und wirkte beeindruckend finster. »Die Teilnehmer sind aufgefordert, ihre Plätze einzunehmen.«
    Er blickte zur Seite. »Angeklagte«, sagte der Nachthengst.
    Grazi trat vor. »Grazi Ossian«, sagte sie matt. Sie setzte sich an den Tisch, auf den der Hengst deutete.
    »Verteidiger.«
    Niemand trat vor. Der Blick des Hengstes richtete sich auf Dolph, und plötzlich begriff er, daß dies seine Aufgabe war. Er trat vor. »Prinz Dolph«, sagte er so kühn, wie er nur konnte, und nahm an Grazis Tisch Platz.
    »Geschworene: Stellt euch vor.«
    Aus der Menge trat eine Reihe von Wesen. Der erste war ein Drache. »Draco Drache vom Berg Etamin«, knurrte er deutlich, dann schlurfte er weiter, um sich einen Platz im Geschworenenstand zu suchen, einer Plattform, die an vier kräftigen Schnüren von der Decke herabhing. Sie schwebte nur eine menschliche Handspanne über dem Boden und geriet in sanfte Schwingung, als der Drache sich setzte.
    Dolph war überrascht. Wie konnte Draco hier sein, und wieso konnte er die Menschensprache sprechen? Dann fiel ihm wieder ein, daß er sich ja im Kürbis befand, im Reich der Träume; hier war alles möglich. Draco war wahrscheinlich in seiner Traumgestalt hier, genau wie Dolph. Im Traum konnten die Leute sprechen und verstehen, was immer dort vorkam; es mußte nicht unbedingt einen Sinn ergeben.
    »Die Anklage hat alle Geschworenen akzeptiert«, erklärte der Richter. »Die Verteidigung darf sie nun anfechten. Die Hälfte stammt aus Xanth, die andere Hälfte aus dem Reich der Träume; dieses Verhältnis bleibt von jedweder Anfechtung unberührt.«
    Oh. Dolph fragte sich, wer wohl die Anklage vertreten würde. Doch im Augenblick mußte er sich davon überzeugen, daß die Geschworenen gerecht waren. Er verstand genug von Justiz, um zu wissen, wie wichtig das war. Also mußte er die jeweiligen Geschworenen befragen und Einwände vorbringen, wenn sie seiner Meinung nach untauglich sein sollten.
    Er war überrascht, daß Draco ein Geschworener war, aber das könnte schon in Ordnung sein. Über Logik machte er sich lieber nicht allzuviel Gedanken, wichtiger war es ihm, sich der Neutralität des Drachen zu versichern. »Draco, erinnerst du dich noch, wie Mark Knochen unter großem persönlichen Risiko deine Juwelen gerettet hat, weil er eine anständige Person ist? Dann wirst du verstehen, wie wichtig es ist, so zu sein.«
    Der Drache nickte interessiert. Seine Juwelen wußte er wahrlich zu schätzen! »Nun«, fuhr Dolph fort, »Grazi ist Marks Freundin und gleicht ihm in mancherlei Hinsicht. Sie hat unter großem persönlichen Risiko etwas getan, weil sie eine anständige Person ist. Sie hat Tristan Troll davor bewahrt, wegen einer anständigen Sache, die er tat, gequält zu werden, und sie ist mit mir in den Kürbis zurückgekehrt, um mir dabei zu helfen, meine Queste zu Ende zu führen. Und meinetwegen wurde sie auch erwischt. Meinst du, daß eine Person, die mir auf solche Weise hilft, bestraft werden müßte?«
    Der Drache schüttelte den Kopf. Ein Pluspunkt. »Keine Anfechtung.«
    Das nächste Wesen kam herangeschwommen. Es war ein kleiner silbriger Fisch, fast kugelrund. »Perrin Piranha«, verkündete er und schwamm zum nächsten Sitzplatz im Geschworenenstand.
    Dolph erinnerte sich noch gut an diesen Fisch! Es war der Anführer der Wasserwächter bei Dracos Nest! Als Wächter mochte er in Ordnung sein, er hatte Mark auch beim Kampf gegen die Kobolde unterstützt, aber wie stand es um ihn als Geschworenen?
    Da fiel ihm ein, daß der kleine Fisch von Grazi oder ihrem Verbrechen nichts wissen würde. Deshalb war er, genau wie Draco Drache, ein objektives Mitglied der Jury. Er würde erst im Laufe des Prozesses etwas

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