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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Sein Kreuz verhören? Ich wüßte nicht wozu.« Erneut Gekicher im Publikum, bis er merkte, daß er offensichtlich schon wieder einen Bock geschossen hatte. Also nahm er seine Aussage zurück. »Äh, ich meine, ja, das sollte ich wohl. Troll, was war das denn für ein saftiger Leckerbissen, von dem du behauptest, Tristan habe ihn laufenlassen?«
    »Ein juveniler Homo-sap weiblichen Geschlechts«, antwortete Miesmacher schlechtgelaunt.
    »Ein was?« fragte Dolph, den diese Beschreibung ins Schleudern brachte. Er hatte immer geglaubt, es habe sich um ein kleines Mädchen gehandelt.
    »Eine menschliche Göre.«
    »Meinst du damit ein kleines Menschenmädchen?«
    »Das sage ich doch die ganze Zeit, Idiot.«
    Dolph bemerkte eine Reaktion im Geschworenenstand. Es war Vida Vila. Er dachte daran, wie fürsorglich ihre Rasse mit Kindern umging. Vielleicht hatte er doch noch etwas gut. »Ihr wolltet dieses kleine Mädchen also zerteilen und rösten?«
    »Nö, wir benutzen keine Messer. Wir reißen sie einfach in Stücke und mampfen sie roh.«
    Draco Drache lief das Wasser im Maul zusammen, aber Jucklippe Kobold wirkte irgendwie unglücklich. Gunter Ganter sah wütend aus, Vida Vila sogar regelrecht empört. Dolph machte Punkte! Die Geschworenen schienen doch ihre Skrupel zu haben.
    »Danke«, sagte er höflich. »Das war’s.« Zum ersten Mal argwöhnte er, daß er vielleicht doch noch eine Chance haben könnte.
    Der Troll verließ den Zeugenstand. Ivy, die aus irgendeinem unerfindlichen Grund eine Grimasse schnitt, rief den nächsten Zeugen auf: einen kleinen Jungen.
    »Kleiner Junge«, sagte sie, »bist du aus dem Menschendorf, das die Trolle in jener Nacht überfallen haben?«
    »Was geht dich das an?« konterte er frech.
    Der Nachthengst schürzte seine Pferdelippen. »Was hältst du von einem solchen Traum?« fragte er den Jungen. Über dem Kopf des Kindes erschien plötzlich eine riesige Haarbürste und senkte sich auf ihn.
    »Jadasbinich!« antwortete der Junge sofort.
    Dieser Prozeß war wirklich kein Spaß, dachte Dolph. Von den Zeugen wurde erwartet, daß sie nur zur Sache antworteten und das Gericht achteten. Ob das Verfahren vielleicht doch nicht ganz abgekartet war?
    »Dann kennst du auch das Mädchen, das von den Trollen gefangengenommen wurde?«
    »Ja.« Der Junge wollte noch mehr sagen, doch nachdem er einen Blick auf den Richter geworfen hatte, überlegte er es sich anders.
    »Was ist das für eine Person?«
    »Eine echt blöde Gans. Und herrisch dazu. Du weißt doch, wie Mädchen sind.«
    Dolph mußte die Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszulachen. Dieser Junge wußte wirklich, wovon er sprach!
    Doch Ivys Miene blieb unbewegt. »Also wäre das Dorf ohne sie besser drangewesen?«
    Der Richter warf Dolph einen Blick zu. »Hast du irgendwelche Einwände? Es handelt sich immerhin um eine Suggestivfrage.«
    Doch Dolph, der langsam schlauer wurde, hatte die Geschworenen im Auge behalten. Die Frage hatte mehrere ihrer Mitglieder erzürnt. Für seine Partei war es besser, sie zuzulassen, weil Ivy ihm so die Arbeit abnahm. »Kein Einwand«, antwortete er.
    »Na klar doch«, meinte der Junge. »Das war vielleicht eine Nervensäge! Ich war richtig traurig, als sie zurückkam.«
    Ivy merkte, daß sie einen Fehler begangen hatte. »Dein Zeuge«, sagte sie und beendete ihr Verhör.
    Dolph schritt auf den Jungen zu, der jünger war als er. »Du magst dieses kleine Mädchen also nicht?«
    »Das habe ich doch gesagt!«
    »Magst du überhaupt irgendwelche Mädchen?«
    »Natürlich nicht!«
    »Dann wärst du also auch froh, wenn die Trolle sie alle wegschleppten und auffräßen?«
    »Au ja, das wäre großartig!«
    Dolph warf der Jury einen vielsagenden Blick zu und nickte. Mehrere Mitglieder erwiderten das Nicken. Der Junge war als freches Kind entlarvt worden.
    »Keine weiteren Fragen.«
    Knurrig rief Ivy ihre nächste Zeugin auf. »Die Mähre Frigoris.«
    Eine schwarze Stute trat herein. Sie wirkte durchaus feststofflich.
    Wieder mußte Dolph sich daran erinnern, daß er sich hier im Kürbis befand; die Nachtmähren lebten hier, es war ihre Heimat, und so waren sie auch so feststofflich wie alle anderen auch.
    »Name und Beruf, bitte.«
    Die Nachtmähre sprach nicht richtig, statt dessen projizierte sie ihren Zuhörern einen kleinen Traum. In diesem kleinen Traum hatte sie die Gestalt einer hübschen schwarzen Frau mit schwarzem Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. »Ich bin die Mähre Frigoris,

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