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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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Entscheidungen sind nicht gerade meine Stärke.«
    Nun verstummte ihr Gespräch. Nichts war geschehen; sie waren allein in dem kleinen Raum. Offensichtlich würde der Hengst nicht zu ihnen kommen.
    Dolph sah sich um. Er erblickte eine dritte Tür hinter ihnen, grün und unmarkiert. Er versuchte den Knauf herumzudrehen, doch die Tür war verriegelt. Wenn sie durch diesen Zugang eingetreten sein sollten, war ihnen der Rückweg jetzt versperrt.
    Wieder las er die Druckschrift an der Wand. Würde er denn etwas Unangenehmes tun, um etwas Gutes zu erreichen? Er hatte den Eindruck, daß er das schon die ganze Zeit getan hatte, während seiner ganzen Queste nach dem Himmelstaler! Wo immer er hinkam, war er irgendwie in Schwierigkeiten geraten und hatte sich daraus wieder befreien müssen. Aber jetzt hatte er den Taler wenigstens, jedenfalls fast!
    »Vielleicht versuchen wir es einmal mit einer der Türen«, meinte er. Er ging zu der JA-Tür und drehte den Knauf. Die Tür ging auf und führte in einen Raum, der genauso aussah wie der erste. »Bleib bei mir, Grazi«, sagte er und nahm ihre Hand, als er eintrat. Die Hand fühlte sich jetzt nur noch nach Knochen an; der Nachthengst hatte auch den allerwinzigsten Aspekt der Illusion beseitigt. »Sonst versuchen die vielleicht, uns zu trennen, und dann weiß ich auch nicht mehr, wie ich dir noch helfen soll.« Tatsächlich wußte er sowieso nicht mehr ein noch aus, aber es erschien ihm unklug, das ausgerechnet jetzt an die große Glocke zu hängen.
    An der gegenüberliegenden Wand befanden sich zwei weitere Türen, eine weiße und eine schwarze, die jeweils mit dem blauen JA und dem roten NEIN markiert waren. Doch dazwischen war keine Frage zu erkennen.
    Nachdem sie eingetreten waren, schloß sich die Tür hinter ihnen. Da erschien eine neue Frage auf der gegenüberliegenden Wand: WÜRDEST DU EINEN LEBENDIGEN BASILISKEN ESSEN, UM EIN MENSCHENLEBEN ZU RETTEN?
    Verzweifelt schüttelte Dolph den Kopf. »Ich weiß doch nicht einmal, ob ich einen lebenden Basilisken überhaupt essen könnte ! Ich meine, die können einen mit einem einzigen Blick umbringen, und ihr Atem ist giftig.«
    »Ich kann überhaupt nicht essen«, bemerkte Grazi.
    »Andererseits könnte ich jemanden auch nicht einfach sterben lassen, solange ich etwas tun könnte, um ihn zu retten«, schloß Dolph. »Also würde ich den Basilisken wohl essen. Igittigitt!«
    Er öffnete die JA-Tür. Gemeinsam traten sie in den nächsten Raum.
    Hinter ihnen schloß sich wieder die Tür, und die nächste Frage leuchtete auf: WÜRDEST DU DEINE ART VERRATEN, UM EIN MENSCHENKIND ZU RETTEN?
    Sie starrten die Frage eine Weile wortlos an. Diese Variante hatte etwas, das Dolph vertraut vorkam, aber er konnte es nicht genau festmachen.
    Da ergriff Grazi das Wort. »Das hat Tristan Troll getan! Er hat die Trolle verraten, um das kleine Mädchen am Leben zu lassen! Deshalb sollte er ja auch durch den Alptraum bestraft werden!«
    Das vereinfachte das Verständnis. »Ich glaube, daß Tristan Troll recht hatte. Er hat der Menschenfamilie sehr viel Leid erspart.«
    »Aber er ist doch ein Troll! Für die gehört es sich nicht, anständige Dinge zu tun!«
    Dolph merkte, daß das Denken ihm schwerfiel, aber es gelang ihm irgendwie, sich durchzukämpfen. »Vielleicht hatte Tristan unrecht, weil er einer anderen Kultur angehört, aber ich bin jedenfalls kein Troll. Für mich wäre das nicht falsch. Also würde ich es wohl tun.«
    »Und ich habe Tristans Traum durcheinandergebracht, daher schätze ich, daß ich es wohl auch tun würde.«
    Dolph öffnete die JA-Tür, und sie traten in den Nebenraum.
    Auf dessen Wand standen die Worte WÜRDEST DU EIN MENSCHENDORF AUSLÖSCHEN, UM EIN TROLLKIND ZU RETTEN?
    Wieder blieben sie stehen und dachten über die Konsequenzen der Frage nach. »Wir haben gesagt, daß wir unsere Art verraten würden, um ein Menschenkind zu retten«, sagte Grazi unbehaglich. »Ist das nicht so ziemlich dasselbe?«
    »Aber die Menschen sind doch besser als Trolle!« protestierte Dolph. »Ein ganzes Dorf auszulöschen, nur um…« Er stockte. Sollte er tun, was nur für die Menschen Recht war, oder für alle?
    Und doch, selbst wenn Menschen gleich viel wert sein sollten wie Trolle (igitt!), wäre es Unrecht, ein ganzes Dorf auszulöschen, nur um einen zu retten. Diese grausame Frage konnte er nicht mit ja beantworten.
    »Tristan Troll hat sein ganzes Dorf in Gefahr gebracht, weil es keine andere Nahrung hatte«, sagte Grazi. »Ich

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