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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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rechtem Verstand war, würde irgend etwas mit einem solchen Gör zu tun haben wollen! Nur weil Irene Dor gnadenlos herumschubste, bildete Ivy sich ein, daß es ihre Pflicht sei, Dolph herumzuschubsen. Nein, seiner Meinung nach gab es nur eine Sorte guter Mädchen: Mädchen, die weit entfernt waren.
    »Du hast doch Esk gekannt«, sagte Dolph nach einer Weile. »Warum hat er eigentlich aufgehört, nach Abenteuern zu suchen, um sich statt dessen mit diesem Kürbiswesen abzugeben?«
    »Ich war Teil seines Abenteuers«, erwiderte Mark etwas steif. »Und ich sehe keinen Grund, meine Herkunft herabzuwürdigen.«
    »Ich habe doch nicht dich gemeint, du Hohlschädel! Ich meine Bria Messing.«
    »Wir sind beide Wesen aus dem Kürbis«, erwiderte Mark unbesänftigt. Es war nicht leicht, die Gefühle eines Wesens zu verletzen, das so knöchern war wie ein wandelndes Skelett, aber offensichtlich war Dolph genau das gelungen. Er begriff, daß er sich undiplomatisch verhalten hatte. Mark war im Prinzip ein guter Kumpel, und es gab keinen Grund, ihn zu verärgern.
    Dolph überlegte und gelangte schließlich zu einem äußerst peinlichen Schluß: daß er sich würde entschuldigen müssen. Erwachsene taten so etwas schier ununterbrochen, und Mark war schließlich auch einer. Manchmal war es einfach notwendig, sich den Schrullen der Erwachsenen anzupassen.
    »Mark, es tut mir leid, wenn ich dich beleidigt habe«, sagte Dolph. »Ich weiß, daß du aus dem Kürbis stammst, und du bist auch in Ordnung. Ich wollte eigentlich nur sagen, daß das Messingsmädchen doof war, und Esk war doof, weil er sich mit ihr eingelassen hat. Wahrscheinlich schubst sie ihn jetzt genauso schlimm herum, wie Ivy es mit mir tut.«
    Das Skelett drehte die leeren Augenhöhlen herum, um ihn anzusehen. »Reagierst du empfindlich darauf, wenn man dir sagt, was du tun sollst?«
    »Na, klar doch! Niemand mag es, wenn einen blöde Mädchen den ganzen Tag herumkommandieren!«
    »Dann habe ich, vermute ich, den Sinn deiner Bemerkung offensichtlich falsch verstanden«, antwortete Mark. »Dann war ich irrtümlicherweise beleidigt, und muß mich dafür bei dir entschuldigen.«
    »He, du kannst dich doch nicht bei mir entschuldigen! Ich habe mich gerade bei dir entschuldigt!«
    »Manchmal ist es möglich, Entschuldigungen auszutauschen. Aber laß mich dir etwas über den Kürbis und über Frauen erklären. Es gibt viele Wesen im Kürbis, und sie sind anders als die anderen Wesen Xanths, weil sie durch Magie belebt werden, aber auch sie haben ihre Pflichten und Gefühle. Es ist nicht fair, sie nur deswegen abzutun, weil sie in einer Welt leben, die anders ist als deine.«
    »Ja, da hast du wohl recht«, sagte Dolph reumütig.
    »Und Frauen sind auf ähnliche Weise in gewisser Hinsicht eine andere Rasse, und so kann es geschehen, daß Männer Schwierigkeiten haben, sie zu verstehen. Aber auch sie haben ihre Pflichten und ihre Gefühle und sollten nicht leichtfertig abgetan werden. Bria Messing ist eine prächtige Frau und eine ausgezeichnete Partnerin für Esk Oger, und er ist zu einem besseren Mann geworden, weil er das erkannt hat.«
    »Aber diese ganze Gefühlsduselei – pfui! Ich habe im Wandteppich gesehen, wie er sie küßte.«
    »Mit der Zeit wirst du auch mal verstehen, warum Erwachsene Freude an derlei Tun haben.«
    »Niemals!« schwor Dolph.
    Mark erwiderte nichts, aber es hatte den Anschein, als lächelte er.
    »Würdest du denn ein Mädchen küssen?« fragte Dolph ihn herausfordernd.
    »Ich fürchte, daß ein lebendes Mädchen eine solche Geste nicht sonderlich schätzen würde.«
    »Na, und was ist mit einem Knochenmädchen?«
    »O doch, wenn sie mich gern hat, obwohl wir Skelettwesen andere Methoden haben, um uns miteinander auszutauschen. Aber das ist eine rein akademische Frage, da ich der einzige meiner Art bin, der sich außerhalb des Kürbisses aufhält.«
    Dolph begriff, daß Mark zwar ein interessanter Bursche sein mochte, aber trotzdem war er ein Erwachsener. Gut, daß es hier keine weiblichen Skelette gab!
     
    Nach einer Weile war Dolph es müde, zu gehen. Doch ihm war klar, daß er auch in Tiergestalt erschöpft gewesen wäre. Am gestrigen Tag hatte er fliegen können, weil nur seine Beine müde gewesen waren. Heute aber waren auch seine Arme wund. Das war ein Aspekt der Abenteuersuche, an den er noch nie gedacht hatte, als er den Webteppich beobachtete.
    »Vielleicht…« begann Mark.
    »Ja, vielleicht sollten wir uns jetzt mal ausruhen«, stimmte

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