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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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nachflogen. Dolph war nur froh darüber, daß er in seiner Drachengestalt die menschliche Sprache nicht richtig verstehen konnte, denn er spürte, wie seine metallischen Ohren rot anliefen. Diese Flatterfrauen hatten vielleicht Ausdrücke parat!
    »Stock und Stein bricht mein Gebein«, bemerkte Marks Schädel philosophisch, »aber Schimpfworte nicht.« Dennoch hatte es den Anschein, als errötete er leicht.
    Dolph flog so schnell er konnte, unter ihm schwang die Leine hin und her. Mark konnte sich erst wieder zusammensetzen, nachdem man ihm einen Tritt verpaßt hatte; dazu aber mußte Dolph landen und eine andere Gestalt annehmen. Er mußte die schmutzigen Vögel einfach loswerden.
    Aber das war leichter gesagt als getan. Die Harpyien flogen in Formation hinter ihm, holten ihn zwar nicht ein, andererseits hängte er sie aber auch nicht ab. Sobald Dolph versuchen würde zu landen, würden sie den Abstand aufholen, und dann würde es ihnen möglicherweise gelingen, ihm die baumelnden Knochen zu entreißen, während er nach ihnen trat.
    Vielleicht könnte er sie im dichten Wald abschütteln. Er schwenkte gen Osten, wo sich ein bewaldeter Berg erhob.
    Worauf die Harpyien immer weiter zurückblieben. Dolph mußte sich mehrere Male umschauen, um sich davon zu überzeugen, daß seine Drachenaugen noch intakt waren, doch es bestand kein Zweifel: Sie verfolgten ihn nicht mehr. Reglos schwebten sie in der Luft.
    »Das wird dir noch leid tun!« kreischten sie im Chor.
    Dolph stieß ein fragendes Knurren aus. Mark verstand ihn. »Anscheinend verweigert irgend etwas ihnen den Zutritt in dieses Gebiet«, meinte er. »Aber dieser Wald dort sieht harmlos aus, und auf jeden Fall ist er immer noch besser, als meine Knochen von diesen gräßlichen Kreaturen aufbrechen zu lassen. Such einen Landeplatz, dann setzen wir unseren Marsch zu Fuß fort.«
    Dolph schwenkte in die Tiefe. Er suchte die Gegend ab, fand aber keine Stelle, an der ein Drache bequem hätte landen können.
    »Laß mich fallen und verwandele dich in eine kleinere Gestalt«, rief Mark. »Der Sturz dürfte mir eigentlich nichts anhaben.«
    Dolph entdeckte eine kleine Lichtung, ließ die Leine fahren, dann verwandelte er sich in einen Falken und verfolgte sie im Sturzflug. Gemeinsam trafen sie unten am Boden ein. Nun nahm er wieder Ogergestalt an, hob die Leine auf und verpaßte ihr einen gewaltigen Tritt.
    Die Knochen flogen auseinander und nahmen schließlich wieder Marks vertraute Gestalt an. »Welch eine Erleichterung!« sagte er. »Es gibt nicht viele Dinge, die mir etwas anhaben können, aber Knochenkauen und Knochenbrechen gehören dazu.«
    »Das habe ich mir gedacht«, bemerkte Dolph. Das Erlebnis hatte ihn stärker erschüttert, als er sich gern eingestanden hätte. Diese Harpyien waren wirklich heimtückische Kreaturen, besser, ihnen nie wieder zu begegnen.
    Sie beschlossen, zu Fuß über den Berg zu steigen, damit die Wache haltenden Harpyien sie nicht aus der Luft abfangen konnten. Wenigstens hatten sie den Fluß überquert!
    Doch etwas war weniger angenehm: Dolphs Rucksack befand sich mit seinen Kleidern und Vorräten noch am gegenüberliegenden Ufer. Er zog es vor, nicht über diese Unannehmlichkeit zu sprechen, weil er wußte, daß es keinen Sinn hatte, sich noch einmal mit den Harpyien auseinanderzusetzen.
    Dolph blieb bei seiner Ogergestalt, weil sie sich hier durch fremdes Gebiet bewegten und er als Oger in Sicherheit war. Es gab kaum jemanden, der bei klarem Verstand war und sich dennoch mit einem Oger anlegen mochte; und selbst jene, die keinen klaren Verstand hatten, pflegten derlei meist zu bereuen. Man erzählte sich Geschichten von törichten Kobolden, die einst irgendwelche Oger angegriffen hatten und von den Ungetümen so weit fortgeschleudert worden waren, daß einige von ihnen immer noch hinter der Sonne herumirrten und sich schrecklich an ihr verbrannten. Manchmal griff ein großer Gewirrbaum einen Oger an; hier und da gab es immer noch verbogene Stümpfe zu sehen, deren Tentakel von riesigen Ogern verknotet worden waren. Natürlich konnte Dolph nichts dergleichen tun, da er ja kein echter Oger war, aber wer würde das schon wissen?
    Er blickte sich um. Für einen wilden Landstrich war es hier erstaunlich angenehm. Unter den Bäumen war der Boden eben, und es gab auch keine Dornensträucher. An einem wunderhübschen kleinen Bach hielten sie an, um von dem klaren Wasser zu trinken. Alles hier war wie ein Park – obwohl es in dieser Gegend doch

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