Himmels-Taler
zwitscherte Brick. »Das Skelett hat sie in seinem Kopf verstaut!«
»In seinem Kopf?« fragte Draco verwundert.
»Sein Kopf ist hohl«, erklärte Dolph in Fledermaussprache. »Ich verstehe nur nicht, warum er sie nicht auch ins Wasser geworfen hat.«
»Sie haben ihn mit den Opalen erwischt«, erklärte Brick.
»Aber danach ist er doch ins Wasser gegangen«, wandte Dolph ein. »Warum hat er sie dann nicht entfernt?«
»Das konnte er nicht«, fuhr Brick fort. »Er hat sich in ein Gitterwerk verwandelt, danach in einen Korb, und schließlich haben sie ihn auseinandergenommen. Die Kobolde haben gesagt, daß sie ihm den Schädel aufbrechen wollen, um sie zu holen.«
»Ich muß unbedingt Mark retten!« rief Dolph.
»Ich weiß ja, daß er tapfer und mannhaft gekämpft hat«, meinte Draco. »Aber ich kann nicht in die Höhlen der Kobolde eindringen, die sind zu klein für mich. Ich fürchte, er ist verloren, und mit ihm die beiden Opale. Vielleicht kann ich dir andere Steine anstelle…«
»Ich kann ihn verfolgen!« wandte Dolph ein. »Ich kann Koboldgestalt annehmen und mich dorthin begeben, wo sie sind. Ich muß ihn einfach retten!«
»Das wäre unklug«, warnte Draco. »Sie würden dich als Fremden erkennen und dich schnell selbst gefangennehmen. Das würde deinen Eltern gar nicht gefallen.«
»Ich muß aber Mark retten«, wiederholte Dolph mit kindlicher Sturheit.
Der Drache stieß ein rauchendes Seufzen aus. »Dann muß ich dir einen erwachsenen Begleiter verschaffen. Ich habe diese Verantwortung übernommen, als wir den Waffenstillstand schlossen, und jetzt darf ich dich nicht allein fortziehen lassen. Ich werde dich den Naga vorstellen.«
»Den Naga? Wer ist das?«
»Die Naga sind Kreuzungen mit deiner eigenen Rasse, die sich aber ins Koboldgebiet begeben können. Es sind die einzigen Wesen, die die Kobolde fürchten. Aber Fremden helfen sie nie umsonst. Für ihre Hilfe werden sie einen Preis verlangen.«
»Aber ich habe doch nichts, was ich ihnen geben könnte!«
»Dann werden sie von dir irgendeinen Dienst verlangen. Wirklich, Prinz, ich meine, daß es besser für dich wäre, wenn du dein Skelett aufgäbest und nach Hause zurückkehrtest. Ich werde dich auch hinbringen, wenn…«
»Nein! Ich werde zahlen, was die Naga verlangen, wenn sie mir dabei helfen können, Mark zu retten.«
Draco stieß ein irritiertes Schnauben aus, genau wie andere Erwachsene es in Dolphs Gegenwart schon getan hatten, nur mit mehr Hitze. »Dann werde ich dich dem König Nabob vorstellen. Verwandle deine Gestalt und halt dich fest; wir müssen in eine Nachbarhöhle.«
Wieder nahm Dolph die Drachenschmetterlingsgestalt an und hielt sich fest. Draco flog zum Wasser hinüber, schwamm hindurch und kletterte wieder hinaus. Im Freien flog er ein kurzes Stück bis zu einer anderen Höhlenöffnung im Berg, um dort hineinzukriechen.
Im hinteren Teil der Höhle erschien der Kopf eines Mannes. »Was führt dich hierher?« fragte der Mann vorsichtig. »Wir haben unser Abkommen nicht aufgekündigt.«
»Verwandle deine Gestalt«, knurrte Draco Dolph an. »Ich kann ihre Sprache nicht gut sprechen, aber du kannst es. Erkläre ihm, daß ich dich hergebracht habe, um König Nabob aufzusuchen.«
Dolph nahm Jungengestalt an. »Ich bin Prinz Dolph«, erklärte er. »Ich bin gekommen, um mit König Nabob zu sprechen.«
»Du bist ja ein Mensch!« rief der Mann überrascht. »Was hast du mit unserer Art zu tun?«
»Draco sagt, daß nur ihr mir dabei helfen könnt, meinen Freund zu retten, daß ihr dafür aber auch einen Preis fordern werdet.«
»Hat das etwas mit den Kobolden zu tun?«
»Ja. Sie haben meinen Freund Mark entführt.«
»Einen Augenblick.« Der Mann drehte sich um und verschwand. Nun sah Dolph, daß sein Körper der einer riesigen Schlange war.
Genau einen Moment später erschien ein anderer Naga. Er trug eine Krone. »Denk ans Protokoll«, knurrte Draco Dolph verhalten zu. »Das ist der König.«
Dolph verneigte sich. »Ich danke Euer Majestät, daß Ihr mir eine Audienz gewährt«, sagte er. »Ich bin Prinz Dolph von Schloß Roogna.«
Der König musterte ihn. »Ihr seid sehr fern von Eurer Heimat, Prinz. Außerdem wirkt Ihr ziemlich jung.«
»Ich bin neun Jahre alt. Ich soll eigentlich in Begleitung eines Erwachsenen reisen. Aber Mark Knochen wurde von den Kobolden entführt, deshalb hat Draco mich hierher gebracht. Werdet Ihr mir dabei helfen, Mark zu retten?«
König Nabob warf Draco einen Blick zu. »Ist dieser
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