Himmels-Taler
Mark Knochen eine würdige Kreatur?«
Draco knurrte zustimmend.
»Und dieser Menschenjunge?«
Ein erneutes zustimmendes Knurren.
Der König wandte sich wieder an Dolph. »Ihr seid ein Gestaltwandler, Prinz?«
»Ja, Majestät.«
»Könnt Ihr auch unsere Form annehmen?«
Zur Antwort verwandelte Dolph sich in einen Naga, nur sein Kopf blieb unverändert.
»Wir kämpfen nicht ohne guten Grund gegen die Kobolde«, sagte König Nabob. »Dabei könnten wir Verluste erleiden. Wie willst du uns für diese Mühe entlohnen?«
Dolph versuchte die Hände zu Händen zu spreizen, doch er hatte ja keine mehr.
»Draco meint, daß Ihr vielleicht einen Dienst von mir erwartet.«
Der König überlegte. »Ihr seid der Abkömmling des Königs Trent, des Verwandlers?«
»Ich bin sein Enkel, Majestät.«
Der König nickte. »Das wäre eine schickliche Verbindung. Ihr werdet meine Tochter heiraten.«
»Oh! Aber ich bin doch erst neun Jahre alt.«
»Das stimmt.« Der König überlegte wieder. »Dann werdet Ihr Euch mit ihr verloben und sie heiraten, sobald Ihr volljährig seid. Auch sie ist noch jung.«
Dolph erkannte, daß er in Schwierigkeiten war. Seine Mutter würde einen königlichen Anfall bekommen! »Majestät, gibt es keinen anderen Dienst, den ich Euch statt dessen erweisen kann?«
»Keinen anderen, den ich begehre.«
Dolph wußte, daß er Mark retten mußte, so hoch der Preis auch sein mochte. »Dann willige ich ein«, sagte er schweren Herzens.
»Ausgezeichnet! So werde ich nun meine Tochter herbeirufen.« Der König stieß einen Pfiff aus.
Einen Augenblick später stieß eine weibliche Naga zu ihnen. Sie besaß sehnige graubraune Zöpfe und braungraue Augen. Ihr Gesicht war wirklich recht hübsch, und sie hatte auch kleine Lachfalten.
»Nada, dies ist dein Verlobter, Prinz Dolph von den Menschen.«
»Hallo, Prinz«, sagte Nada schüchtern.
»Hallo, Prinzessin«, erwiderte Dolph ebenso schüchtern.
»Besiegelt es mit einem Kuß«, befahl der König.
Nada kam herangeschlängelt und führte ihr Gesicht dicht vor Dolphs. Sie versuchte ihn zu küssen, doch ihre Nasen stießen gegeneinander. »Ach, wie peinlich!« rief sie verlegen.
»Leg den Kopf schräg, Dummchen!« bellte der König. »Hast du denn noch nie einen Jungen geküßt?«
»Niemals, Papi«, gestand sie unschuldig. Sie legte den Kopf schräg und versuchte es ein weiteres Mal. Diesmal stießen die Nasen nicht zusammen, und ihre Lippen berührten Dolphs.
Egal, welchen Maßstab man anlegen mochte, es war und blieb ein sehr unbeholfener Kuß; sowohl Vida Vila, die Naturnymphe, als auch Mela Meerfrau waren darin sehr, sehr viel besser gewesen. Und doch bemerkte Dolph an sich ein fremdartiges, recht angenehmes Gefühl. Ihm wurde klar, daß er Nada mochte. Also erwiderte er den Kuß.
Dann wich sie zurück. »Aber er hat es schon getan«, sagte sie. »Ich mag ihn.«
»So ist es denn besiegelt«, verkündete der König. »Also gut, Draco, du kannst gehen. Nun übernehmen wir die Sache.«
Ohne weitere Worte, ohne Knurren, glitt Draco wieder aus der Höhle und verschwand. Dolph war allein mit den Nagas.
Der König räusperte sich. »Also gut, fangen wir an«, sagte er. »Wir können nicht den ganzen Tag vergeuden, während die Kobolde auf dem Marsch sind.«
Dolph hoffte, daß die Sache schon in Ordnung war. Er kannte diese Leute nicht und wußte auch nicht, ob sie mit den komplizierten Ehrenvorstellungen der Erwachsenen ebensogut vertraut waren wie Mark oder Draco.
»Papi wird alles organisieren«, teilte Nada ihm mit. »Ich bin noch nie mit einem Menschenprinzen verlobt worden! Ist das nicht aufregend?«
»Bist du denn etwa schon mit einem anderen verlobt worden?« fragte Dolph etwas verblüfft.
»Nein, eigentlich nicht«, gestand sie mit einem allerliebsten Erröten. »Aber ich wußte, daß Papi mich mit jemandem verloben würde, sobald er eine gute Partie für mich gefunden hatte. In solchen Dingen ist er sehr gewissenhaft. Wir haben nicht genug menschliches Blut, deshalb habe ich mir schon halbwegs gedacht, daß es ein Mensch werden würde und keine Schlange.«
Weil die Nagas eine Kreuzung zwischen Mensch und Schlange waren, erkannte Dolph. Die Sache leuchtete ein.
Inzwischen hatte der König den mittlerweile in der Höhle erschienenen Naga Befehle zugebellt. Nun wandte er sich wieder an Dolph. »Wir haben eine Streitmacht zusammengestellt«, teilte er ihm mit. »Wir können die Kobolde noch abfangen, bevor sie ihre Festung erreichen, aber dazu
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