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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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frisches Kind und schleppte das kleine Mädchen hinaus in den tiefen Wald. So war der Überfall doch noch ein Erfolg – in dieser Nacht würden sie etwas zu essen haben.
    ›Ach, bitte, Herr Troll, nimm mich nicht von meiner Familie weg‹, bettelte das kleine Mädchen. ›Ich bin das einzige Kind meiner Eltern, und wenn sie mich verlieren, wird es ihnen das Herz brechen.‹
    Tristan sah sie an, und sie war sehr hübsch und sehr lieblich. Ihre Familie dauerte ihn. Er setzte sie ab. ›Kehr zu deiner Familie zurück‹, sagte er zu ihr. ›Aber erzähl niemandem, was ich getan habe.‹
    Das Mädchen war klug genug, um zu merken, daß er etwas Falsches tat. ›Ich werde es niemandem erzählen.‹ versprach sie. Dann lief sie auch schon davon, hinaus aus dem finsteren Wald, zurück nach Hause.
    So war der Überfall der Trolle doch ein Mißerfolg, und in dieser Nacht mußten sie hungern. Danach war das Menschendorf vorgewarnt und hielt Wache, so daß hier eine ganze Weile keine Überfälle mehr möglich waren. Tristan erzählte seinen Artgenossen nicht, was er getan hatte, denn er schämte sich zutiefst; er wußte, daß er sich völlig untrollhaft verhalten hatte. Da alle anderen bei ihren Bemühungen gescheitert waren, waren sie über seinen Mißerfolg auch nicht erstaunt. So blieb sein Verbrechen unentdeckt.
    Doch in dieser Nacht träumte er, und der Nachthengst wußte von seinem Vergehen, denn der Hengst kennt die schlimmsten Geheimnisse aller träumenden Kreaturen. Er verbrachte Stunden damit, für ihn den allerschlimmsten, entsetzlichsten Alptraum herzustellen, ein Traum, der so fürchterlich war, daß es gleich dreier Nachtmähren bedürfen würde, um den ganzen Traum zu befördern. Es war wahrscheinlich der entsetzlichste Traum, der jemals für einen Troll hergestellt wurde, ein wunderbares Kunstwerk. Tristan würde die ganze Nacht schreien und würde erst am Morgen aus diesem grausigen Traum erwachen können. Danach wäre sichergestellt, daß er seinen Stamm nie wieder auf diese Weise hintergehen würde!
    Ich hatte die Ehre, in diesem Traum die Hauptrolle zu spielen. Tristan fürchtete sich vor vielen Dingen, am meisten aber vor Gerippen. Weil er ein Mädchen hatte laufen lassen, sollte es auch ein weibliches Gerippe sein, das ihn in seinem Schlaf heimsuchte. Für mich war das natürlich eine Auszeichnung, es war meine erste Hauptrolle, und entsprechend stolz war ich auch darauf. Ich hatte vor, ihn so heftig und so lange schreien und kreischen zu lassen, bis ihm die Zunge aus dem Mund fiel.
    Doch als ich mich über die Einzelheiten seines Vergehens informierte, fiel es mir schwer, Begeisterung zu entwickeln. Gewiß, er hatte seinen Stamm verraten und ihm unnötigen Hunger verursacht, andererseits hatte er aber auch sehr viel Leid von der Menschenfamilie abgewendet. Natürlich oblag es nicht mir, ein Urteil über ihn zu fällen; ich war schließlich nur eine Schauspielerin in einem Alptraum. Als ich aber meine Rolle als Gerippe einer seiner Stammesgenossinnen spielte, die wegen seines Vergehens verhungert war, und als ich ihn im Traum ansprang, um ihn in den schlimmsten Abgrund des Entsetzens zu stürzen, da zögerte ich kurz. ›Ich glaube, daß du richtig gehandelt hast‹, flüsterte ich. Der Rest des Traums verlief so, wie er geplant worden war, mein Fehler blieb unbemerkt.
    Die drei Nachtmähren überbrachten ihm noch in derselben Nacht den Traum. Doch anstatt Tristan Troll vor Reue und Furcht verrückt zu machen, verursachte er ihm lediglich einige Unbehaglichkeit. Kurzum, es war ein Mißerfolg. Die Nachtmähren waren sehr verlegen, und der Nachthengst schnaubte ätzenden Rauch. Er untersuchte den Traum, und diesmal entdeckte er, was ich getan hatte. Ich hatte die ganze Produktion kaputtgemacht und die Anstrengungen der ganzen Kürbiswelt der Lächerlichkeit preisgegeben. Deshalb wurde ich verbannt«, schloß Grazi. »Man schickte mich hinaus und vernichtete danach hinter mir den Kürbis. Ich war am Boden zerstört und hoffte, einen anderen Kürbis zu finden, um mich wieder heimlich einzuschleichen. Doch ungefähr zur gleichen Zeit, als Mark und Dolph eintrafen, wurde mir klar, wie töricht meine Hoffnungen waren. Ich ging davon aus, daß Mark in Wirklichkeit doch wieder in den Kürbis zurückkehren wollte, trotz allem, was er sagte; oder daß er aus irgendeinem Grund verbannt worden war, daher blieb ich vorsichtig. Aber jetzt weiß ich, was für ein prächtiges Skelett er ist, und ich wünschte, ich

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