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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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schien Gestaltwandler anzuziehen, vielleicht war das ein Aspekt seiner Magie vom Magierkaliber.
    Magierkaliber. Das war eine Vorstellung, mit der sich eine Beschäftigung lohnte. Dolph war ein Kind, und zwar ein recht normales, mit all der Freude und dem Leid, welches dazugehörte. Seine Magie aber stellte ihn in eine andere Kategorie. Sie hatte davon geträumt, erwachsen zu werden und einen Magier zu heiraten, ohne sich jemals genau auszumalen, wie er auszusehen hatte; natürlich hatte sie dabei an einen Menschenmann gedacht, weil es unter ihrem eigenen Volk keine Magier gab.
    Nun war ihr Traum auf überraschende Weise Wirklichkeit geworden. Dolphs Talent ließ tatsächlich keine Wünsche offen; es machte ihn nicht nur darin erstaunlich, daß er sofort jede beliebige Gestalt annehmen konnte, sondern auch dadurch, daß er zugleich ihre Fähigkeit zu schwimmen oder zu fliegen, zu kommunizieren und alles andere erwarb. Nicht einmal vor Gespenstern brauchte er Halt zu machen!
    Aber er war fünf Jahre jünger als sie. Diesen einen Haken hatte die Sache eben.
    Nun, jetzt waren sie verlobt, und er hatte gezeigt, daß er für ihre Reize sehr empfänglich war. Sie würde ihr Bestes tun müssen, immer auf sein Wesen einzugehen, damit er sich nie zu beklagen brauchte. Sie wollte für ihn zuerst die bestmögliche Spielgefährtin, dann Geliebte, dann Ehefrau sein. Sie selbst war keine Zauberin; sie besaß keine Magie, die über die gewöhnlichen Talente ihrer Art hinausging. Aber sie war eine Prinzessin und würde tun, was ihr bestimmt war, und zwar ihr ganzes Leben lang. Ihr Vater erwartete es von ihr, und sie würde ihn nicht enttäuschen – ebensowenig wie Dolph. Oder sonst jemanden. Niemals.
    »Warum weinst du, Nada?« fragte Grazis Schädel leise.
    Nada zuckte zusammen. Sie hatte ganz vergessen, daß sie von einem bewußten Lebewesen beschützt wurde, das niemals schlief! Der Schädel bildete den Eingang, und er hatte sich zu ihr umgewandt, um mit ihr reden zu können. »Es ist… n-nichts…«, schluchzte sie.
    »Es ist nicht nichts«, widersprach Grazi. »Ich bin eine Frau, so seltsam dir das auch erscheinen mag. Und du bist auch eine. Ich merke, was Männer nicht merken. Letzte Nacht hast du im Schlaf geweint; heute nacht weinst du, während du noch wach bist. Was hast du für Kummer?«
    »Ich kann es dir nicht sagen«, erwiderte Nada und versuchte ihre Tränen wegzuwischen.
    »Du bist älter, als du aussiehst, und du bist unglücklich. Ich werde dein Geheimnis wahren.«
    »Ich bin ein Kind! Genau wie Dolph!«
    »Im Schlaf nimmt dein Körper sein natürliches Alter an. Du bist eine Frau. Eine junge Frau zwar, aber kein Kind. Ist das der Grund, weshalb du weinst?«
    »Ich darf es nicht verraten!«
    »Niemand kann uns hören. Erzähl mir von deinem Leid, dann werde ich dir von meinem berichten.«
    Nada horchte auf. Welchen Kummer konnte ein Gerippe wohl haben? Ihre weibliche Neugier war geweckt, sie mußte es unbedingt wissen! Und da Grazi Nadas eigenen Kummer bereits erahnt hatte, war das halbe Geheimnis ohnehin schon verraten. »Erzähl mir erst von deinem.«
    Grazi widersprach nicht. Sie ergriff einfach das Wort. »Ich habe Mark erzählt, daß ich aus Versehen aus dem Kürbis getreten und hier in der wirklichen Welt gestrandet bin, aber das war nicht die ganze Geschichte. Man hat mich nämlich hinausgeworfen, und ich darf nie wieder zurückkehren.«
    »Aber das ist doch dein Heimatreich!« rief Nada. »Hier draußen gibt es für deine Art doch gar keinen Platz! Du gehörst in richtige Alpträume!«
    »Ja. Ich wurde als Verbrecherin ins Exil geschickt. Und ich kann nicht sterben, das macht die Sache so schlimm.«
    »Was hast du denn getan, was im Reich der Alpträume als Verbrechen gelten kann? Alpträume müssen doch entsetzlich sein!«
    »Ja. Auf einer Insel Xanths gab es einen Troll. Sein Stamm überfiel ein Menschendorf. Das ist das Geschäft der Trolle. Sie waren hungrig, und sie brauchten frische, saftige Kinder zu essen. Einige von ihnen haben die Männer des Dorfs abgelenkt, während andere in die Häuser eindrangen und die Frauen ablenkten. Sie lenkten die Männer ab, indem sie versuchten, sie zu töten, aber die Männer waren zu stark, und es gelang ihnen, ihrerseits die Trolle zu vertreiben. Die Frauen lenkten sie ab, indem sie versuchten, sie zu vergewaltigen, aber die wehrten sich mit der Kraft der Verzweiflung und entgingen ihrem Los. Währenddessen drang Tristan Troll in ein Haus ein, packte ein saftiges

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