Himmelsbrut / Victor (German Edition)
Unterschied, dass er sehr wohl eine andere Wahl gehabt hätte und nicht von einem Zuhälter, sondern von seinen eigenen Gefühlen in eine falsche Richtung geleitet wurde! Er konnte sich kaum noch erinnern, wie oft sein Vater um ein Treffen gebeten hatte, um sich mit ihm auszusprechen. Doch Joshua hatte immer wieder abgelehnt. Keine Entschuldigung der Welt hätte ihm seine Mutter wiedergebracht. So die Theorie.
Das Geräusch schwerer Stiefel, riss ihn aus seinen Gedanken. Am Ende des Korridors, kam Victor auf ihn zu. Seine Mine war unergründlich. Er trug eine schwarze Jeans und einen schwarzen Wollpullover. Keine Kampfmontur und auch keine Waffen. Soweit so gut! Umbringen war also keine Option...wobei sein Vater durchaus im Nahkampf, auch ohne Waffen, ein mächtiger Gegner war.
Als Victor, für Joshuas Geschmack, dicht genug heran getreten war, verneigte er sich aus einem Gefühl des Respekts heraus, vor seinem Vater. Es fühlte sich richtig an, dachte er.
Victor sah auf ihn herunter, griff an Joshuas Schulter und drückte sie kurz. Eine Geste die er von Ethan übernommen hatte, da sie ihm selbst immer Zuversicht gegeben hatte. „Junge. Verneige dich nicht vor mir. Ich bin dein Vater, was mich mit Stolz erfüllt.“
Verdutzt kam Joshua hoch und blickte seinem Vater in die bernsteinfarbenen Augen. „Ich, dich mit Stolz erfüllt? Vor ein paar Tagen wollte ich dich noch töten. Ich verdiene deinen Stolz nicht, Vater, so sehr ich es mir auch wünsche.“
Victor lächelte. „Und doch hast du es nicht getan. Und wie ich sehe, hast du auch keinem anderen Leid zugefügt. Deine Aura strahlt wie an dem Tag, als ich dich das erste Mal sah.“ Ein Schatten huschte über Victors Gesicht, als er wieder an die Umstände dachte, die ihn zum allein erziehenden Vater degradiert hatten. „Joshua. Ich werde nie wieder gut machen können, was ich dir durch den Tod deiner Mutter angetan habe. Und doch möchte ich, dass du verstehst, warum ich es getan habe.“
Mit einem Wink seiner Hand, unterbrach Joshua ihn. „Bitte Vater. Ich weiß was passiert ist in jener Nacht. Du hattest keine Wahl. Sie oder Ich. Du hast dich für mich entschieden, weil sie schon verloren war. Sie war weder deine Gefährtin, noch war sie in dem Moment meine Mutter.“ Er räusperte sich, suchte nach Worten. „Heute weiß ich es. Doch der Weg dahin war lang, sehr lang.“ Joshua sah seinem Vater fest in die Augen. „Ich hoffe er war nicht zu lang?“
Victor erwiderte seinen Blick. „Du warst und wirst immer mein Sohn sein Joshua! Ich liebe dich. Von ganzem Herzen, das wird sich niemals ändern. Und was du Gestern für Vivian getan hast, bestätigt mir nur, dass mein Herz immer recht hatte. Du bist ein guter Sohn, und verdienst meinen Stolz und den deiner Onkel.“
Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht und Joshuas Körperhaltung wurde deutlich lockerer. „Sie ist es wert! Deine Gefährtin ist eine kleine starke Lady. Sie hätte dich niemals verraten. Selbst wenn sie sie vom Dach geworfen oder sie bis zur Besinnungslosigkeit geprügelt hätten. Ihre Gedanken, waren bis zur Ohnmacht bei dir. Noch ein paar Minuten mit ihren Starken Gedanken und ich hätte den Rest der Woche unter unermesslichen Kopfschmerzen gelitten. Sie ist wirklich eine starke Gefährtin, also versau es nicht wieder, Vater.“
Victor knuffte Joshua mit einer gespielt empörten Mine, in die Seite. „Werd mal nich frech, Sohn. Ein Vater hat für immer das Recht seine Brut über´s Knie zu legen.“
Beide lachten herzlich. Das Eis war gebrochen, der Anfang gemacht. Victor würde alles dafür tun, dass ihre Beziehung wieder eine massive Basis bekommen würde. Einen Sockel, gegossen aus Liebe und Vertrauen. Ohne Lügen oder Vorbehalte.
*
Es war schon Mittag als Vivian die Küche des Anwesens betrat. Als sie früh am Morgen aufgewacht war, fühlte sie sich entspannt und ausgeruht. Sie tastete nach Victor, doch statt seines warmen Körpers, lagen eine rote Rose und ein Zettel auf seinem Kopfkissen. Sie stand auf, nahm die Rose in die Hand und roch an der perfekt geformten Blüte. Vivian musste lächeln als ihr das liebliche Aroma in die Nase stieg. Die letzte Nacht mit V war einfach himmlisch gewesen. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie sich so geborgen und geliebt gefühlt. Dann las sie seine Nachricht: Mein Herz! Du bedeutest mir alles! Wir sehen uns heute Nachmittag, wenn ich mit Joshua alles geklärt habe. Ich liebe dich! V.
Sie bedeutete ihm alles! Ihr Herz
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