Himmelsbrut / Victor (German Edition)
aufzubringen!"
Mutig trat Ronan einen Schritt nach vorn. ,,Was schert es uns? Sie denken doch sowieso wir wären Legenden, Missgeburten oder Monster und stellen uns in ihren Malereien als Abgesandte des Teufels da. Und obgleich sie es nur erahnen, meiden sie uns wie die Pest. Also, wozu sollten wir uns noch verstecken Vater?"
Ethan packte seinen Bruder noch bevor der zurückweichen konnte. ,,Du bist so ein Idiot, Ron. Kannst oder willst du nicht verstehen, dass wir für immer eine Legende bleiben müssen? Wir wären gar nicht hier, wenn es die Menschen nicht geben würde. Und wenn ich dich erinnern darf, unsere Mutter ist auch eine von ihnen. Unser Auftrag ist klar und wenn du das nicht kapierst, bist du es nicht Wert einer von uns zu sein!"
Beleidigt und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte Ron sich um und ging den Hügel hinunter in Richtung Haus.
Jason folgte ihm ohne zu zögern, doch er wendete sich noch einmal an Sarazel. ,,Mach dir keine Sorgen, Vater. Er kriegt sich sicherlich bald wieder ein. Es macht ihm mehr zu schaffen, als er zugeben will, dass die Leute aus dem Dorf uns meiden."
,,Ich weiß mein Sohn", sagte Sarazel mitleidig und strich Jason übers Haar. ,,Geh ruhig mit ihm und sag deiner Mutter, dass wir auch bald kommen. Geh du auch Kane und sieh was du für Ronan tun kannst, um ihn aufzumuntern."
Kane nickte und rannte den beiden hinterher. Er ahnte, dass sein Vater ihn nur loswerden wollte. Schon lange wusste er über die nächtlichen Streifzüge von seinem Vater und Ethan Bescheid. Bald wären auch er und Ronan bereit für den Kampf gegen die Gefallenen und Seelenlosen. Zumindest hoffte Kane, dass sein Vater ihn bald mitnehmen würde, damit er beweisen könnte, dass auch er ein echter Krieger war. Als die Brüder außer Sichtweite waren, wendete sich Ethan wieder seinem Vater zu. ,,Warum hast du es ihnen nicht gesagt. Sie haben ein Recht darauf es zu erfahren."
,,Sie sind noch jung Ethan und werden es nicht verstehen. Ein langer Abschied wird alles nur noch schlimmer für sie machen."
Ethan fuhr sich nervös durch die Haare und setzte sich wieder in´s Gras. ,,Wann wird es soweit sein?"
,,Wenn die Bäume ihre Blätter verlieren und die Nächte wieder kälter werden, wird Michael kommen um mich zu begleiten. Ich weiß wie schwer es für dich und deine Mutter sein wird, aber ich vertraue auf eure Stärke und darauf, dass das Schicksal es so für uns vorgesehen hat. Ich glaube fest daran, dass ich von dort aus noch viel bewirken kann, für euch und für unsere Mission."
Wütend sprang Ethan auf. Er konnte und wollte nicht verstehen, dass sein Vater das wirklich durchziehen würde.
Nicht jetzt, nicht in ein paar Monden.
Ein stürmischer Wind fegte um die Hütte. Laut wehten die Laubblätter über die Erde und das stabile Holzdach.
Die Bohlen knarrten unzufrieden als sie von starken Böen angehoben wurden.
Aurelia fuhr aus dem Schlaf hoch, als ein starkes, ungutes Gefühl sie schlagartig weckte. Orientierungslos ließ sie ihren Blick durch das Zimmer wandern, bis sie Sarazel in der Ecke des Raumes entdeckte. Mit gesenktem Kopf und nur mit einer Tuchhose bekleidet sah er zu ihr hinüber.
Stumm stand Aurelia vom Bett auf und strich ihr wirres, strohblondes Haar nach hinten, bevor sie vor Sarazel trat und ihn innig umarmte. ,,Ich wusste, dass der Moment kommen würde", flüsterte sie und streichelte zärtlich seinen Rücken, ,,doch jetzt weiß ich nicht mehr ob wir das Richtige tun?"
Auch Sarazel legte seine Arme fest um sie. Er liebte die Wärme und den Duft den sie ausstrahlte, nach einer Nacht voller Leidenschaft und Zärtlichkeiten. ,,Es muss sein Aurelia mein Herz, meine Seele, mein Leben!" Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie warm und voller Liebe. ,,Wir werden uns bald wiedersehen. Was zu sagen war, wurde gesagt, was zu tun war wurde getan."
,,Und doch tut mein Herz weh, als würde es gleich zerspringen. Ich weiß nicht ob ich es ohne dich schaffe, Sarazel."
,,Michael ist draußen. Noch kannst du dich entscheiden, ob er dir deinen Schmerz nehmen soll?"
Entsetzt blickte Aurelia ihn an. ,,Nein! Niemals! Ich werde nicht das letzte Fünkchen, dass mir von dir bleibt aufgeben. Auch nicht wenn es Schmerz und Leid bedeutet. Geh jetzt Sarazel und nimm meine Liebe mit dir, bis wir wieder vereint sind."
Tränen stiegen ihr in die Augen und sie versuchte sie zu unterdrücken. Wieder und wieder hatte sie diese Szene im Kopf durchgespielt und sich geschworen, es
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