Himmelsfelsen (Krimi-Edition)
Arbeit einem Russen überlassen. Im Endeffekt ist das egal. Beihilfe zum Mord ist so schlimm, wie die Tat selbst. Aber das wird Ihnen der Richter sagen, nachdem er Sie lebenslänglich ins Gefängnis geschickt hat.« Häberle war sich sicher, dass jetzt eine Reaktion folgen würde. Und er hatte sich nicht verrechnet. Saalfelder brach das Schweigen: »Sie gehen zu weit«, sagte er, »Sie tun uns Unrecht.«
»Ich wünsche Ihnen, dass ich falsch liege«, lenkte Häberle ein und lehnte sich, Saalfelder zugewandt, an den Schreibtisch.
Eine Chance, die Flinsbach sofort ergriff. Er sprang auf, so schnell und unerwartet, dass die beiden Kriminalisten für den Bruchteil einer Sekunde irritiert waren. Mit zwei, drei Sätzen erreichte er das weit offenstehende Fenster und hechtete mit elegantem Schwung hinaus.
Häberle zögerte keine Sekunde und nahm die Verfolgung auf. Flinsbach war draußen auf der Straße nach rechts gerannt, am Gebäude entlang. Er hatte einige Meter Vorsprung.
Als Häberle die Gebäudeecke erreicht hatte, sah er Flinsbach wieder: Er flüchtete durch eine Art Hinterhof, stieß leere Plastikfässer um und warf seinem Verfolger weitere Gegenstände, die er zu fassen kriegte, in den Weg.
Häberle überwand die Hindernisse mit weiten Sprüngen und stellte zufrieden fest, wie sich der Abstand verkleinerte. Die Schwüle machte ihm zwar etwas zu schaffen, aber er würde Flinsbach zu fassen kriegen, davon war er überzeugt.
Sie hatten jetzt das Disco-Gebäude umrundet. Flinsbach hetzte über die heiße Asphaltfläche, quer über den nahezu leeren Parkplatz. Er merkte, wie ihn seine Kräfte verließen und hörte die Schritte seines Verfolgers näherkommen. Sekunden später spürte er Häberles feste Hand. Der Soko-Chef griff sich, noch im Spurt, Flinsbachs linken Arm und zerrte ihn heftig nach hinten. Der Disco-Organisator schrie auf, versuchte, sich zu befreien und Häberle einen Schlag ins Gesicht zu versetzen. Doch der Kriminalist wehrte ab und schleuderte den Angreifer mit einem Judo-Griff auf den Boden. »Das war’s wohl, Herr Flinsbach«, sagte Häberle, als er breitbeinig über ihm stand, rot im Gesicht, »Sie sind festgenommen.«
Flinsbach, völlig außer Atem, erhob sich und spürte, wie sein Hemd auf der weichen Asphaltdecke klebte. Häberle drehte dem Festgenommenen einen Arm auf den Rücken und drängte ihn, zum Disco-Gebäude zurückzugehen. Flinsbach stieß hervor: »Sie können mir viel anhängen, aber den Mord an Gerald nicht.«
»Das wird sich weisen«, sagte Häberle gelassen.
Linkohr hatte inzwischen Verstärkung angefordert, während Saalfelder zusammengekauert sitzen geblieben war.
»Sie haben nur eine Chance, Ihren Kopf noch einigermaßen zu retten«, versuchte Linkohr, ihn gesprächig zu machen, »dann nämlich, wenn Sie auspacken. Das Spiel ist vorbei, Herr Saalfelder.«
Der Disco-Manager schluckte. Schweißperlen liefen ihm von der Stirn, sein Gesicht war leichenblass.
»Wo sind die Frauen?«, fragte Linkohr zum wiederholten Male.
»Okay«, sagte Saalfelder ergeben, »okay. Ihr habt Recht, was die Frauen betrifft, und die Litauer. Aber was den Mord anbelangt, den könnt ihr uns nicht anhängen. Ich schwöre Ihnen, damit haben wir nichts zu tun.«
»Wo sind die Frauen?«, blieb Linkohr unnachgiebig.
»In Dillingen, im alten Parkhotel«, sagte Saalfelder.
»Na also«, erwiderte Linkohr.
Häberle traf, mit Flinsbach im Klammergriff, vor dem Fenster ein.
»Ich hab’ ihn«, rief der Kriminalist seinem Kollegen zu. In diesem Augenblick bogen zwei bereits von Link-ohr alarmierte Ulmer Streifenwagen um die Ecke. Häberle und Linkohr schilderten den uniformierten Beamten die Situation und übergaben ihnen die Festgenommenen.
Auch in Ulm begann sich der Himmel einzutrüben. »Hoffentlich ist der Sommer nicht schon vorbei«, meinte Linkohr, als er sich hinters Steuer setzte und Häberle neben ihm Platz nahm.
»Es soll ja eine Unwetterfront aufziehen, steht heut’ in der Zeitung«, stellte Häberle fest.
»Wohin jetzt?«, fragte Linkohr, während er den Audi vom Parkplatz rollen ließ.
»Zurück nach Geislingen«, sagte Häberle kurz und drückte eine Nummer in die Tastatur seines Handys.
»Ja, Häberle hier«, sagte er und schilderte seinem Kollegen Schmidt, dass sie soeben Flinsbach und Saalfelder festgenommen hatten. Dann kam er zur Sache: »Kollege Schmidt, passen Sie auf, ganz wichtig. Notieren Sie: Altes Parkhotel in Dillingen an der Donau. Dort werden die Frauen gefangen
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