Himmelsgöttin
hat eine schwere Operation hinter sich.«
»Oh, wir nichts machen, nur küssen. Sie viele Schmerz. Aber das hier helfen.« Kimi hielt seinen Arm in die Höhe. Darin steckte ein Infusionsschlauch. »Du wollen probieren? Einfach stecken in Arm und drücken Knopf. Es dir machen sehr schönes Gefühl.«
»Das ist für sie, Kimi. Du solltest das nicht nehmen.«
»Wir teilen«, sagte Sepie.
»Ja, wir teilen«, sagte Kimi.
»Ich freue mich wirklich sehr für euch. Wie zum Teufel bist du hier reingekommen?«
»So wie du rauskommen. Ich schwimmen um Minen herum und komme her, um zu sehen Sepie. Kein Problem.«
»Du willst doch nicht, daß sie dich schnappen. Du mußt jetzt weg von hier. Und zwar sofort.«
»Noch einmal drücken.« Sepie hielt den Schalter in der Hand, bereit, Kimi eine weitere Ladung Morphin zu verpassen.
Tuck riß ihr den Schalter aus der Hand. »Nein. Mach dich sofort auf den Weg. Woher hast du überhaupt von den Minen gewußt?«
»Ich habe andere Freund. Sarapul. Ich ihm zeigen, wie Seefahrer werden. Er auch wissen viele Sachen. Er sein Kannibale.«
»Du bist ein lesbischer Kannibale?«
»Ich noch lernen. Wieso du haben Gummianzug? Du pervers?«
»Nur zur Tarnung. Paß auf, Kimi, hast du einen dicken weißen Kerl gesehen? Einen Amerikaner?«
»Nein, aber Sarapul ihn sehen. Er sehen Wachen, wie sie ihn wegschaffen von Strand. Er nicht hier?«
»Nein. Ich habe sein Notizbuch gefunden. Ich bin ihm auf Truk begegnet.«
»Sarapul sagen, Wachen ihn bringen zu Medizinmann. Er sagen, es sein sehr komisch, weil weißer Mann tragen Schweine mit Flügeln.«
Tuck spürte, wie sich ein Taubheitsgefühl über sein ganzes Gesicht ausbreitete. Alles, was von Pardee übriggeblieben war, war ein abgenagter Hüftknochen, der in einer Riffspalte festklemmte und in ein Paar mit fliegenden Schweinen bedruckte Boxershorts gehüllt war. Ach so, außerdem existierte vielleicht noch die übliche Niere im Körper von irgendeinem Japaner weiter. Eine Niere, die er »gespendet« hatte. War der fette Mann während des Eingriffs auf dem Operationstisch gestorben? Oder hatte man ihn vorsätzlich so tief eingeschläfert, daß er ohnehin nie mehr aufgewacht wäre?
Tuck wurde von der Einsicht befallen, daß es wichtiger denn je war, in den Computer des Doktors einzudringen. Er packte Kimi am Arm und zog die Infusionsnadel aus seiner Vene. Der Seefahrer leistete keinen Widerstand. Er schien es gar nicht zu bemerken.
»Kimi, sieh zu, daß du das wieder in Sepies Arm steckst, und dann komm mit.«
»Okay Boß.«
Tuck warf einen Blick auf das Mädchen, das nun offensichtlich angesteckt war von der Panik, die in seiner Stimme mitschwang. Ihre Augen waren glasig von dem Morphin, aber dennoch weit aufgerissen. »Tu mir einen Gefallen und klingele nicht gleich nach dem Doktor, wenn wir hier raus sind. Der Schalter hier gibt dir nur eine bestimmte Menge Morphin, und Kimi hat welches von deinem aufgebraucht. Auch wenn's anfängt weh zu tun, mußt du noch warten, okay?«
Sie nickte. Kimi kroch aus dem Bett und wäre beinahe hingefallen. Tucker packte ihn am Arm und hielt ihn aufrecht.
»Ich bin auserwählt«, sagte Sepie. »Wenn Vincent kommt, er wird mir geben viele hübsche Sachen.«
Tuck strich ihr das Haar zurück. »Das wird er. Aber jetzt schläfst du erst mal. Und danke dafür, daß du dich um mich gekümmert hast, als ich krank war.«
Kimi küßte das Mädchen, doch nach einer Minute zog Tuck ihn weg und führte ihn durch den Operationssaal zu dem Büroraum der Klinik. Im Schein des Computerbildschirms sagte Tuck: »Kimi, der Doktor und seine Frau bringen Leute um.«
»Nein, das ist nicht wahr. Sie geschickt von Vincent. Sepie sagen, Vincent kommen von Himmel, um zu bringen ihre Volk viele gute Sachen. Sie sehr arme Leute.«
»Nein, Kimi, es sind schlechte Menschen. Wie Malcolme. Sie nutzen Sepies Volk aus. Sie tun nur so, als würden sie für einen Gott arbeiten.«
»Woher du wissen? Du nicht glauben an Gott.«
Tuck packte den Jungen an den Schultern. Er war nicht länger sauer oder genervt, sondern hatte einfach nur Angst, und zum ersten Mal in seinem Leben hatte er nicht nur Angst um sich selbst. »Kimi, schaffst du's, um die Minen herum zurückzuschwimmen?«
»Ich glaube.«
»Du mußt zurück zur anderen Seite der Insel. Und du darfst nicht wieder herkommen. Wenn die Wachen dich finden, bringen sie dich um, da bin ich ziemlich sicher.«
»Du wollen Sepie nur für dich selbst. Sie mir sagen, du ihr
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