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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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einiges in seinem Leben verändert. In gewisser Weise hatte er begonnen, Verantwortung zu übernehmen. Er arbeitete auf eigene Faust, ohne Netz und doppelten Boden. Manchmal hätte er Jake gerne davon erzählt. »Ja, meine Freunde vermisse ich manchmal.«
    »Ich auch, Tucker. Ich möchte dein Freund sein.«
    »Du hast Sebastian.«
    »Ja, das stimmt. Ich habe ihn, oder?«
    Schweigend gingen sie weiter, bis sie zum Dorf kamen, das gänzlich verlassen dalag, wenn man von ein paar Hunden und viel zu vielen Hähnen absah. »Wo sind die alle?« Tuck rief sich in Erinnerung, daß er sich nicht anmerken lassen durfte, wie vertraut er mit alldem hier war. »Wohnen hier die Eingeborenen?«
    »Sie sind alle am Strand. Heute ist der Tag der Jagd.«
    »Der Jagd?«
    »Du wirst schon sehen. Es ist eine Überraschung.«
    Als sie am Jungmännerhaus vorbeikamen, linste Tuck kurz durch die Tür. Er sah jemand im Inneren des Hauses schlafen. Beth ging voraus auf den Weg zum Strand, und Tucker schaute noch einmal zurück. Sepie stand am Eingang und trug nichts weiter als einen Verband um ihre Rippen. Sie winkte, und Tuck lächelte kurz, bevor er sich wieder abwandte. Sie würden ihn verraten. Beim geringsten Hinweis, daß sie ihn erkannten, war er am Arsch.
    Die Frauen, Kinder und viele der alten Männer standen in einer Reihe am Strand. Die meisten der Frauen und Kinder hatte Tuck noch nie zu Gesicht bekommen. Es mußten etwa dreihundert Leute sein, die sich hier versammelt hatten. Das einzige vertraute Gesicht war Favo, der alte Mann aus der Trinkrunde, der sich, als er Tuck sah, nicht anmerken ließ, daß er ihn kannte. Die jungen Männer waren draußen im Wasser und standen bis zu den Knien in der Brandung auf dem Riff. Es war Ebbe, und jeder der Männer hielt einen anderthalb Meter langen Stab, an dessen einem Ende ein Seil festgebunden war. An Schnüren um die Hüften trugen sie lange Messer.
    »Fischen sie?« fragte Tuck.
    »Schau einfach nur zu«, sagte Beth. »Dann siehst du, wie die Haifischmenschen zu ihrem Namen gekommen sind.«
    Tuck sah Malink, der zusammen mit vier anderen Männern aus dem Dschungel kam. Jeder von ihnen trug einen großen Kübel.
    »Sie machen diese Kübel aus den Netzbojen der großen Fangschiffe«, erklärte Beth Curtis. »Das Plastik ist fester als alles, was sie selbst herstellen könnten.«
    »Was ist da drin?« Tuck schaute zu, wie jeder der Männer mit einem Kübel auf dem Kopf hinausschwamm zum Riff.
    »Hühner- und Schweineblut.«
    Zwei Männer halfen Malink, auf das Riff zu klettern, und nahmen ihm den Kübel ab. Malink blickte hinaus auf die See und sagte etwas in seiner Muttersprache. Dann drehte er sich zu den Leuten am Strand um, als wollte er sagen: »Fertig.«
    Der Häuptling rief den Männern ein Kommando zu, und sie kippten die Blutkübel ins Wasser. Es dauerte nicht lange, bis die Brandung um sie herum scharlachrot war und eine Blutwolke hinaus aufs Meer trieb.
    »Ist das nicht gefährlich?« fragte Tuck.
    »Natürlich. Es ist heller Wahnsinn.«
    Interessante Wortwahl. Tuck war überrascht, daß niemand von den Inselbewohnern Beths Anwesenheit zu registrieren schien oder deswegen einen großen Aufstand machte. »Warum machen sie kein Riesentamtam deinetwegen?«
    »Das ist ihnen verboten, wenn ich so angezogen bin wie jetzt. Es ist eine Vorschrift. Manchmal brauche auch ich meine Privatsphäre.«
    »Klarer Fall«, sagte Tuck.
    Ungefähr zwanzig Meter vor dem Riff tauchte eine Flosse auf. Jemand rief etwas, und Tuck erkannte Abo an seinem Haarknoten im Stil der alten Krieger. Malink nickte, und Abo hechtete ins Wasser und schwamm auf den Hai zu. Er war noch keine zehn Meter weit gekommen, da nahm die Flosse auch schon Kurs auf ihn.
    Weitere Flossen tauchten auf, und auf Malinks Kopfnicken hin sprangen weitere junge Männer mit ihren Stöcken in die Fluten.
    »Scheiße, das ist doch Selbstmord«, sagte Tuck und beobachtete, wie der erste Hai Abo attackierte, woraufhin dieser ihm auswich wie ein Stierkämpfer.
    »Du mußt sie aufhalten.« Tuck konnte sich nicht erinnern, jemals solch eine Panik für ein anderes menschliches Wesen empfunden zu haben.
    Beth Curtis drückte seinen Arm. »Die wissen, was sie tun.«
    Der Hai beschrieb einen Bogen und kam erneut auf Abo zugeschossen, doch dieses Mal wich der junge Krieger ihm nicht aus. Er rammte dem Hai seinen Stock in den Rachen, als wäre es die Gebißstange eines Zügels, schwang sich auf den Rücken des Hais, schlang das Seil um seine

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