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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Brustflosse und machte es am anderen Ende des Stockes wieder fest, so daß er nicht mehr herauskam. Das Wasser um Abo und den Hai, der sich wand und mit den Flossen schlug, schien zu kochen, aber Abo blieb oben. Und indem er den Stock zurückzerrte wie eine Hantelstange, hinderte er den Hai am Tauchen und steuerte ihn in das seichte Wasser auf dem Riff, wo die anderen Männer bereits mit gezückten Messern warteten.
    Unter den Leuten am Strand erhob sich ein Sturm der Begeisterung, als Abo den Hai den Schlächtern überantwortete und die Arme triumphierend hochriß. Die Männer auf dem Riff schlitzen dem Hai den Bauch auf und schnitten einen großen Klumpen Leber heraus, den sie Abo reichten. Er schlug seine Zähne hinein, biß einen Fetzen heraus und schluckte ihn hinunter, während ihm das Blut über die Brust hinunterlief.
    Es dauerte nicht lange, bis auch andere junge Männer Haie auf das Riff steuerten, während es im Wasser dahinter vor Flossen nur so wimmelte. Die rote Wolke dehnte sich aus, während die Haie bluteten und starben und so noch mehr ihrer Artgenossen anlockten. Die ausgeweideten Haie wurden an den Strand gebracht, wo die Frauen mit dem Schlachten weitermachten und den Kindern Stücke von rohem Fleisch gaben oder dreieckige Zähne aus den Gebissen herausbrachen, um sie kleinen Jungen als Trophäen zu schenken.
    Einer der Männer schaffte es sogar, sich einem riesigen Hammerhai auf den Rücken zu stellen, während er ihn zum Riff steuerte, und er hätte sich beinahe an der Rückenflosse kastriert, als er umfiel. Aber der Hai schaffte es nicht zu entkommen und starb auf dem Riff wie die anderen.
    Es dauerte eine halbe Stunde, und die Haifischjagd war vorüber. Über einen Kilometer in alle Richtungen war das Meer rot vom Blut, und der Strand war übersät mit mehr als hundert toten Haien: Schwarzspitzenhaie, Weißspitzenhaie, Hammerhaie, Blauhaie und Makos. Einige der tödlichsten Meereskreaturen waren aus dem Meer gefischt worden wie ein Netz voller Guppys im Aquarium. Und keiner der Haifischmenschen war dabei verletzt worden, obwohl Tuck feststellte, das einige an den Innenseiten ihrer Schenkel bluteten, wo sie sich während ihres Rittes die Beine an der rauhen Haut der Haie aufgeschürft hatten. Die Haifischmenschen waren völlig ekstatisch, und es gab keinen, der nicht blutüberströmt gewesen wäre.
    Tuck konnte es nicht fassen. Solchen Mut und ein solches Gemetzel hatte er noch nie gesehen. Es lief ihm kalt den Rücken hinunter, wenn er daran dachte, wie oft er bei Nacht in diesen Gewässern geschwommen war.
    Malink kam den Strand herauf und zog einen Leopardenhai an den Kiemen hinter sich her. Von seinem Buddha-Bauch troff Blut. Er blickte zu Tucker auf und riskierte ein Lächeln.
    »Das ist der Häuptling«, sagte Beth Curtis. »Er ist eigentlich zu alt für die Jagd, aber er weigert sich, am Strand zu bleiben.«
    »Kommt es vor, daß die Haie einen von ihnen erwischen?«
    »Manchmal. Gewöhnlich aber nur Bißwunden. Es ist noch niemand umgekommen, seit ich auf der Insel bin.«
    Jedenfalls nicht bei der Haifischjagd, dachte Tuck. Ein junges Mädchen, das seiner Mutter geholfen hatte, linste verlegen über den Kadaver eines mächtigen Hammerhais und kam dann auf Tucker zugerannt. Sie berührte ihn kurz am Knie, bevor sie sich schnell wieder zu ihrer Mutter zurückzog, wo sie in Sicherheit war.
    »Das ist seltsam«, sagte Beth Curtis. »Normalerweise gehen die Mädchen und Frauen hier weißen Männern aus dem Weg. Selbst wenn sie zu Sebastian kommen, reden sie mit ihm über einen Bruder oder den Ehemann – und er spricht ihre Sprache.«
    Tuck erwiderte nichts. Er betrachtete noch immer den Rücken des jungen Mädchens. Sie hatte eine dicke Narbe, die am Brustbein anfing und wie ein aufgemaltes Lächeln unter ihrem Arm hindurch bis zu der Stelle an der Wirbelsäule verlief, wo normalerweise die Niere saß. Tuck war kotzübel.
    »Ich denke, ich habe genug gesehen, Beth. Können wir jetzt gehen?«
    »Kannst du kein Blut sehen?«
    »So was in der Richtung.«
    Als sie auf dem Rückweg wieder durch das Dorf kamen, bemerkte Tuck eine Frau, die mit einem kleinen Jungen vor einer Kochhütte saß. Die Mutter hielt den Jungen im Arm und sang ihm leise etwas vor, während sie ihn hin und her schaukelte. Der Junge hatte Mullverband auf beiden Augen. Tucker ging auf die Frau zu, und sie zog das Kind an ihre Brust.
    Beth Curtis packte Tucker am Arm und versuchte ihn wegzuziehen. Tuck schüttelte sie

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