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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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abholen?«
    »Wir haben eine Herz-Lungen-Bestellung. Du und Mr. Case müßt sie abliefern.«
    »Das kann ich nicht, Bastian. Ich kann heute nacht keine Vorstellung liefern und eine Herz-Lungen-Bestellung erledigen. Ich bin zu sehr durch den Wind.«
    »Du brauchst weder das eine noch das andere zu tun, Liebes. Wir müssen die Operation gar nicht durchführen. Wir verdienen zwar nicht so gut daran, aber wir müssen ja auch nur den Spender abliefern.«
    »Und wie soll das mit dem Auserwählen funktionieren?«
    »Das hast du schon erledigt. Du hast es getan, als du mit unserem unerschrockenen Mr. Case ins Bett gestiegen bist. Der Herz-Lungen-Spender ist Mr. Case.«
     
    Tuck brauchte einen Drink. Er durchsuchte den Bungalow in der Hoffnung, daß jemand irgendwann einmal eine Flasche Vanille-Extrakt oder ein Aftershave vergessen hatte, das zu einer Scheibe Mango paßte. Mangos hatte er zwar zur Genüge, aber es ließ sich nichts aufstöbern, das Äthylalkohol enthielt. Es würde noch Stunden dauern, bis er im Schutz der Dunkelheit zur Trinkrunde fliehen konnte, wo er vorhatte, sich bis zur Unterkante zuzuschütten, falls er es überhaupt fertigbrachte, auch nur einem der Haifischmenschen in die Augen zu sehen und seinen Mageninhalt drinzubehalten. Tut mir leid, Kumpels. Ich mußte nur was gegen die Schuldgefühle tun, daß ein Kind seine Augen verloren hat, damit ich mein eigenes Flugzeug bekomme.
    Er versuchte sich mit Lesen abzulenken, aber die unverrückbaren moralischen Grundsätze der literarischen Spione waren lediglich dazu angetan, daß er sich noch schlimmer fühlte. Das Fernsehen war auch keine Hilfe: irgendein balinesisches Puppentheater und ein philippinisches Nachrichten-Special darüber, wie klasse es doch war, für drei Dollar am Tag amerikanische Halbleiter herzustellen. Er schlug auf die Fernbedienung und schleuderte sie durchs Zimmer.
    Seine Frustration entlud sich in einer Salve von Flüchen und Verwünschungen, gefolgt von der Aufforderung: »Also gut, Mr. Geisterpilot, wo zur Hölle bist du jetzt?«
    In diesem Augenblick klopfte es an der Tür.
    »War nur Spaß«, sagte Tucker. »Ich hab nur Spaß gemacht.«
    »Tucker, kann ich reinkommen?« fragte Beth Curtis.
    »Es ist offen.« Es war immer offen. Es war kein Schloß an der Tür.
    Als sie hereinkam, sah er nicht hin aus Angst davor, daß sie ihn wie das Haupt der Medusa in Stein verwandeln könnte – oder zumindest den Teil von ihm, der vom Gewissen unbeleckt blieb. Sie trat von hinten an ihn heran und begann die Muskeln in seinen Schultern zu kneten. Er schaute sich noch immer nicht um und hatte keine Ahnung, ob sie nackt war oder ein Clownskostüm trug.
    »Du bist erregt. Das verstehe ich. Aber es ist nicht so, wie du denkst.«
    »Da gibt es doch wohl nicht viel Raum für Mißverständnisse.«
    »Wirklich nicht? Was wäre, wenn ich dir sagen würde, daß der Junge von Geburt an blind war. Seine Hornhäute waren gesund, aber er litt seit seiner Geburt an einer Atrophie der Sehnerven.«
    »Da geht's mir gleich viel besser, danke schön. Das Kind hat seine Augen nicht gebraucht, also haben wir sie ihm rausgerissen.«
    Er spürte, wie sie ihre Fingernägel in die Muskeln an seinen Schultern grub. »Rausgerissen ist kaum der richtige Ausdruck dafür. Es ist eine sehr komplizierte Operation, bei der man überaus behutsam vorgehen muß. Und weil wir sie durchgeführt haben, ist ein anderes Kind in der Lage, wieder zu sehen. Diesen Aspekt unserer Tätigkeit hast du anscheinend bisher ganz außer acht gelassen. Jedesmal, wenn wir eine Niere abliefern, retten wir auch ein Leben.«
    Sie hatte recht. Daran hatte er nicht gedacht. »Ich fliege ja nur das Flugzeug«, sagte er.
    »Und nimmst das Geld. Du könntest den gleichen Job drüben in den Staaten haben. Du könntest für Life Flight die Organe von Unfallopfern durch die Gegend fliegen und das Resultat wäre das gleiche, wenn man davon absieht, daß du dort nicht mal soviel verdienen würdest, wie du hier an Steuern zahlen müßtest. Stimmt's?«
    Nein, nicht ganz, dachte er. Drüben in den Staaten konnte er ohne Fluglizenz vielleicht gerade mal einen Drachen fliegen. »Kann gut sein«, sagte er. »Aber ihr hättet mir sagen können, was ihr hier macht.«
    »Und zusehen, wie du dir bei achthundert Kilometern pro Stunde den Kopf über das kleine blinde Kind zerbrichst? Nein, lieber nicht.« Sie beugte sich vor und küßte ihn sanft auf sein Ohrläppchen. »Ich bin kein Ungeheuer, Tuck. Ich war auch mal ein

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