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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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kleines Mädchen, mit einer Mutter und einem Vater und einer Katze namens Mohrenkopf. Ich marschiere nicht los und raube kleinen Kindern das Augenlicht.«
    Schließlich drehte er sich doch in seinem Sessel herum und schaute ihr ins Gesicht. Er war froh zu sehen, daß sie eines ihrer konservativen Donna-Reed-Kostüme trug. »Was ist mit dir passiert, Beth? Wie kam's, daß aus dem kleinen ›Hey, Mohrenkopf‹-Mädchen die menschenmordende Nuttengöttin des Haifischvolks geworden ist?« Schon im nächsten Moment bereute er, daß er das ausgesprochen hatte. Nicht, weil es nicht wahr gewesen wäre, sondern weil er dadurch die Tatsache enthüllt hatte, daß er Bescheid wußte. Er machte sich darauf gefaßt, daß sie explodieren würde.
    Sie ging zur Couch und setzte sich ihm gegenüber. Dann zog sie die Beine an und rollte sich zusammen, legte das Gesicht gegen die Kissen und verdeckte ihre Augen. Er sagte kein Wort. Er schaute einfach nur zu, wie ihr Körper von lautlosen Schluchzern geschüttelt wurde. Er hoffte, daß es nicht nur Show war. Er hoffte, daß sie so beleidigt war, daß sie seine Mordanklage für schiere Übertreibung hielt.
    Fünf Minuten vergingen, bevor sie den Blick wieder hob. Ihre Augen waren gerötet und irgendwie hatte sie es auch geschafft, sich Mascara über die eine Wange zu schmieren. »Es ist deine Schuld«, sagte sie.
    Tuck nickte und versuchte jeden Anflug eines Lächelns zu unterdrücken. Sie spielte schon wieder eine neue Rolle, doch das unschuldige Opfer brachte sie nicht annähernd so gut wie die große Verführungskünstlerin. Er sagte: »Entschuldige, Beth, ich war nicht ganz bei Trost.«
    Dies schien sie zu überraschen, und so fiel sie aus der Rolle. Ganz offensichtlich war er ihr auf den Leim gegangen, ganz so, wie sie es sich ausgemalt hatte, während sie so tat, als würde sie weinen. Sie brauchte eine Sekunde, um sich zu sammeln, und dann war sie wieder am Ball. »Es ist deine Schuld. Alles, was ich wollte, war ein Freund, nicht ein Liebhaber. Die Männer sind alle gleich.«
    »Dann hast du den letzten Newsletter noch gar nicht bekommen: ›Alle Männer sind Schweine.‹ Die nächste Ausgabe heißt: ›Wasser ist naß.‹ Laß dir das nicht entgehen.«
    Wieder fiel sie aus der Rolle. »Was sagst du da?«
    »Du bist vielleicht irgendwann mal ein Opfer gewesen, aber das ist jetzt nur noch eine ferne Erinnerung, die du benutzt, um eine Erklärung für das zu haben, was du jetzt veranstaltest. Du benutzt Männer, weil du dazu in der Lage bist. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, was in San Francisco passiert ist. Eine Frau, die aussieht wie du, sollte doch in der Lage sein, sich auf eine leichtere Art ans große Geld zu ficken. Der Doc muß schwer verlockend auf dich gewirkt haben.«
    »Und du etwa nicht?«
    Tuck hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand eine Spritze mit Wahrheitsserum verpaßt, das nun seinen Geist erleuchtete, allerdings nicht mit Offenbarungen und Einsichten über Beth Curtis. Er selbst war es, der plötzlich angeleuchtet wurde.
    »Klar. Wird wohl so gewesen sein, daß ich 'ne Verlockung war. Na und? Hast du auch nur eine Sekunde daran gedacht, daß du vielleicht versuchen könntest, nicht mit mir ins Bett zu gehen?«
    »Mit Ausnahme von dem Moment, als ich festgestellt habe, daß du dir beinahe die Eier abgerissen hast, nein, nicht einen Moment lang.« Sie knirschte mit den Zähnen.
    »Und was glaubst du, wie schwer das war, was du dir da aufgeladen hast? Es ist nicht so, daß du mich korrumpiert hättest oder so. Ich treibe das gleiche Spielchen doch schon seit Jahren. Ich kenne dich, Beth. Ich bin du.«
    »Du weißt gar nichts.« Es war offensichtlich, daß sie sich zusammenreißen mußte, um nicht zu schreien, und Tuck sah, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg.
    Er ließ nicht locker. »Freud sagt, ich bin so, wie ich bin, weil ich als Kind nie liebgedrückt wurde. Was hast du für eine Entschuldigung?«
    »Versuch nicht süffisant zu sein. Ich könnte dich in diesem Augenblick haben, wenn ich wollte.« Und gerade so, als wollte sie beweisen, wie recht sie hatte, stellte sie ihre Füße auf jeweils eine Kante des Couchtisches und begann sich ihren Rock hochzuziehen. Darunter trug sie ein Paar weiße Strümpfe und sonst nichts.
    »Kein Interesse«, sagte Tuck. »Schon mal dagewesen, alles schon gemacht.«
    »Du bist so durchschaubar«, sagte sie. Sie kroch über den Tisch und streckte sich träge wie eine Katze, während sie ihre Hände an den Innenseiten

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