Himmelsgöttin
um das Lösen von Problemen ging, war Jake Skye einfach unschlagbar. Sie standen auf einem Rundgang, von dem aus man das Rollfeld überblickte, und sahen zu, wie die Jumbo-Jets zum Terminal gerollt kamen.
»Das beste daran, eine 747 zu stehlen, ist«, sagte Jake, »daß niemand damit rechnet, daß irgend jemand tatsächlich verrückt genug wäre, so was zu tun.«
»Ich dachte, so was passiert andauernd. Im Nahen Osten ist es doch fast schon so was wie ein Sport, oder?«
»Das ist Hijacking, nicht Diebstahl. Bei einer Flugzeugentführung muß man sich auch den Piloten krallen.« Jake deutete auf eine Reihe von Flugzeugen, die mit fahrbaren Rampen am Terminal angedockt waren. »Die Dinger dort drüben? Die kannst du gleich vergessen«, sagte er.
»Warum?«
»Weil sie gerade reingekommen sind und entweder kaum noch Sprit haben oder gerade aufgetankt werden, um wieder zu starten. Und außerdem ist meistens noch die Crew an Bord, wenn man es überhaupt schafft reinzukommen.« Er deutete auf einige Flugzeuge, die bei den Hangars am anderen Ende des Flughafens geparkt waren. »Das sind die Babies für uns. Sie sind aufgetankt, aber es ist niemand an Bord, weder eine Crew noch Passagiere. Nach Mitternacht geht hier kein Flug mehr ab – außer FedEx. Das ist der Vorteil bei einem Ferienflughafen. Niemand will mitten in der Nacht abfliegen oder ankommen.«
Die Flugzeuge standen nicht ganz einen Kilometer entfernt. »Das ist aber ein ziemliches Stück zu laufen. Die sehen uns doch vom Tower aus und rufen das Wachpersonal. Außerdem müßten wir eine Rampe ranfahren, um überhaupt reinzukommen.«
»Nein, müssen wir nicht. Es gibt eine Notausstiegsluke für die Piloten im Dach über dem Cockpit.«
»Das ist vier Stockwerke hoch. Und wie sollen wir da raufkommen?«
»Runterkommen«, sagte Jake.
»Runter?«
»Das Problem besteht darin, die Luke zu entriegeln. Das geht nur von innen.«
»Mir ist der Teil mit dem ›Runter‹ immer noch nicht ganz klar«, sagte Tuck. Was er wußte, war, daß er sich zu irgendeinem Zeitpunkt oben auf einer 747 wiederfinden würde, und Höhen machten ihn nervös.
»Darum kümmere ich mich schon«, sagte Jake. Dann schnippte er mit den Fingern, als hätte sich soeben aus der Luft eine Lösung seines Problems materialisiert. »Da hab ich die Lösung doch genau vor mir. Wieso zerbreche ich mir überhaupt den Kopf? Wo ich doch mit dem Meister schlechthin zusammenarbeite.«
Tuck blickte sich in der Auffassung um, daß Jake von jemand anderem sprach. »Redest du von mir? Ich hab doch keine Ahnung von nix.«
»Falsch gedacht, Tuck. Du irrst dich. Für diesen Teil des Plans brauchen wir die Hilfe einer Stewardeß. Jetzt komm, wir holen meine Tasche. Ich hab ein paar Extraklamotten, die kannst du anziehen.«
»Was ist verkehrt an diesen Sachen?« fragte Tuck. Er trug noch immer die Kleidung von Sebastian Curtis, die ihm zu groß war und in der Zwischenzeit auch noch ziemlich gelitten hatte.
»Als wenn du das fragen müßtest.«
Jake brachte eine Stunde damit zu, Flugpläne zu studieren und sich mit den Angestellten an den Schaltern der verschiedenen Fluggesellschaften zu unterhalten. Tuck nutzte die Gelegenheit und rief im Hotel an, um zu hören, wie Sepie zurechtkam. Beim zweiten Klingeln nahm sie ab. »Hallo, wieviel kostet eine Waschmaschine mit eingebautem Trockner?«
»Was?«
»Maytag-Waschmaschine mit eingebautem Trockner und Minikorb plus Knitterschutz. Wieviel?«
»Keine Ahnung. Vielleicht einen Tausender. Bist du in Ordnung?«
Sie legte den Hörer hin, und er hörte, wie sie dem Fernseher zurief: »Ein Tausender! Ein Tausender! Du blöder Armleuchter! O nein.« Sie nahm den Hörer wieder auf. »Du falsch. Kostet elf neunundneunzig, unverbindlicher Richtpreis. Du verlieren.«
»Du schaust ›Der Preis ist heiß‹?«
»Sie schenken einem Sachen, wenn du wissen wieviel. Sehr schwierig.«
»Brauchst du irgendwas?« fragte Tuck. »Ich kann den Zimmerservice von hier aus anrufen und dir was zum Essen raufbringen lassen.«
»Parfüm und Lippenstift«, sagte Sepie.
»Das muß noch warten. Ich bin bald zurück, okay?«
»Okay. Tuck?«
»Was ist, Sepie?«
»Was ist eine Waschmaschine mit eingebautem Trockner?«
»Das erkläre ich dir später. Ich muß jetzt los.«
Sie legte auf, ohne sich zu verabschieden. Offensichtlich erstreckte sich ihre Faszination für Toilettenspülungen und das Fernsehen nicht auf Telefone. Tuck fand Jake, der sich mit dem Mädchen am Schalter von
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