Himmelsgöttin
von jetzt an nicht zu stoppen, Großer.«
Jake zog an dem Kombihebel neben seinem Sitz, und der Hubschrauber erhob sich in die Luft. Es dauerte nur Sekunden, bis Tuck über Funk das Gekeife des Towers vernahm, der sie davor warnte, ohne Starterlaubnis abzuheben. Jake stieg mit dem Helikopter gerade mal so weit auf, daß er das Dach des Hangars knapp unter sich ließ, und flog dann in weitem Bogen um den Flughafen herum. Dann fing er selbst an hektisch zu quasseln.
»Honolulu Tower, hier ist Helikopter One. Ich nähere mich von Westen der Landebahn zwei. Ich habe ein Problem mit meinem Heckrotor. Bitte um Erlaubnis notzulanden.«
Der Tower antwortete: »Helikopter One, sind Sie nicht gerade ohne Starterlaubnis gestartet?«
»Negativ, Tower. Ich komme aus Maui. Bitte um Notlandeerlaubnis.«
Natürlich, dachte Tuck. Bei seinem Bogen hatte Jake die Positionslichter ausgeschaltet gelassen und das Radar unterflogen. Die da oben im Tower hatten keine Ahnung, ob es sich um denselben Helikopter handelte, der gerade eben gestartet war.
Jake ließ den Helikopter horizontal um die eigene Achse kreisen, wobei er sich gleichzeitig mit jeder Drehung den Flugzeugen bei den Hangars näherte und Tuck kurz davor war zu kotzen. Plötzlich stoppte Jake die Drehbewegung für eine Sekunde und nickte in Richtung einer United 747. »Das ist dein Baby. Schnall dich ab und mach dich bereit. Die werden nie vermuten, daß du da drin bist. Steig ein, und warte zwei Stunden, bis du dein Taxi in Gang setzt. Ich will nicht, daß sie den Helikopter mit dem Jet in Verbindung bringen. Ach ja, wie willst du eigentlich die Eingeborenen an Bord schaffen?«
»Sie haben Leitern«, sagte Tuck. »Hoffe ich wenigstens.« Er hängte seinen Kopfhörer hinter den Sitz und löste seinen Sicherheitsgurt genau in dem Augenblick, als Jake den Hubschrauber wieder rotieren ließ. Tuck konnte sich gerade noch an seinem Sitz festklammern, um zu vermeiden, daß er durch die offene Tür nach draußen geschleudert wurde. Was aussah wie ein außer Kontrolle geratenes Flugobjekt, war eigentlich ein ziemlich elementares Manöver mit dem Namen Pedaldrehung, doch dieses Wissen trug nicht im geringsten dazu bei, daß sich Tuck wohler fühlte, während er zusah, wie sich das Rollfeld unter ihm drehte.
Jake zog den Helikopter gerade noch rechtzeitig hoch, um zu vermeiden, daß sie gegen das Seitenleitwerk der 747 prallten, brachte ihn dann in eine stabile Flugposition und schob sich so an dem gigantischen Rumpf des Jumbo-Jets entlang vorwärts. Das Leitwerk würde dem Tower die Sicht verstellen. »Bist du soweit?« rief er.
Tuck antwortete mit einem heftigen Kopfschütteln. Er konnte den Spalt der Luke sehen, durch die er einsteigen sollte. Er stieg auf die Kufe. Jake brachte den Helikopter runter, bis die Kufe die Oberseite des Jets berührte. »Jetzt!«
Tuck stieg von der Kufe auf das Flugzeug und duckte sich instinktiv, um vor den Rotorblättern des Hubschraubers in Deckung zu gehen. Er schaute zurück zu Jake, zuckte mit den Achseln und rief: »War überhaupt nicht schwer!«
»Hab ich doch gesagt!« rief Jake. Er schwenkte mit dem Helikopter zum Himmel hinauf und schwebte zurück zum Startplatz von Island Adventures.
Tuck ging in die Knie, grub seine Finger in die Dichtung um die Luke und zog sie auf. Er sprang in das dunkle Flugzeug, verriegelte die Luke und setzte sich auf den Pilotensitz, um sich mit den Anzeigen und Instrumenten vertraut zu machen. Er schaltete den Navigationscomputer ein, programmierte die Koordinaten von Alualu, die er auswendig kannte, und zog dann einen Zettel aus seiner Tasche, auf dem er die Position seines zweiten Zielorts notiert hatte. Er setzte einen Kopfhörer auf und schaltete den Funk ein. Die Frequenz des Towers von Honolulu war bereits eingestellt, und Tuck hörte, wie Jake sich seitens der Flugaufsicht die Gardinenpredigt des Jahrhunderts anhören mußte, doch es wurde mit keinem Wort erwähnt, daß irgendwer auf das Dach eines United-Jets gesprungen war. Er hatte gerade den Kopfhörer abgesetzt, um in Ruhe abzuwarten, als er ein kratzendes Geräusch von außerhalb der Luke hörte. Er öffnete sie, und Roberto fiel ihm entgegen.
63
Schluß mit lustig
Die Himmelsgöttin war besoffen. In den letzten zehn Tagen hatten sie und der Medizinmann zwei Millionen Dollar gemacht, und sie konnte sich nicht einmal ein Paar Schuhe kaufen. Der neue Pilot, Nomura, war ein schwer tätowierter, schweigsamer Mistsack, der marginal
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