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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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der westlichen Spitze der Inselgruppe lag, haben wir es aus der Kapitulationsvereinbarung mit den Japanern herausgelassen. Also war Alualu niemals amerikanisches Territorium, und als die Vereinigten Staaten von Mikronesien ihre Unabhängigkeit erklärten, war Alualu darin nicht eingeschlossen.«
    »Das meinen Sie also?« Tuck wurde allmählich ungeduldig. Seit der Flugschule hatte er sich keinen so langen Vortrag mehr anhören müssen.
    »Kurz gesagt, kein Mutterland, keine Regierung, keine ausländische Hilfe. Nichts. Alualu gehört dem, der dort lebt. Es liegt abseits der Schiffahrtslinien, und es ist ein Atoll, das sich aus dem Wasser gehoben hat. Eine einzige kleine Insel, nicht eine Inselgruppe um eine Lagune herum, und die Boote der Kopra-Sammler kommen dort nicht vorbei, weil es einfach nicht genug Kopra gibt. Seit dem Krieg, als es dort eine Landebahn gab, hat es niemanden mehr dorthin verschlagen.«
    »Vielleicht brauchen sie deswegen den Jet?«
    »Mein Sohn, ich bin 1966 mit dem Peace Corps hierhergekommen und seitdem nie weggewesen. Ich habe eine Menge Missionare gesehen, die gedacht haben, mit einer Menge Geld könnten sie eine Menge Probleme lösen. Aber ich habe nie eine Kirche gesehen, die jemandem eine Lear spendiert hätte.«
    Tuck hätte am liebsten seinen Kopf auf den Bartresen geschlagen, einfach nur damit er spürte, wie es in seinem Spatzenhirn schepperte. Natürlich war es zu schön, um wahr zu sein. Er hatte es instinktiv gespürt. Er hätte es in dem Augenblick wissen müssen, als er sah, wieviel Geld sie ihm boten – ihm, Tucker Case, der größten Niete der Welt.
    Tuck stürzte sein Bier hinunter und bestellte zwei weitere. »Also, was wissen Sie über diesen Curtis?«
    »Ich habe schon von ihm gehört. Hier draußen passiert nicht viel, was Schlagzeilen machen würde, und bei ihm liegt das schon zwanzig Jahre zurück. Er ist auf dem Flughafen von Yap total ausgerastet, weil er niemanden dazu bewegen konnte, ein krankes Kind von der Insel zu evakuieren. Offen gestanden bin ich ziemlich überrascht, daß er noch immer da ist. Ich habe gehört, daß die Kirche ihn hat fallenlassen. Auf Kargo-Kulte reagiert die Christenheit nun mal allergisch.«
    Tuck wußte, was ihm da blühte. Typen wie Pardee hatte er in Flughafenbars überall in den Vereinigten Staaten getroffen: einsame Geschäftsleute, normalerweise Vertreter, die mit jedem über alles mögliche redeten, nur damit sie Gesellschaft hatten. Sie verstanden es, einen dahin zu bringen, daß man Fragen stellte, die langatmige Antworten erforderlich machten. Er hegte eine gewisse Sympathie für diese Leute, seit er einmal in der dritten Klasse unter Miss Patterson den Willie Loman aus Tod eines Handlungsreisenden gespielt hatte. Pardee hatte einfach nur das Bedürfnis zu reden.
    »Was ist ein Kargo-Kult?« fragte Tuck.
    Pardee lächelte. »Diese Kulte existieren auf den Inseln, seit im sechzehnten Jahrhundert die Spanier hier gelandet sind und Werkzeuge aus Stahl und Glasperlen gegen Wasser und Nahrung von den Eingeborenen getauscht haben. Es gibt sie bis heute.«
    Pardee genehmigte sich einen tiefen Schluck von seinem Bier, stellte es wieder hin und fuhr dann fort: »All die Inseln hier sind besiedelt worden von Menschen, die von woanders herkamen. Die Geschichten von heroischen Ahnen, die in Kanus übers Meer fuhren, sind Teil ihrer Religion. Die Ahnen brachten alles, was sie brauchten, mit übers Meer. Plötzlich tauchen aus heiterem Himmel irgendwelche Typen auf, die cooles Zeug dabeihaben, das sie nicht kennen – funkelnagelneue Ahnen, funkelnagelneue Götter, die Geschenke bringen. Die Inselbewohner bauten die Neuankömmlinge in ihre Religion ein. Manchmal dauerte es fünfzig Jahre, bis wieder ein Schiff vorbeikam, aber jedesmal, wenn sie eine Machete benutzten, dachten sie dabei an die Rückkehr der kargobringenden Götter.«
    »Also gibt es hier immer noch Leute, die drauf warten, daß die Spanier zurückkommen und Werkzeuge aus Stahl mitbringen?«
    Pardee lachte. »Nein. Außer für die Missionare waren diese Inseln für die Moderne Welt ziemlich uninteressant – bis zum Zweiten Weltkrieg. Plötzlich tauchten hier die Streitkräfte der Alliierten auf und bauten überall Behelfsflugplätze und versuchten die Eingeborenen durch alle möglichen Formen von Bestechung davon abzuhalten, sich auf die Seite der Japaner zu schlagen. Es war wie Manna, das von Himmel fiel. Amerikanische Flieger brachten alle möglichen wunderbaren Sachen. Dann

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