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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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war der Krieg zu Ende, und die tollen Sachen blieben aus. Jahre später stoßen dann Missionare und Anthropologen auf kleine Altäre, die den Flugzeugen zu Ehren errichtet worden waren. Die Insulaner warten noch immer darauf, daß die Schiffe vom Himmel zurückkehren und sie retten. Es bildeten sich Mythen um einzelne Piloten, die angeblich große Armeen mit sich bringen sollten, um die Franzosen oder die Briten oder welche Kolonialregierung auch immer zu vertreiben. Die Briten verboten die Kargo-Kulte auf einigen der mikronesischen Inseln und steckten ihre Anführer ins Gefängnis. Was natürlich ein Schlag ins Wasser war, denn sie wurden augenblicklich zu Märtyrern. Die Missionare versuchten den neuen Religionen beizukommen, indem sie auf die Macht der Vernunft im Kampf gegen den Aberglauben setzten, mit dem Erfolg, daß einige Insulaner von nun an behaupteten, ihre Piloten seien Jesus. Die Missionare sind schier verrückt geworden. Die Eingeborenen montierten kleine Propeller an ihre Kruzifixe und malten Bilder von Jesus mit einem Pilotenhelm. Fakt ist, daß es die Kargo-Kulte noch immer gibt, und soweit ich weiß, gibt es einen der stärksten auf Alualu.«
    »Sind die Eingeborenen gefährlich?« fragte Tuck.
    »Nicht wegen ihrer Religion, nein.«
    »Was soll das heißen?«
    »Diese Menschen sind Krieger, Mr. Case. Die meiste Zeit über vergessen sie das, aber manchmal, wenn sie trinken, dann bricht sich die tausend Jahre alte Kriegertradition Bahn – selbst auf einer relativ modernen Insel wie Truk. Und es gibt auf diesen Inseln Leute, die sich durchaus noch erinnern können, wie Menschenfleisch schmeckt – wenn Sie verstehen, was ich meine. Es schmeckt wie dieses Frühstücksfleisch, Spam, habe ich mir sagen lassen. Die Eingeborenen lieben Spam über alles.«
    »Spam? Sie machen Witze.«
    »Nö. S ynthetisches P rotein A nnähernd M enschlich – dafür steht es.«
    Tucker lächelte, als er merkte, daß er reingefallen war. Pardee brach in schallendes Gelächter aus und schlug Tuck auf die Schulter. »Hör zu, mein Freund, ich muß jetzt ins Büro. Eine Zeitung rausbringen, verstehst du. Aber paß auf dich auf. Und sei nicht überrascht, wenn du feststellen mußt, daß dein Lear-Jet in Wirklichkeit nur eine klapprige Cessna ist.«
    »Danke«, sagte Tucker und schüttelte dem massigen Mann die Hand.
    »Bist du noch ein paar Tage in der Gegend?« fragte Pardee.
    »Ich weiß nicht genau.«
    »Nun denn, dann geb ich dir einen Rat« – Pardee senkte den Kopf und beugte sich verschwörerisch zu Tucker hinunter – »geh nachts auf keinen Fall allein auf die Straße. Nichts von dem, was es hier zu sehen gibt, ist es wert, daß du dafür dein Leben aufs Spiel setzt.«
    »Ich kann schon auf mich selbst aufpassen, aber trotzdem, vielen Dank.«
    »Keine Ursache«, sagte Pardee. Er wandte sich um und schlenderte zur Bar hinaus.
    Tuck bezahlte die Rechnung und machte sich durch die Hitze auf den Weg zu seinem Hotelzimmer, wo er sich nackt auszog und auf der mitgenommenen Tagesdecke ausstreckte, um sich den kalten Luftzug der Klimaanlage über den Bauch wehen zu lassen. Vielleicht wird's doch nicht so übel, dachte er. Schließlich würde er auf einer Insel landen, wo Gott ein Pilot war. Was für eine Möglichkeit, Weiber an Land zu ziehen!
    Dann schaute er hinunter auf sein elendes Geschlechtsteil, das mit Stichen und Narben übersät war und aussah wie von Frankensteins Monster. Eine Welle der Panik erfaßte ihn, und trotz der Kaltluft aus der Maschine bildeten sich Schweißperlen auf seiner Haut. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen, daß er in seinem ganzen Erwachsenenleben nichts getan hatte, das nicht – und sei es unbewußt – Teil seiner Strategie gewesen wäre, Frauen zu beeindrucken. Er hätte sich niemals mit solchem Eifer darum bemüht, Pilot zu werden, wäre da nicht Jakes Spruch gewesen: »Die Weiber fahren einfach auf Piloten ab.« Warum sollte er fliegen? Welchen Grund gab es, morgens überhaupt aus dem Bett aufzustehen? Welchen Grund gab es, überhaupt irgendwas zu tun?
    Er rollte sich herum, um sein Gesicht im Kissen zu vergraben, und drückte mit der Wange eine Kakerlake auf dem Bezug platt.
     

10
Der Kokosnuß-Telegraph
     
    Jefferson Pardee rief bei der Kommunikationszentrale der Insel an und bat, mit einem Freund im Büro des Gouverneurs auf Yap verbunden zu werden. Während er auf die Verbindung wartete, schaute er aus dem Fenster seines Büros über dem Lebensmittelladen auf den Markt von

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