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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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»Weiß nicht. Bleiben wir doch erst mal noch ein bißchen hier im Schlick.«
    Tuck hatte vollstes Verständnis. Obwohl er – wäre er ein Schlammknurrhahn gewesen, der ein paar Millionen Jahre im Schlick herumkrauchend zugebracht hatte – seine Geduld verloren und lauthals gemeckert hätte: »Kann mir vielleicht mal jemand ein paar Füße bringen!«, um so die Evolution voranzutreiben.
    Er genoß das Überlegenheitsgefühl des Quarterbacks, der am Montag nach dem Spiel gut meckern hat, weil er nicht zum Einsatz gekommen war (und in einer Welt, die in sechs Tagen erschaffen worden war, welcher Tag sollte es da sein, wenn nicht Montag?). Er fühlte sich gerade ein klein wenig klüger und weltgewandter als die Schlammknurrhähne, als ihm aufging, daß er nicht den blassesten Schimmer hatte, was er nun unternehmen sollte. Er konnte versuchen, das Telecom Center zu finden, falls es überhaupt eines gab, und den Doktor von dort aus zu kontaktieren. Aber was sollte er dann machen? Auf Yap herumsitzen und warten, daß die Australier zurückkamen? Vielleicht hatten sie unrecht. Vielleicht gab es ja irgendwo ein Privatflugzeug auf der Insel. Und wie wäre es mit einem Dinghi? Wie schlimm konnte das schon sein? Die See machte einen ziemlich ruhigen Eindruck. Das war's: in See stechen und los.
    Oder vielleicht sollte er einfach auf Yap bleiben und eine verständnisvolle Frau suchen, die ihn von seinen Problemen ablenkte und ihn auf andere Gedanken brachte. In der Vergangenheit hatte das immer geklappt – möglich, daß es nicht unbedingt zu positiven Ergebnissen geführt hatte, aber zum Teufel: Mit Frauen fühlte er sich einfach besser. Er verzehrte sich förmlich nach einer Kosmetikberaterin aus dem Hause Mary Jean. Eine dünne, verheiratete Frau, bewaffnet mit einer Strumpfhose und einer kugelsicheren Hochfrisur. Eine süße, schockierte Wiedergeborene, die von ihrem Glauben abfiel, um noch einmal hinabzusteigen in die Abgründe der Sünde, damit er sie daran erinnerte, warum Vergebung etwas so Wundervolles war. Typische Gedankengänge eines Schlammknurrhahns.
    Ihm wurde schwindlig vor Hitze und dem Mangel an Gelegenheit, als er sie vor sich am Wasser entlanggehen sah, ihr Rücken ihm zugewandt: eine schlanke Blondine in einem geblümten Kleid mit einem Hüftschwung wie bei der Siegesparade für die heimkehrenden Truppen.
     

15
Der Navigator
     
    Tuck war verzweifelt. Er saß fest am Ende der Welt, ohne Dach über dem Kopf, ohne jede Möglichkeit wegzukommen, ohne Arbeit, ohne Lebensperspektive oder Freunde; er war verletzt, verwirrt, durstig, von Unpäßlichkeiten geplagt, und heiß war ihm auch. Er sehnte sich verzweifelt nach einem Moment der Befriedigung, wie sie unter Umständen mit der Tatsache einhergehen konnte, daß er auf eine attraktive Frau anziehend wirkte. Unabhängig davon, daß er absolut nichts tun konnte, um anziehend zu wirken.
    Was tat sie hier draußen? Wen interessiert's? Was für ein Gang!
    Er beschleunigte sein Tempo, ohne sich darum zu kümmern, daß seine Beine und Schultern unter der Last des Rucksacks protestierten, und näherte sich der Blondine bis auf ein paar Schritte.
    »Entschuldigen Sie«, rief er.
    Sie drehte sich um. Tuck blieb stehen und wich dann einen Schritt zurück. Irgendwas stimmte hier nicht. Und zwar ganz und gar nicht.
    »O Baby«, sagte sie, die Hand an die Brust gedrückt, als müßte sie erst mal tief durchatmen. »Du erschrecken kleine Kimi. Warum du so anschleichen?«
    Tuck war wie vom Donner gerührt. Sie war keine echte Blondine. Ihre Haut war dunkel, und sie hatte die hohen Wangenknochen und die kantigen Züge eines Filipino. Lange, falsche Wimpern, grellroter Lippenstift, doch Falten im Gesicht, die ein wenig zu hart wirkten. Ein Kiefer, der etwas zu eckig war. Das Kleid spannte über ihrer Brust, aber dort gab es nichts außer Muskeln. Sie trug ein riesengroßes schwarzes Medaillon um den Hals, das aussah, als wäre es aus dem Fell eines Tieres gemacht. Außerdem mußte sie sich dringend rasieren.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Tuck. »Ich dachte, Sie wären was – ähm, jemand anderes.«
    Dann drehte das Medaillon seinen Kopf und schaute ihn an. Unwillkürlich stieß Tuck einen Schrei aus und machte einen Satz zurück. Das Medaillon trug eine winzige straßbesetzte Sonnenbrille. Es kreischte Tucker an. Es war die größte Fledermaus, die Tuck je gesehen hatte, und sie hing mit zusammengefalteten Flügeln kopfunter am Hals der Blondine.
    »Das ist eine

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