Himmelsgöttin
Exempel zu statuieren, und daß er halt einfach der nächste in der Rangfolge war, ob es ihm paßt oder nicht. Und jetzt macht er sich halt Sorgen, daß seine Leute nicht genug zu essen haben, weil die Japse fast alle Früchte und Kokosnüsse mitgenommen haben und ihre Kanus zerstört und die Vorräte vernichtet haben, wie zum Beispiel Reis, die der verstorbene Vater Rodriguez besorgt hatte, und mir bricht wirklich das Herz wegen diesem kleinen Jungen, der eigentlich Schlagball spielen und Süßigkeiten klauen sollte und all die anderen Sachen, mit denen sich Kinder so abgeben, anstatt sich Sorgen zu machen um ein ganzes Volk von Untertanen. Also seh ich mir meine Jungs so an, wie sie das ganze Essen wegspachteln, das der Kleine uns bringt, und mir wird das Herz schon mächtig schwer. Also sag ich ihm, er soll sich keine Sorgen machen, weil Vincent und die Himmelsgöttin sich drum kümmern werden, daß seine Leute alles kriegen, was sie brauchen. Und ich geb dem Jungen 'ne Schachtel Luckys und mein Zippo, um das Versprechen zu besiegeln. Dann, sobald Sparky fertig ist mit Reihern, sag ich ihm, daß er sich ans Funkgerät klemmen und einen Freund von mir anfunken soll, der Versorgungsoffizier ist, und ich geb ihm 'ne Liste von Sachen, die er auf das PT-Boot packen soll, das uns abholen kommt.
Na ja, und während der Abend sich so hinzieht, erzählt mir der Kleine die Geschichte, wie die Insel geschaffen wurde von einer Dame, die von Yap auf 'ner Schildkröte übers Meer geritten kam mit 'nem Korb voll Dreck, den sie in den Ozean kippt, und daraus wird dann die Insel. Muß schon 'n ziemlicher Korb gewesen sein – na ja, jedenfalls sagt sie den Kindern, die sie auf der Insel zur Welt bringt (obwohl der Kleine nix davon erzählt, daß sie auch 'n Macker hat), daß sie ihnen kein gutes Riff zum Fischen spendiert, sondern daß sie sich von Haien ernähren müssen. Und obwohl die Leute auf den anderen Inseln alle Angst haben vor Haien, ist es hier so, daß die Haie Angst haben vor den Leuten. ›Und sie werden den Namen Haifischmenschen tragen‹, sagt die Dame mit dem Dreck.
Und ich sage: ›Klar, die kenne ich, die Dame.‹ Daß ich sogar mit ihr zum Pferderennen gehe und sie mir so viel Glück bringt, daß ich den großen Einlauf gewinne mit fünf Riesen Einsatz. Und ich sehe ganz deutlich, daß das mächtigen Eindruck macht auf den Kleinen, obwohl er vermutlich denkt, daß Riesen im Wald leben. Und ich ziehe also ganz schön vom Leder, und nach einer Weile, nachdem wir das ganze Gesöff aus der heimischen Produktion weggeschluckt und fast die ganzen Früchte und den Fisch gegessen haben, ist der Junge der festen Überzeugung, daß ich, wenn schon nicht die Wiederkehr des Erlösers, dann aber zumindest der große Joker an diesem Spieltag bin.
Mittlerweile beschleicht mich das Gefühl, daß ich von einem ernsthaften Verlangen nach weiblicher Gesellschaft geplagt werde, und als ich das dem Kleinen gegenüber erwähne, meint er, daß es vielleicht etwas gibt, das er in dieser Angelegenheit für mich tun kann, weil es nämlich eine Puppe im Dorf gibt, die den Job hat, den unverheirateten Kerls am Ort bei Überdruckproblemen behilflich zu sein (mir fällt augenblicklich eine Mit-oder-ohne-Kostüm-Tänzerin namens Chintzy Bilouski ein, die für mich und einige andere unverheiratete Typen einen ähnlichen Service im Broadway-Distrikt unterhält), und wie es scheint, leidet diese Puppe derzeit an Unterbeschäftigung, weil ja all die unverheirateten Kerls entweder tot oder verschleppt sind. Und der Kleine sagt, er wird der Puppe meinen Fall schildern, wenn ich verspreche, daß sie nicht in Flammen aufgehen wird oder sonstiges Unbill erleiden muß und daß ich kein Wort darüber verliere. Da zwischen mir und Chintzy Bilouski ähnliche Geschäftsbedingungen herrschen (wobei ich in diesem Fall noch 'nen Zehner spare), sage ich dem Kleinen, er soll mir mal den Weg zeigen, was er dann auch tut. Und es dauert nicht lange, da sind wir in einem großen Strohhaus am Strand, das das Jungmännerhaus genannt wird und ganz offensichtlich dafür gedacht ist, viele Besucher zu beherbergen, das derzeit aber nur bewohnt wird von einer Puppe, die alles andere als eine Vogelscheuche ist und augenblicklich daran geht, sich mit allem Eifer und großer Fürsorglichkeit an die Arbeit zu machen, die ihr in letzter Zeit wohl sehr gefehlt hat, wenn ihr versteht, was ich meine.
Also, langer Rede kurzer Sinn, die Jungs und ich machen die nächsten drei
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