Himmelsjäger: Roman (German Edition)
Furcht in ihnen weckte. Derzeit schliefen die anderen, und einige von ihnen schnarchten leise – Cliff beneidete sie. Vielleicht konnte er die Zeit nutzen, gründlich nachzudenken und zu planen.
Er legte sich hin und schaute durch die Lücken zwischen den Farnwedeln zum Stern. Dessen Jet wirkte wie ein Kratzer am Himmel, bestehend aus kleinen Strudeln und leuchtenden Ranken. In der Nähe des Sterns, dort, wo der Jet begann, blitzte es immer wieder. Cliff beobachtete das alles und merkte, dass er sich an diesen Himmel und diese Welt zu gewöhnen begann – eine gefährliche Sache.
Vieles hier vermittelte ein vertrautes Gefühl: über den Himmel zuckende Blitze, der eine oder andere Regenschauer, der Morgenwind. Doch es gab auch seltsame Aspekte wie die Vibrationen im Boden, die Cliff eben gerade gespürt hatte, und sie wirkten besonders beunruhigend im Kontrast zum Vertrauten, dass sie alle an eine Welt erinnerte, die sie nie wiedersehen würden.
Sie waren auf der Flucht und mussten jedes Mittel nutzen, um zu überleben. Die Umstände zwangen sie, im Verborgenen zu bleiben, obwohl alles in ihnen danach drängte, diese fremde Welt zu erforschen. Sie hatten ihren Segler getarnt, ihm die gleiche Farbe gegeben wie der Sand. Die gelegentlichen Fluggeräte, die manchmal über den Himmel glitten, schienen keinen Verdacht geschöpft zu haben, und sie wurden immer weniger, vielleicht ein Hinweis darauf, dass die Verfolger das Interesse verloren. Zum Glück wohnten in der weiten Wüste, die diese kleine Oase umgab, keine intelligenten Geschöpfe.
Cliff dachte an seine Gruppe, deren Stimmung sich immer mehr verschlechterte, weil der Hunger zu einem Problem wurde. Sie hatten gelernt, die großen Eidechsen zu jagen und zu erlegen, die zwischen den Felsen lebten. Ihr Fleisch war fast so zäh wie die braune Haut, aber gebraten über einem nicht rauchenden Hartholzfeuer lieferte es dringend benötigtes Protein. Beim Essen wurde nur wenig gesprochen; dafür waren sie zu hungrig. Kohlenhydrate zu beschaffen war weitaus schwerer, und Wasser stellte immer ein Problem dar.
Die Suche nach Essbarem gestaltete sich schwierig. Sie hatten es hier nicht nur mit einer fremden Ökologie zu tun, sondern auch noch mit einer, die keine Dunkelheit kannte. Wie wirkte sich das auf die Evolution von Pflanzen aus? Über welche Verteidigungsmittel verfügte die Flora an diesem Ort? Auf der Erde setzten Pflanzen Gift gegen Fressfeinde ein, zum Beispiel Tabakpflanzen in den Tropen, wo es keine Insekten tötende Winter gab.
Aber hier in der Tassenwelt, wie Redwing sie nannte, fehlte der Einfluss eines Winters, der Pflanzen und Tieren zumindest vorübergehend Schutz gewährte. Deshalb rechnete Cliff bei der hiesigen Vegetation mit reichlich Gift und Mimikry. Er hatte bereits Pflanzen gesehen, die wie Felsen oder Skelette aussahen. Die ledrigen Eidechsen konnten seitwärts springen, weil sie zwei Vorderbeine und ein Hinterbein mit besonders ausgeprägten Muskeln hatten. Was jagte sie? Das evolutionäre Wettrüsten bedeutete vermutlich, dass es ein großes Raubtier gab, auf dessen Speiseplan sie standen, aber bisher hatte Cliff keins gesehen. Konnte es sein, dass die Echsenwesen in dieser Region gar keine natürlichen Feinde hatten?
Menschen waren hier neu, und deshalb schenkten ihnen die meisten Geschöpfe keine Beachtung. Es geschah allerdings, dass große Vögel ihnen auf den Kopf schlugen oder nach den Augen pickten – sie schienen sie mit leichterer Beute zu verwechseln. Aber mit welcher?
Sie alle hatten abgenommen. Howard erholte sich ständig von irgendeinem Unfall oder einer Verletzung – er war blass und regelrecht dürr. Unter Cliffs Anleitung lernten sie, Nahrungsmittel zu finden, aber es waren nie genug, und allmählich gingen ihnen die Ideen aus.
Cliff hörte Bewegung in der Nähe, drehte sich instinktiv um und griff nach dem Laser.
»Du hast mich geweckt«, sagte Irma und setzte sich neben ihn.
»Unruhiger Schlaf ist besser als gar keiner«, erwiderte Cliff und hob eine Frucht, die er gefunden hatte. Sie sah aus wie ein Kugelfisch mit stachelartigem violettem Haar, schmeckte aber recht gut.
»In diesem Fall haben wir Glück gehabt. Diese Früchte sind sogar noch besser als Mangos.«
»Aufschneiden, dran riechen, ein kleines Stück auf die Zunge legen … Das sind die einzigen Untersuchungsmethoden, die uns zur Verfügung stehen. Ich wünschte, wir hätten Analysegeräte für Nahrungsmittelkandidaten.«
Irma nickte. »Der Wald,
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