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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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jetzt mit einer Welt konfrontiert sehen, die ganz anders ist als jene, die sie aus ihrem primitiven Leben kennen. Dennoch werden sie von ihren angeborenen Bedürfnissen angetrieben, die selbst durch Erfahrung und sogar den Einsatz von Medikamenten schwer zu überwinden sind, wie wir aus unserer eigenen Geschichte wissen. Wie bei uns kommt es bei ihnen oft zu einem Konflikt zwischen der Moral und besagten Bedürfnissen. Anders ausgedrückt: Es ist ihnen unmöglich, sich selbst zu verstehen, es sei denn, sie erhalten Gelegenheit, ihren inneren, unbewussten Geist zu sehen.«
    »Sie sind also retardiert«, warf eine Ökosystem-Savant ein. Das bewirkte Farben der Erheiterung, aber niemand gab Geräusche spöttischer Freude von sich. Das wäre unangemessen gewesen.
    »In der Tat«, bestätigte Memor. »Wir könnten ihnen helfen …«
    »Ihnen helfen?« Asenath zeigte orangefarbene und rote Töne, die ein tanzendes Muster bildeten, halb Scherz und halb Tadel zum Ausdruck brachten. »Sie sind Ihnen entkommen!«
    Memor trat zurück, verbeugte sich und heulte Töne des Kummers und der Abbitte. »Sie sind schlauer gewesen, als ihr Schiff vermuten ließ.«
    »Sie sind zweifellos schlauer, als der erste Kontakt mit ihnen zu verstehen gab«, warf Richter-Savant Thaji ein. »Sie landeten einfach und kamen durch die Luftschleuse. Ohne jede Vorsicht! So jung!«
    »Ich sehe das als irreführend«, bemerkte Asenath, ohne ihre Gefiederfarben zu verändern. »Oder als raffiniert. Sie erlangten Zugang, wir dachten, wir hätten sie … Und dann entkamen sie.«
    »Und jetzt streifen sie nach Belieben umher!«, sagte die Richter-Savant mit Nachdruck. »Sie richten Schäden an! Uns liegen Berichte über Tote im Distrikt 12-34-77 vor. Zweifellos sind die Letzten Eindringlinge dafür verantwortlich. Sie brachten auch einen Wagen unter ihre Kontrolle.«
    »Eine sehr ernste Sache«, kommentierte eine Biologie-Savant. »Grund genug für Entfernung.«
    »Oder für drastischere Maßnahmen«, sagte die Richter-Savant ernst, und ihre Federn präsentierten die grauen und violetten Töne der Rüge.
    Memor stand da und hörte der Diskussion zu, ohne selbst an ihr teilzunehmen, denn eigene Beiträge hätten ihr jetzt nur geschadet. Sie überließ dem Untergeist die Kontrolle des Moments, und er bescherte ihr ein Erinnerungsbild, das die Bestattungsgrube zeigte, in ihrer ganzen erhabenen und düsteren Pracht. In ihrer Mitte erhob sich die Zitadelle der Ehrenwerten Toten, denen die Verwandlung in einen Stoff bevorstand, den sie mit Pflanzen, Tieren und Insekten teilen würden, auf dass der Boden Nährstoffe für neues Leben bekam. Verborgene Maschinen regelten den Schlammfluss und kontrollierten Bakteriengehalt, Azidität, Temperatur und Spurenelemente. Zuerst die Grube, dann der Garten, das Schicksal von ihnen allen.
    Als der Untergeist die Erinnerung losließ und zufriedengestellt war, wandte Memor ihre Aufmerksamkeit wieder der Diskussion zu. Hitzige Worte flogen hin und her, bewirkten grelle Farben und jede Menge Aufregung. Memor achtete darauf, dass diese Dinge keinen festen Platz in ihrem Gedächtnis fanden. Sie filterte die Schmähungen und Beleidigungen heraus, konzentrierte sich stattdessen auf den Inhalt. Auch dabei half ihr der Untergeist.
    Die Richter-Savant verlangte eine Hinrichtung und nannte es »Recycling«. Andere widersprachen ihr und schlugen Memors Versetzung vor. Viele Worte, viel Gerede. Wenn Memor alles in sich aufgenommen hätte, wäre sie voller Zweifel, Bedauern und Kummer gewesen, und das hätte sie bei ihrer Arbeit behindert. Besser war es, diese Momente verstreichen zu lassen.
    Doch Fragen, die den Primaten galten, holten sie aus der inneren Entrückung. Erfrischt deutete Memor darauf hin, dass sie klassische Methoden psychologischer Kontrolle benutzt hatte, weil es sich bei den Primaten ganz offensichtlich um sehr gesellige Geschöpfe handelte. Sie hatte damit begonnen, sie in vergleichsweise kleinen Bereichen unterzubringen und ihnen gerade genug Nahrungsmittel zu geben, damit sie nicht verhungerten. »Trotzdem spielte der Hunger in ihrem Verhalten eine Rolle. Nach zehn ihrer Schlafzyklen – offenbar stammen sie von einem Planeten mit einem recht langen Tag – zeigten sie die üblichen Symptome. Einige von ihnen kommunizierten öfter mit uns, was vermutlich ein Versuch war, mehr Lebensmittel zu bekommen. Ich glaube, die betreffenden Individuen begannen, sich weniger mit ihren Artgenossen zu identifizieren und mehr mit uns,

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