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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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vor allem mit mir.«
    »Ja, sehr gut«, ließ sich ein hilfreicher Untergebener vernehmen, dem natürlich niemand Beachtung schenkte.
    »Nach fünf weiteren Schlafzyklen veränderte sich die Stimmung der Gefangenen. Es kam zu Streitereien, oft bei Gesprächen während der Mahlzeiten. Auch das passt zur klassischen Theorie. Das Essen rückt Nahrung ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit; Hunger bewirkt Rivalität und Unstimmigkeit.«
    »Sie haben den sozialen Kodex der Primaten gebrochen? Ihre Solidarität?«
    »Teilweise«, sagte Memor und hoffte, dass die anderen dies als Bescheidenheit deuteten. In Wirklichkeit war sie nicht ganz sicher, einen solchen Erfolg erzielt zu haben. »Die Letzten Eindringlinge bilden eine Gruppe, die sich auf eine lange Reise begeben hat. Deshalb gibt es in ihr ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, das sich nicht so schnell auflösen lässt. Die Zeit ist hier unser Verbündeter.«
    »Gibt es irgendwelche Anzeichen für frühe Phasen der Adoption?«
    »Ich denke schon. Ihre Stimmung verbesserte sich oft, wenn sie von Mitgliedern meines Teams Lebensmittel bekamen oder einen kleinen Gefallen empfingen.«
    »Lassen Ihre Bewusstseinsuntersuchungen den Schluss zu, dass die Primaten aufgenommen werden können?«
    »Mit der Zeit, ja.«
    Das brachte Memor Gefiederfarben der Zustimmung ein, und ein Teil der Anspannung wich aus dem Saal.
    Schließlich lief es auf eine Abstimmung hinaus, während der Memor litt, als jede Wählerin ihren Untergeist konsultierte und schließlich ein elektronisches Signal sendete. Asenath zeigte das Ergebnis, und verblüffte Stille breitete sich aus.
    »Sie behalten Ihr Amt«, sagte Asenath und gab ihren Worten einen leicht widerstrebenden Klang. »Aber ich werde Sie überwachen und Sie bei der Versammlung melden, wenn es notwendig ist.«
    Memor gestattete sich eine erleichterte Verbeugung. Verächtliches Trompeten erklang und im Hintergrund eine sanfte Melodie der Zustimmung, bestehend aus vielstimmigem Seufzen und anerkennend stampfenden Füßen.
    Anschließend begann ein rhythmischer Gesang im Versammlungssaal. Die Protokolle verlangten eine Gruppenbekundung, und sie erwuchs aus dem besonderen Moment. Der Gesang folgte einem uralten Rhythmus, der die Essenz nicht pries, sondern davon erzählte, was sie nicht war. Es wurde geheult, trompetet und in allen Tonlagen geschrien. So laut war der Gesang, dass die Mauern der Zitadelle erzitterten. Freudig vereint sind wir, für immer und ewig …
    Das war zweifellos eine Ermahnung, die sich an Memor richtete und sie daran erinnerte, was die Essenzen des Universums vom ganzen Volk verlangten.
    Memor war froh darüber, mit einer solchen Ermahnung davonzukommen. Sie schrie und heulte mit den anderen, stampfte wie sie mit den Füßen und sang mit. Nach einer Weile fand sie sogar Gefallen daran. Die letzten Reste der Anspannung fielen von ihr ab.
    Doch die Erinnerungen an Gruppe und Garten verblieben in ihr.

28
    Cliff erwachte, als der Boden unter ihm bebte. Er blinzelte schlaftrunken und sah sich inmitten der ellipsoiden Farne um, in deren Schatten sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. In den Schatten war nichts zu sehen. Nirgendwo krabbelte oder lief etwas.
    Dennoch zitterte der Boden wie unter schweren, wuchtigen Schritten. Diese künstliche Welt kannte keine echte Geologie, woraus Cliff den Schluss zog: Die Vibrationen mussten von Maschinen stammen, die sich an der Außenseite der Schale bewegten. Er stand auf, ging barfuß einige Schritte und spürte, wie das Zittern stärker wurde. Vögel flatterten und zwitscherten beunruhigt.
    Dann ließen die Vibrationen langsam nach, noch während Cliff ging, und als er eine Felsplatte erreichte, waren sie verschwunden. Die Maschine auf der anderen Seite der Schale – ein Lift vielleicht oder eine Transportplattform – musste sich entfernt haben.
    Plötzlich merkte Cliff, dass er sich nicht mehr im Schatten der Farnstauden befand, und damit einher ging ein Gefühl der Verwundbarkeit. Erschrocken blickte er zum gnadenlos leeren Himmel hoch und kehrte rasch unter die hohen Büschel zurück. Wie ein Tier, das sich fürchtet, dachte er.
    Sein Versuch, erneut Ruhe zu finden und zu schlafen, blieb vergeblich – er hatte zuvor von Beth geträumt, und es war ein erotischer Traum gewesen. Der immerwährende Tag stellte für ihre Gruppe das größte Problem dar. Ihnen allen fiel das Schlafen schwer, weil um sie herum ständig irgendwelche Aktivität herrschte und weil jedes Rascheln im Dickicht

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