Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
Vom Netzwerk:
gesprochen. Die Schwester meinte, er sei unterernährt.«
    »Ja, der braucht mal wieder eine ordentliche Mahlzeit. Bin eben zur Zentrale. Die Kripo ist informiert und wird gleich jemanden schicken. Ich bin sofort zurück, wenn jemand fragt.«
    »Geh doch auf dem Rückweg in die Kantine, und bring uns Kaffee mit und was zu essen.«
    Markowski ging los und sah auf die Uhr. In fünf Minuten würde die Kantine schließen, da ging er lieber erst dorthin. Die Zentrale konnte für die paar Minuten warten.
    Wieder zurück, verteilte er Kaffee und Brötchen.
    »Was glaubst du? Schafft sie es? Hoffentlich melden sich die Eltern, damit sie sich kümmern können. Wenn meiner Tochter so was passieren würde … O Mensch, ich Idiot, jetzt war ich nicht in der Zentrale.«
    Rasch legte er sein Brötchen zurück auf den Teller und machte sich erneut auf den Weg.
    Der Fahrer schaute seinem Kollegen kopfschüttelnd hinterher. Markowski wartete seit zwei Tagen darauf, dass endlich der erlösende Anruf aus dem Kreißsaal kam und seine Frau seine Tochter zur Welt bringen würde.
    Nicht mehr zurechnungsfähig. Sollte sich beurlauben lassen, bis das Baby da ist.

10
    Vorsichtig setzte er sich auf. Da war nichts. Ungläubig strich er mit den Fingern über die Stelle oberhalb seines Ohres, verstärkte den Druck, drehte seinen Kopf hin und her – nichts.
    Zufrieden legte er sich zurück, streckte sich und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Erst ein wenig Janne. Recht hat er, der Kollege Masur, der Mistkerl, obwohl es genau gerechnet nur sechzehn Jahre Altersunterschied sind. Und dann seine Ausflüge nach Holland. Er erschrak fast vor der Gewissheit, dass nichts und niemand ihn daran würde hindern können, seine Eskapaden beizubehalten.
    Ich bescheiße mich, dachte Alvermann, selten so hellsichtig wie in diesem Moment, es sind mehr als Eskapaden. Ich fühle mich nirgendwo lebendiger als an diesem Ort. Und es geht nur mich etwas an.
    Plötzlich sah er Trüstedt vor sich, den Gesichtsausdruck des lebenden Trüstedt und gleich darauf den Toten auf den armseligen grauen Teppichfliesen. Alles vorbei, so vorbei wie bei Petersen, wie bei seinem Vater und wie bei Robert. Vor allem wie bei Robert. Der Schmerz rumorte auf die gewohnte Weise in ihm, und gleichzeitig verstand er, warum er auf dieses Gefühl, durch und durch lebendig zu sein, nie verzichten würde.
    Zurück zum Geschäft, ermahnte er sich.
    Der Streit mit dem Cheftechniker hatte gestern Abend interessante Ausmaße angenommen. Tatsächlich hatte der Schwager geantwortet, sehr zuvorkommend. Natürlich sei es bei einigem Geschick möglich, einen Mord als Suizid zu tarnen – inklusive positiver PVAL-Ergebnisse. Da schließe er sich der Meinung des Herrn Cheftechnikers der Kripo Karlsbach gerne an.
    Eiszeit! Na ja …
    Warum hatte sich jemand mit Trüstedt solche Mühe gemacht? War das ein reines Ablenkungsmanöver? Hatte jemand Freude am Inszenieren?
    Den ganzen Dienstag waren sie rumgerannt, hatten sogenannte Zeugen verhört, die nichts wussten, noch einmal Julia Boers in die Mangel genommen und Frau Wanders immer noch nicht erreicht. Und dann der Tanz mit dem Startechniker. Das war es.
    Komm, hoch mit den morschen Knochen, der Morgengruß wartet. Der wird nicht auch noch geknickt .
    Er beließ es bei drei Durchgängen, schließlich war er heute Morgen beschwerdefrei. Er rappelte sich auf und tappte ins Bad. Beachtlich, was in so eine Blase passt , wunderte sich Alvermann nicht zum ersten Mal. In der Küche stellte er sich ans Fenster und schaute hinaus. Grauer Himmel, aber der Regen hatte aufgehört, immerhin. Er schaute auf sein Außenthermometer. Neun Grad, Pulloverwetter, und das im Mai. Er war auf dem Weg ins Bad, als der Anruf kam. Die Uhr zeigte genau 6.15 Uhr.
    »Meiners. Morgen, Chef. Die Stettner-Klinik hat angerufen. Ein Mädchen, nebenan im Park. Erheblich verletzt nach Missbrauch. Unklar, ob sie durchkommt. Dachte, du willst informiert werden.«
    »Masur hat Rufbereitschaft. Ich bin unterwegs in meine Badewanne«, blaffte Alvermann.
    »Masur meldet sich nicht, und da dachte ich …«
    »Bin in fünf Minuten unten, Meiners.«
    Eilig zog er sich an und putzte sich währenddessen die Zähne. Dieser Vollidiot von Masur; hat keinen Spielraum mehr und geht nicht ans Telefon. Hoffentlich hat Meiners die Schnauze gehalten.
    Der Pullover, den er sich über den Kopf zog, blieb an der Zahnbürste hängen und zog sie ihm aus dem Mund. Sie landete auf dem Boden und nutzte die Gelegenheit,

Weitere Kostenlose Bücher