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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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ihren Kameras und den Videogeräten hatten die Bänke in Beschlag genommen, rauchten und schwatzten.
    »Wo bleibt denn der Fahrer? Die Zeit läuft uns davon, Mann. Hast du keinen Anhaltspunkt, wo wir hinmüssen?«, fragte ihn einer der Männer ungeduldig.
    Meiners schüttelte den Kopf und machte eine entsprechende Geste. Er verstand die Unruhe des Mannes; er selber stand auch unter Spannung. Es musste dringend etwas geschehen. Als er gerade nach seinem Handy griff, rief Alvermann an:
    »Der Fahrer kann nicht kommen, Unfall auf der Strecke nach Wertheim. Er musste wieder los, hat mir den Weg aber beschrieben.«
    Meiners kannte den Park kaum und konzentrierte sich auf Alvermanns Angaben.
    »Also, erst mal in Richtung See, da steht diese Holzplastik von Grünbaum, die mit dem Kind … Warte mal, ja, Herrgott, wo habe ich denn …? Hier, von da führt ein kleiner Weg durch ein Stück Wiese, wird dann zu einer Art Trampelpfad, und danach geht es durch ein Haselgebüsch weiter. Zirka fünf Meter weit in dem Gebüsch hat sie gelegen. Ich versuche, den Beifahrer zu finden, einen Gerd Markowski. Seht zu, was ihr machen könnt. Sperrt auf jeden Fall großräumig ab. Bis später.«
    Alvermann wurde langsam fuchsteufelswild. Hier ging zu viel daneben. Wo blieb dieser Idiot von Beifahrer? Ihm musste doch klar sein, dass er dringend gebraucht wurde. Er hatte als Erster Kontakt zu dem Mädchen gehabt.
    Als er in den Vorraum der Ambulanz zurückging, sprach ihn eine Schwester an:
    »Sie suchen den Markowski, oder? Der war vorhin noch in der Kantine. Er hat mir kurz von diesem Mädchen erzählt, war wohl ziemlich durcheinander.«
    »Sein Kollege hat mir gesagt, dass er zur Zentrale wollte. Da ist er aber nicht angekommen. Was muss denn sonst nach einem Einsatz noch erledigt werden?«
    »Eigentlich nur der Schreibkram in der Zentrale. Ich verstehe das nicht. Das muss direkt nach einem Einsatz erledigt werden. Außerdem ist er noch im Dienst. Der zweite Krankenwagen kann nicht raus ohne Beifahrer. Er kann doch nicht einfach … Warten Sie.«
    Die Schwester benutzte einen Piepser, und kurz darauf klingelte ihr Handy:
    »Mensch, Gerd, wo bist du denn? Du wirst gebraucht.«
    Sie hörte einen Moment zu und legte dann auf.
    »Er ist im Kreißsaal bei seiner Frau. Die Wehen haben angefangen. Wird aber noch dauern. – Erstgebärende. Er kommt jetzt hierher.«
    Eine Minute später war Markowski zur Stelle. Nachdem er versichert hatte, die Worte des Mädchens nicht verstanden zu haben, nicht einmal mit Sicherheit die Sprache einordnen zu können, schickte Alvermann ihn los zum Stettnerpark.
    Der Glaskasten, der wie ein Schiff gebaut war und in den Flur der Intensivstation hineinragte, schien türlos zu sein. Mitten auf der Glaswand stand in roter Schrift: »Hier sprechen.« Alvermann kam sich dämlich vor, als er der Aufforderung folgte und vor die geschlossene Front sprach – in der Hoffnung, den jungen Mann auf sich aufmerksam zu machen, der in einem Ordner Eintragungen vornahm.
    »Kann ich bitte mit einem Arzt sprechen, der mir etwas über das Mädchen aus dem Stettnerpark sagen kann?«
    Das Milchgesicht schaute nicht hoch:
    »Wer will das wissen?«
    »Menschenskind … vielleicht riskieren Sie mal einen Blick«, schnauzte Alvermann.
    Der Glaskastenkapitän warf ihm einen müden Blick zu und schrieb weiter.
    »Hab ich. Und jetzt?«
    Alvermann zwang sich zur Ruhe.
    »Junger Mann, mein Name ist Alvermann, und ich bin von der Kripo. Ich brauche dringend alle Informationen über das Mädchen aus dem Stettnerpark. Ich möchte augenblicklich mit einem Arzt sprechen. Bitte veranlassen Sie das!«
    Der Schnösel stand auf und kam wie von Geisterhand durch eine Glastür, die gleich wieder verschwand.
    »Ich bin der Dienst habende Arzt. Darf ich mal Ihren Ausweis sehen?«
    Konsterniert starrte Alvermann auf die Glasfront mit der verschwundenen Tür, als die Worte in sein Bewusstsein sickerten. So sehen heute also fertige Ärzte aus! Er zeigte seinen Ausweis.
    »Doktor Krebber. Also, wir haben das Mädchen in ein künstliches Koma versetzt; seine Überlebenschancen sind schlecht. Operieren können wir erst, wenn der Kreislauf stabil ist.«
    »Was denken Sie – wie alt ist sie?«
    »Sie sieht jünger aus, als sie ist. Schätze sie auf dreizehn oder vierzehn Jahre. Der Kerl hat sie mit irgendwelchen Gegenständen traktiert; Vagina und Anus sind übel zugerichtet. Wir haben das Nötigste getan, aber es gibt innere Verletzungen, die wir noch nicht

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