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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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Nichts, gar nichts bis auf einen Koffer mit alter Kleidung und einen Karton mit Übersetzungen medizinischer Texte. Beides hatte Alvermann schon gründlich durchgesehen. Er ging zurück in die Wohnung. Als seine Abarisco brannte, gestand er sich ein, dass er Schlechtriem allzu gern mit einem interessanten Fund aufgescheucht hätte. Er verlor sich in einem kleinen Dialog:
    »Sie haben sich Trüstedts Wohnung schon vorgenommen?«
    »Was soll die Frage, Alvermann? Das wissen Sie doch wohl.« (Die Stimme des Cheftechnikers – gelangweilt und eine Spur aggressiv, seine Stimme gelassen, professionell).
    »Ah ja, das erstaunt mich jetzt allerdings.«
    »Alvermann, Sie nerven. Was wollen Sie? Ich habe zu tun!«
    »Nichts weiter, bin hier nur bei einem oberflächlichen Durchgang auf Schlüssel zu einem Schließfach gestoßen.«
    Das wäre es doch, nicht mehr und nicht weniger.
    Aber der Schlüsselbund, der vor ihm auf dem Tisch lag, bestand aus drei Schlüsseln, Haustür, Wohnungstür und Kellerschloss, genau wie das Zweitbund, das die Technik hatte. Und nichts in dieser Klosterzelle, was auf weitere Räumlichkeiten, ein Schließfach oder Ähnliches hingewiesen hätte. Alvermann wollte nicht glauben, dass das hier alles sein sollte, was von Trüstedts Leben übrig geblieben war.
    Gegen 19 Uhr traf er auf dem Flur vor seinem Zimmer Johanna König.
    »Na, wie war es?«
    Sie verdrehte die Augen.
    »Erst prima. Vorträge über PVAL, dann Kaffee und wieder Vorträge. Außerdem hat er mir sein neuestes Spielzeug vorgestellt. Interessant, irgendwas über Messungen von Flugbahnen, wenn die Kugeln …«
    »Johanna!«
    »Dann hat Meiners mich angerufen, und ich habe es ganz vorsichtig versucht, ehrlich. Da hat er mich rausgeschmissen.«
    »Gut, mach, dass du nach Hause kommst. Bis morgen.«
    Alvermann hatte schon häufig Auseinandersetzungen mit Schlechtriem gehabt. Dass die klimatischen Verhältnisse sich immer beruhigten, hatte vor allem mit seinen Bemühungen zu tun; schließlich war er abhängig von schnellen Ergebnissen.
    Sicher, den Cheftechniker noch im Labor anzutreffen, wählte er dessen Telefonnummer. Nach einem kurzen Gespräch lagen die Temperaturen bei 40 Grad minus, ohne Aussicht auf Wetterberuhigung.
    »Wie kann jemand nur so ein riesengroßes Superarschloch sein?«, tobte Alvermann anschließend und zündete sich die vierte oder fünfte Abarisco an. Schließlich war es schon nach 18 Uhr!
    Er brauchte dringend jemanden von außen, der weniger borniert auf einer einmal geäußerten Meinung beharrte. Ihm fiel nur Schlechtriems Vorgänger ein. Aber war der mit dem neuesten Schnickschnack vertraut? – Sicher nicht.
    Dann wusste er, wie er es machen würde. Er schrieb eine kleine Mail an das lka , an Schlechtriems Schwager.

8
    Der Junge nahm die Abkürzung, lief hinter dem See entlang. Der Kies knirschte unter seinen Füßen. Wie laut das in der Stille war. Wo blieben die Morgenkrakeeler? Könnten die doch bloß dieses eine Mal früher mit ihrem Lärm beginnen. Aber nein, die hatten ihre bestimmten Zeiten und gaben vorher keinen Mucks von sich – laut Sachkunde bei Frau Redlich. Manches war gar nicht so blöd, was sie einem in der Schule beibrachten. Der Anfang von »Alle Vögel sind schon da« tauchte in seinen Gedanken auf und verschwand gleich wieder. Wenigstens kannte er sich hier besser aus als die Männer, die den Weg vorne durch den Eingang nehmen mussten. Endlich konnte er die Hecke erahnen und blieb einen Moment stehen, versuchte leise zu atmen, was bei dem Tempo, das er vorgelegt hatte, nicht einfach war. Er lauschte. Nichts zu hören. Hier war die Dunkelheit wie schwarze Tinte über Bäume und Sträucher gelaufen. Die Bogenlampen erhellten nur die Hauptwege, die sich durch den Park zogen. Und diese Lampen hatte man auch erst angebracht, nachdem hier vor einigen Jahren eine Frau überfallen worden war und die Bürger daraufhin aufgemuckt hatten. Von den Fenstern der Häuser auf der anderen Seite der Hecke waren erst zwei, drei erhellt. Er schob Zweige zur Seite und kroch durch die enge Öffnung. In wenigen Sekunden war er an der Straße und blieb im Schatten der Büsche hocken. Die Männer kamen gerade von rechts über den Parkplatz. Sie gingen schnell; der mit der Glatze einen Schritt vor dem Alten. Vor einer schwarzen Nobelkarosse blieben sie stehen, vielleicht fünfzig Meter von ihrem Beobachter entfernt. Sie liefen vor dem Auto hin und her, flüsterten miteinander, und der Alte fuhr sich dauernd durch die

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