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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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mit ihren Borsten ein paar Haare aufzunehmen.
    »Welche Sau putzt hier?«, wollte Alvermann wissen und warf die Zahnbürste in den Müll. Er suchte noch seine Schlüssel, als Meiners an der Haustür schellte.
    »Fünf Minuten, Meiners, hast du keine Uhr?«, rief er in die Sprechanlage. Er hörte Meiners lachen. Wo war der Schlüssel, Herrgott noch mal? Egal, im Büro lag noch ein Ersatzschlüssel. Er lief die Treppe hinunter, immer drei Stufen auf einmal nehmend.
    Die Eschenbachstraße war um diese frühe Morgenstunde wie ausgestorben. Nur Frau Nösser, die alte Dame, die unter ihm wohnte, sah er gerade um die Ecke biegen. Wahrscheinlich war sie beim Bäcker auf der Friedrichstraße, überlegte Alvermann. Um diese Zeit, nicht zu glauben. Sie winkte ihm begeistert zu, und Alvermann machte eine formvollendete Verbeugung in ihre Richtung.
    Meiners hatte schon den Motor angelassen, als Alvermann sich auf den Beifahrersitz fallen ließ.
    »Bei allem Respekt, Chef: Du hast Zahnpasta auf der Hose.«
    »Hatte keine Pizza zur Hand.«
    Alvermann versuchte, das weiße Zeug mit dem Fingernagel abzukratzen, ohne Erfolg. Meiners hatte inzwischen ein Brötchen vom Rücksitz geangelt und roch genießerisch an dem Belag. Als er hineinbeißen wollte, nahm Alvermann es ihm aus der Hand.
    »He, das ist Leberwurst.«
    »Eben drum. Du hast mich um mein Frühstück gebracht und um die Badewanne, also nerv nicht. Denk lieber an deine Cholesterinwerte.«
    Meiners holte sich ein zweites Brötchen aus der Tüte.
    »Hier, das ist nur Käse. Lass uns wenigstens tauschen.«
    »Hör auf zu nörgeln und iss. Also?«
    »So gut wie nichts. Das Mädchen wurde im Stettnerpark gefunden. Missbrauch, erhebliche Verletzungen. Der Junge, der sie gefunden hat, hängt am Tropf. Hat wohl einen Schock. Der Beifahrer vom Krankenwagen ist verschwunden. Der sollte uns den Weg zeigen.«
    »Was heißt ›verschwunden‹?«
    »Na, dass er nicht auffindbar ist. Und wieso ein Junge um diese Zeit im Park durch die Büsche kriecht, frage ich mich auch. Die Technik ist unterwegs. Sie schicken den Fahrer zum Vordereingang, wenn nicht vorher ein Einsatz kommt.«
    »Und die Rechtsmedizin?«
    Alvermann suchte in den Taschen seines Mantels. Fluchend klopfte er die Hosentaschen ab. Meiners grinste und reichte ihm sein Handy.
    »9220, Chef. Doktor Kempa ist unterwegs.«
    Alvermann wählte.
    »Menschenskind, wieso meldet sich niemand? Die Zentrale sollte doch … Kripo Karlsbach, Alvermann hier. Es geht um die Aufnahme vor zirka zehn Minuten. Das Kind aus dem Stettnerpark.«
    Er wurde mit der Ambulanz verbunden und erfuhr, dass das Mädchen inzwischen auf der Intensivstation sei und man versuchen würde, dort jemanden zu erreichen. Es dauerte, bis sich wieder jemand meldete:
    »Schwester Claudia hier. Kann ich zurückrufen? Wegen der Schweigepflicht …«
    »Das ist schwierig. Ich bin unterwegs und rufe vom Handy aus an. Schwester, bitte, nur eine kurze Information. Wie geht es dem Kind. Ist es ansprechbar?«
    »Nein. Über die Schwere seiner inneren Verletzungen wissen wir noch nichts. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Ein Arzt sei nicht zu sprechen, nein, die hätten jetzt anderes zu tun.
    »Und der Junge, der sie gefunden hat?«
    »Der Junge ist noch hier. Er hat einen leichten Schock und wird behandelt. Name und Adresse haben wir bisher nicht; er spricht nicht mit uns.«
    »Lassen Sie ihn auf keinen Fall gehen. Ich komme gleich rüber. Doktor Kempa von der Rechtsmedizin ist auf dem Weg. Und bitte fassen Sie die Sachen des Mädchens nur mit Gummihandschuhen an.«
    »Da gibt es nichts anzufassen. Keine Kleidung, keine Tasche, nichts. Und die Rechtsmedizin haben wir schon benachrichtigt, das ist unser Job.«
    Alvermann verkniff sich eine Bemerkung, bedankte sich und legte auf.
    »Meiners, du fährst zum Stettnerpark. Warte auf den Fahrer, und schau dir dann den Fundort an, Nachbarschaft und so weiter. Organisiere gleich die Befragung, und lass den Platz weiträumig sperren. Mich kannst du an der Klinik rauslassen.«

11
    Meiners wartete am Eingang zum Stettnerpark. Der Fahrer, der sie führen sollte, ließ auf sich warten. Meiners tigerte immer wieder zur Imbissbude, die partout nicht ihre Fensterläden öffnete. Der ranzige Fettgeruch war zwar nicht einladend, aber er hatte noch Hunger. Solange der Chef mir meine Brötchen wegfrisst, dachte er, kann er so krank gar nicht sein, aber ich verhungere hier langsam und qualvoll.
    Die Techniker mit ihren Koffern, die Fotografen mit

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