Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
Vom Netzwerk:
Tulpen in der Hand.
    Es war gut, dass sie da war. Sie drückte ihm den Strauß in die Hand und strich dann mit ihren Fingern vorsichtig über seine Lippen.
    »Die mag ich so, weißt du?«, sagte sie.
    Der Anfang konnte als gelungen betrachtet werden. Seine Hand schaffte es immer, ihre Haut zu berühren. Dann fragte sie irgendwann:
    »Fährst du noch nach Holland?«
    »Nein«, sagte Alvermann und zwang sich, Janne in die Augen zu schauen.
    Er kam sich vor wie ein Schwein.
    »Wieso nicht? Ich meine, du hast mir sehr deutlich gemacht, dass dir das wichtig ist und dass du nicht darauf verzichten möchtest.«
    »Hör auf, Janne, mich in die Ecke zu drängen. Ich habe dir gesagt, dass ich nicht mehr fahre, das muss reichen.«
    »Ich überlege hin und her, wieso ich dir das nicht lassen kann. Es nimmt mir nichts, und ich mache auch Erfahrungen, die du nicht teilst.«
    »Sexuelle Erfahrungen?«, fragte er alarmiert.
    Janne schaute ihn amüsiert an.
    »Und wenn?«
    »Dann wäre ich einerseits entlastet, und andererseits will ich es mir gar nicht erst vorstellen!«
    Janne reagierte nicht, rief stattdessen den Kellner, um Wein zu bestellen. Alvermann spürte, wie es in ihm zu arbeiten begann.
    »Was treibst du da?«
    Er griff nach ihrem Arm und zog sie zu sich.
    »Hör auf, du tust mir weh!«
    »Ich will wissen, wer es ist.«
    »Da gibt es nichts mehr. Es ist zu Ende, bevor es überhaupt angefangen hat.«
    »Ein Kollege? Hast du noch Kontakt zu ihm?«
    »So ist das, Erik. Was wir selber tun, ist nichts Dramatisches, wir gestehen es uns zu. Nur das, was der andere tut, ist ein Stück Hölle. Ja, ich war die letzten Wochen öfter mal da, bei ihm und in der Hölle.«

33
    Ellen Neussers Finger flogen über die Tastatur, als Alvermann nach einer Nacht der Versöhnung das Sekretariat betrat.
    »Mein Gott, Chef, fast wie der Masur. Gesoffen, gehurt oder beides?«
    »Ich muss schon sagen, die Frage lässt an Klarheit nichts zu wünschen übrig und verdient eine klare Antwort: Es geht dich einen Scheißdreck an. Und, irgendwas für mich?«
    Alvermann griff in die Tüte mit Lakritzschnecken.
    »Je öller, je döller. Nichts bis jetzt, kann aber noch kommen. Der Tag ist ja noch jung.«
    Als er in seinem Zimmer stand, ließ er die Nacht mit Janne Bild für Bild vor seinem geistigen Auge ablaufen; für die schönsten nahm er sich Zeit. Und in den Spiegel im Schlafzimmer hatte er wieder nicht geschaut. Eigentlich schade – das wäre sozusagen ein gerahmtes Bild geworden.
    Der Morgen danach war eher weniger erbaulich, vor allem, weil Janne unausgeschlafen und zickig gewesen war. Daran änderte auch der Kaffee aus seiner Espressomaschine nichts, ein Geschenk seiner Kollegen zu irgendeinem Jubiläum. Und erst recht nicht sein Versuch, sie auf Trab zu bringen:
    »Janne, es ist schon nach neun, komm jetzt, an der Frisur ist eh nichts mehr zu retten.«
    Aber wenig später, kaum dass die Haustür ins Schloss gefallen war, hatte sich ihre Laune schlagartig gebessert. Lotte von Gegenüber war auf ihrem roten Flitzer über die Straße gebraust gekommen und hatte mit einem eleganten Bremsmanöver vor Janne angehalten.
    Eine schnelle, aber gründliche Musterung war erfolgt.
    »Ist das dein Kind, Herr Halber Mann?«
    »Nein, Lotte, ich habe keine Kinder. Das ist meine Freundin Janne, und du hast nicht aufgepasst, als du über die Straße gefahren bist.«
    »Hab ich ja wohl. Aber du hast nämlich so Haare wie meine Oma, und die sieht ohne Brille auch nix.«
    »Was?«, fragte Alvermann amüsiert, »wie deine Oma?«
    Lotte war sich mit ihren kleinen Händen über die Schläfen gefahren:
    »So graue eben, da und da.«
    Dann war sie mit ihrem Tretauto wieder davongefahren, nicht ohne vorher demonstrativ den Kopf erst nach links und dann nach rechts gedreht zu haben. Und es war auch noch Zeit, Alvermann einen triumphierenden Blick zuzuwerfen.
    Janne schaute ihr lachend hinterher, während Alvermann brummelnd das Auto aufschloss: »Kaum auf der Welt und machen uns schon fix und fertig!«
    Als sie an der Klinik angekommen waren, hatte er sie am Arm gehalten und noch nicht gehen lassen wollen:
    »Ich muss dir noch dringend etwas sagen, zu heute Nacht. Auch wenn es mir nicht leichtfällt.«
    »Ach ja, und was? Nach dieser Vorrede ist es entweder was wirklich Dramatisches oder eine Unverschämtheit. Also was von beidem?«
    »Du hast geschnarcht und beim Ausatmen immer noch so ein ›Pühü‹ drangehängt. Das hat sich … nicht sehr erotisch angehört.«
    Vor

Weitere Kostenlose Bücher